Eine Straße im Neckarpark wird nach Clara Ritter benannt. Quelle: Unbekannt

Laut Beschluss des Gemeinderates wird eine Straße im neuen Wohn- und Gewerbepark nach Clara Ritter, der Erfinderin der quadratischen Schokolade, benannt.

Bad Cannstatt Ehre, wem Ehre gebührt. Der Gemeinderat hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, eine Straße im künftigen Wohn- und Gewerbepark nach Clara Ritter zu benennen. Damit folgte die Vollversammlung am Donnerstag dem Vorschlag des Bezirksbeirats Bad Cannstatt. Die Clara-Ritter-Straße, die nach der Erfinderin der Schokolade im quadratischen Format benannt wird, liegt südlich des verlegten Teilbereichs der Benzstraße.

Geboren wurde Clara Ritter am 2. Dezember 1877 in Tomerdingen bei Ulm als Clara Göttle. Sie und ihre sieben Geschwister mussten oft auf Kosten des Schulbesuchs in Land- und Gastwirtschaft helfen. Trotzdem konnten Clara eine Ausbildung zur Verkäuferin in einem Feinkostgeschäft machen.

Clara Göttle eröffnete um 1900 mit ihrer Schwester ein Süßwarengeschäft in der Bahnhofstraße in Cannstatt, wo Reisende auf dem Weg zur Bahn eine kleine Stärkung einkaufen konnten. Damit legte sie den Grundstein für die Schokoladendynastie Ritter-Sport. Sie war kreativ, risikofreudig, und ein Schokoladengeschäft war in Cannstatt ein gutes Investitionsobjekt. Mit Schokolade, die im Laufe des 19. Jahrhunderts zum Statussymbol des Adels und des gehobenen Bürgertums geworden war, wollte Clara Göttle in ihrem fein ausgestatteten Laden die wohlhabende Kundschaft der Bäderstadt erreichen.

Am 4. Juli 1912 heiratete sie den Konditor Alfred Ritter. Kurz darauf gründete das Ehepaar in Cannstatt die Schokoladen- und Zuckerfabrik Ritter. In der Sodener Straße wurde produziert und gleich nebenan gewohnt. Der Hausflur diente als Warenlager. Der Sohn Alfred, der 1914 geboren wurde, erinnerte sich daran, dass seine Mutter ganz fürs Geschäft lebte. Verkauf, Kundschaft und Werbung hatten Vorrang, den Haushalt überließ sie zwei Hausangestellten. Die Firma expandierte: am 27. Februar 1919 kaufte das Ehepaar ein rotes Backsteingebäude in der Wilhelmstraße 16 - das Stammhaus der Schokoladenfabrik Ritter. Weitere Geschäfte wurden in der Marktstraße und der Bahnhofstraße eröffnet.

1926 hatte der Betrieb 80 Beschäftigte und einen eigenen Verkaufslastwagen. 1930 verlegten die Ritters ihren Standort der Größe wegen nach Waldenbuch. Direkt neben der Fabrik lag ein Sportplatz. Clara Ritter mit ihrem Blick für Kundenbedürfnisse erkannte, dass der Schokoladen-Imbiss, den Sportler und Zuschauer sich auf dem Weg zum Fußball bei Ritters kauften, eine ungünstige Form hatte. „Machen wir doch eine Schokolade, die in jede Jackentasche passt, und die das gleiche Gewicht hat wie die normale Langtafel.“

Damit war 1932 das Quadrat als Firmensymbol erfunden und „Ritter’s Sport-Schokolade“ wurde zum Verkaufsschlager. Die Firma expandierte, Clara Ritter jedoch blieb bescheiden. Bis zu ihrem Tod stand die von ihren Angestellten verehrte Seniorchefin jeden Tag in ihrem Lädle neben der Fabrik. Den weltweiten Erfolg der Ritter-Sport-Schokolade erlebte sie nicht mehr. Clara Ritter starb am 15. März 1959.