Neben Ziegen, Hasen und Schafen gibt es auf dem Stadtteilbauernhof auch Pferde. Quelle: Unbekannt

Der Stadtteilbauernhof braucht mehr Geld. Die Stadt Stuttgart hat nach einem Treffen zwar die Probleme erkannt, aber die Unterstützung reicht derzeit noch nicht aus.

Bad CannstattDer Stadtteilbauernhof in Bad Cannstatt braucht zur Aufrechterhaltung seines Betriebes mehr Personal und Geld. Den 21 weiteren Aktivspielplätzen oder Stadtteilbauernhöfen im Stuttgarter Stadtgebiet geht es ähnlich. Sie tragen einen großen Teil dazu bei, dass Kinder, die in städtischer Umgebung aufwachsen, Kontakt zu Pflanzen und Tieren erhalten. Die Jugendfarmen kommen in der Stadt sehr gut an, sie boomen.

Ende der 80er Anfang der 90er Jahre wurden die ersten Aktivspielplätze und Stadtteilbauernhöfe in Stuttgart eingerichtet. Damals noch auf Eigeninitiative von Eltern, die ihren Kindern Freizeitmöglichkeiten in naturnaher Umgebung bieten wollten. Die erste Einrichtung dieser Art war die Jugendfarm Elsental in Kaltental. Stuttgart gehörte damit früher zu den Pionierstädten auf diesem Gebiet. Im Laufe der Zeit hat die Stadt dann erkannt, wie wichtig diese Projekte sind und hat begonnen sie teilweise zu finanzieren. Man legte fest, dass jede Jugendfarm zwei Pädagogenstellen finanziert bekommt. Hieraus entsteht nun eines der Hauptprobleme: Die Finanzierung findet unabhängig von der Größe der Anlage statt und wurde nicht an die gestiegenen Anforderungen angepasst.

Neben dem Normalbetrieb kommen immer mehr Kooperationen mit Schulen und Kitas dazu. „Wir mit unserem zwei Hektar großen Gelände haben zum Beispiel die gleiche finanzielle Unterstützung wie der deutlich kleinere Aktivspielplatz im Seelberg“, sagt Martin Nußbaum, Vorsitzender des Vereins „Stadtteilbauernhof mit Tieren leben“, der die Einrichtung in den Wannenäckern beim Bad Cannstatter Krankenhaus betreibt. „Die finanziellen Mittel und die Personalstellen sind für unseren Hof viel zu knapp bemessen“, ergänzt er. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Stadt die Jugendfarmen nur unterstützt, wenn sie bestimmte Leistungen bieten. Diese Leistungen können aber nur mit genug Personal und Geld geleistet werden. Ein Teufelskreis. So würden die Verantwortlichen gerne auch sechs Tage die Woche ihren Bauernhof öffnen. Das funktioniert allerdings nur mit einer extra Personalstelle. „Wir benötigen nicht nur für einen zusätzlichen Öffnungstag eine Stelle mehr, sondern vor allem auch um im Krankheitsfall eines Mitarbeiters flexibel zu sein und den Betrieb aufrechterhalten zu können“, so das Vorstandsmitglied.

Teure Grünflächenpflege

Ein weiteres großes Problem der Jugendfarmen: Auch die Pflege des Geländes muss aus den städtischen Mitteln finanziert werden. „Reparaturen und die Pflege der Grünflächen sind ein kostspieliges Unterfangen. Auch hier würden wir uns mehr Unterstützung von der Stadt wünschen. Am liebsten wäre es uns natürlich, wenn sie die Kosten zum Unterhalt voll tragen würde.

Doch nicht nur in Sachen pädagogischem Personal und Platzpflege fehlt das nötige Kleingeld, sondern auch in der Verwaltung. Die wird zurzeit nur von Ehrenamtlichen geleistet. „Hier würden wir uns eine halbe Personalstelle mehr wünschen, die sich zum Beispiel um benötigte Anschaffungen für das Haus und die Tiere kümmert .“ Man könne sich an den Sport- und Musikvereinen orientieren, wo organisatorische Unterstützung durch städtische Ämter erfolgt. Eine weitere 50-Prozent-Stelle würde sich der Stadtteilbauernhof in der Koordination wünschen. „Damit könnten wir unsere vielfältigen Aktionen besser ordnen und auch weitere Aktivitäten möglich machen“, sagt Cordula Sinner-Strobel, ein weiteres Vorstandsmitglied.

Stadt erkennt die Probleme

Um ihren Sorgen eine gemeinsame Stimme zu geben, hat sich die Hälfte der Jugendfarmen bereits im Oktober vor dem Treffen mit dem Jugendamt und der Jugendhilfeplanung zusammengeschlossen. Die Aussprache mit der Stadtverwaltung brachte auch erste Ergebnisse: „Wir konnten dem Jugendamt unsere Probleme deutlich aufzeigen. Dieses hat unsere Sorgen erkannt und Hilfe zugesichert“, sagt Nußbaum. Das Konzept des Jugendamtes zur Finanzierung für den Doppelhaushalt 2020/2021 soll im Juni 2019 vorliegen. Nußbaum wünschte sich einen früheren Termin, um mögliche Änderungen länger bearbeiten zu können.