Wird derzeit abgerissen: das Gebäude Spreuergasse 34. Foto: Rehberger - Rehberger

Das markante Gebäude Spreuergasse 34 wird derzeit abgerissen und macht einem Neubau Platz. Die Stadtmauer hinter dem Gebäude und der Torbogen an der Fassade müssen erhalten werden.

Bad Cannstatt Es ist ein markantes Gebäude, zigfach fotografiert, weil im Sommer außer viel Grün nicht viel vom Haus zu sehen ist. Oder besser war. Denn seit vergangener Woche wird das Gebäude Spreuergasse 34 abgerissen. Passanten bleiben immer wieder stehen und beobachten das Geschehen, schütteln verwundert den Kopf. „Das ist doch ein erhaltenswertes altes Gebäude gewesen“, sagt ein Mann. „Das steht doch bestimmt unter Denkmalschutz.“ Nein, hier irrt der Passant. Das Haus wurde vermutlich im 15. oder 16. Jahrhundert gebaut, unter Denkmalschutz stehen lediglich Teile der Stadtmauer hinter dem Haus und der Torbogen im Eingangsbereich. Sie müssen erhalten und in den Neubau integriert werden. Das ist Auflage der unteren Denkmalbehörde. „Und das hat der Eigentümer der Denkmalbehörde zugesichert“, sagt Sven Matis, Sprecher der Stadt Stuttgart.

Das Bauvorhaben beschäftigt auch die CDU-Bezirksbeiratsfraktion. Da sich der Neubau in die städtebauliche Situation der Altstadt einfügen soll, aber auch aufgrund seiner zentralen Lage und Bedeutung in der Altstadt wird beantragt, dass in einer der nächsten Sitzungen des Bezirksbeirates Bad Cannstatt das Bauvorhaben in der Spreuergasse 34 vorgestellt wird. „Insbesondere interessiert uns, wie der erhaltenswerte Teil in den Neubau integriert wird und wie dieser dann auch zur Gesamtsituation Altstadt passt“, heißt es im Antrag.

„In den letzten 40 Jahren ist mit dem Haus nicht viel passiert“, beschreibt Hans Betsch, Ehrenvorsitzender von Pro Alt-Cannstatt. Seiner Meinung nach wurde es zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert an die Stadtmauer gebaut. „Das war davor noch verboten.“ Das Gebäude daneben, in dem das Restaurant „Zum Ackerbürger“ seine Kunden empfängt und das 1550 erbaut wurde, nutzt die Stadtmauer als Rückwand. „Davon gab es in Cannstatt einige Häuser.“ Eines davon stand neben dem Kaufhof. „Da wurde die Stadtmauer erst beim Abriss entdeckt und erhalten.“ Die Stadtmauer wurde zwischen 1487 und 1550 erbaut und ab 1815 abgetragen. Das größte noch erhaltene Teilstück der Stadtmauer steht zwischen Badstraße und Felgerhof und wurde auf Veranlassung des Regierungspräsidiums Stuttgart saniert. Das Gebäude Spreuergasse 34 erhielt einen zweiten Eingang, der direkt in den Keller führte. „Das war einfacher, um die Fässer zu transportieren“, so Betsch.