Projektleiter Jörg Nagel steht an der Treppe, wo die Innenarchitekten einen Platz für den Aufzug gefunden haben. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Vor knapp zwei Wochen hat die Kundenbetreuung im Interimscontainer auf dem Mitarbeiterparkplatz begonnen. Nur wenige Meter entfernt sind seitdem auch Bauarbeiter in dem 60 Jahre alten AOK-Gebäude in der Brunnenstraße im Einsatz. Es wird in den kommenden 16 Monaten von Grund auf modernisiert und energetisch saniert.

Kaum waren die AOK-Mitarbeiter in ihre Interimscontainer umgezogen, starteten die Entkernungsarbeiten. Die Teppichböden sind bereits entfernt, auch große Teile der Decken weisen Löcher auf. „Hier gab es bereits Asbestuntersuchungen - Gott sei Dank wurde bisher noch nichts gefunden“, sagt Projektleiter Jörg Nagel. Gerichtet werden müsse viel in dem 60 Jahre alten Bau, der sich im Besitz der AOK befindet und am 30. September 1958 eingeweiht wurde. „Die Räume sind nach heutigen Maßstäben vom Zuschnitt her zu klein und - was das Tageslicht angeht - viel zu dunkel“, so Jörg Nagel. Auch die Bausubstanz des Gebäudes lässt in einigen Bereichen zu wünschen übrig. Mit sein größtes Manko: „Es ist nicht barrierefrei und braucht dringend einen Aufzug“, sagt der Projektleiter und zeigt auf das Treppenhaus, in dessen Mitte der Lift eingebaut werden soll.

Zudem wird es komplett energetisch saniert und mit neuen Strom- und Wasserleitungen ausgestattet. Die Räume im Erdgeschoss werden komplett neu gestaltet, wobei hier auch künftig der Schwerpunkt in der Beratung liegen soll. Im ersten Stock wird es weitere Büros geben, wobei generell in 90 Prozent der Räume maximal drei Personen arbeiten sollen. Größere Einheiten, die heute wieder auf dem Vormarsch sind, kommen für die AOK schon wegen des Schutzes der Privatsphäre der Kunden nicht in Frage.

Öffentlich wurde das Sanierungsvorhaben Anfang 2015 durch Christian Kratzke. Der Geschäftsführer der AOK-Bezirksdirektion Stuttgart-Böblingen nannte damals als Wiedereröffnungstermin Ende 2016. Doch dass das Leben kein Wunschkonzert ist, merkten die AOK-Verantwortlichen schnell. Zum einen verhinderte ein Großprojekt in Böblingen, wo die AOK ein Gesundheitszentrum auf dem Flugfeld plant, das ambitionierte Ziel. Was ebenfalls zeitraubend war: Das Kundencenter in der Brunnenstraße ist das drittgrößte der AOK Stuttgart-Böblinger. Fast 41 000 Versicherte werden hier betreut. Angesichts dieser großen Zahl versteht es sich von selbst, dass die Einrichtung nicht einfach für mehr als ein Jahr geschlossen werden kann, um die notwendigen Sanierungsarbeiten zu erledigen. „Fast 200 Kunden steuern täglich die Brunnenstraße an“, sagt AOK-Pressesprecherin Wassiliki Babel. Aus diesem Grund entschied man sich für Interimscontainer.

Doch obwohl seit Juni die Umbaugenehmigung für das Gebäude vorlag, konnte man noch nicht loslegen. Denn erst im Spätherbst wurde ein Unternehmen gefunden, dass auf dem Mitarbeiterparkplatz die Container errichten sollte. Seit etwa Mitte Dezember sind sie in Betrieb und in vier Sprachen ausgeschildert. Dort kann die Kundenberatung von insgesamt 21 AOK-Mitarbeitern in den kommenden Monaten ohne Einschränkungen zu den bisherigen Öffnungszeiten stattfinden. Mit der Fertigstellung rechnet Jörg Nagel im zweiten Quartal 2019.

Wann das Außengerüst aufgestellt wird, steht noch nicht fest. Fest steht jedoch, dass die markante Fassade erhalten wird. Der keramische Wandteppich war vor 60 Jahren nach den Entwürfen von Kunstmaler Hermann Metzger und seiner Tochter Irene entstanden. Er zeigt auf bunten, gebrannten Kacheln Wappen von Handwerkerzünften, von Bad Cannstatt und Stuttgart sowie natürlich das Logo der AOK.