Der hässliche, aber wichtige Martin-Meyer-Steg soll für 50 000 Euro verschönert werden. Foto: Uli Nagel - Uli Nagel

Die Stadt will das seit Jahren leerstehende Gebäude Ecke König-Karl- und Eisenbahnstraße kaufen. Das Problem: Das Erbbaurecht auf das Grundstück endet erst 2026.

Bad CannstattDer Wilhelmsplatz steht oft in der Kritik. Doch nicht nur die chaotischen Verkehrsverhältnisse werden an den Pranger gestellt. Die großen Gebäude, die in den 60er- und 70er-Jahren dort entstanden sind, werden von vielen Bürgern als „Bausünden“ oder „städtebaulichen Katastrophen“ tituliert. Das auffälligste Beispiel für den Verfall ist die unmittelbar neben dem Parkhaus gelegene Immobilie an der Ecke König-Karl- und Eisenbahnstraße.

Das Gebäude steht schon lange leer. Mal sammelte sich dort der Müll, mal wurden eingeschlagene Scheiben nur provisorisch mit Klebeband repariert. Nachdem vor mehr als zehn Jahren die McDonald’s-Filiale ausgezogen war, folgten eine türkische Musikbar und ein orientalisches Schnellrestaurant. Dann war Schluss. Im Jahr 2014 schien sich bei der Immobilie etwas zu tun. Es wurde kräftig renoviert und es ging das Gerücht um, dass im Obergeschoss ein griechisches Luxus-Café eröffnen wollte. Bestätigen konnte das niemand, weder das Stadtplanungsamt, noch die Wirtschaftsförderung. Im Gegenteil, deren stellvertretender Leiter Dieter Rentschler sagte damals, dass es ungewöhnlich sei, wenn eine Immobilie dieser Größe so lange leer stehe.

Stadt will Gebäude kaufen

Fakt ist: Das Gebäude ist Teil eines Immobilienkomplexes, der die Flurstücke König-Karl-Straße 69 und Eisenbahnstraße 12 umfasst. Eigentümer ist die B+B Parkhaus GmbH sein. Laut Stadt handelt es sich um ein städtisches Grundstück, das per Erbbaurecht einem privaten Eigentümer überlassen worden war. Das Erbbaurecht läuft seit 1976 und endet 2026. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Anfragen von Investoren gegeben. Unter anderem im Jahr 2011. Damals habe sich laut Liegenschaftsamt tatsächlich ein Investor für den Komplex interessiert. Der Inhaber des Erbbaurechts sei auch bereit gewesen, dieses abzutreten, die Stadt wollte das Grundstück damals aber nicht verkaufen. Der Grund: An der städtebaulich markanten Ecke will die Stadt bei einer Neuentwicklung aktiv beteiligt sein. Der Investor ist daraufhin abgesprungen. Dann war es lange ruhig rund um das Gebäude. Allerdings wurde dessen übler Zustand vom Bezirksbeirat – immer dann, wenn das Thema Wilhelmsplatz auf der Tagesordnung stand – angemahnt. Die Fraktionen waren sich einig: Es sei keine gute Werbung für das B-Zentrum und dessen Einzelhandel.

Hoffnung seit vergangenem Jahr

Seit vergangenem Jahr gibt es wieder Hoffnung, dass sich mittelfristig bei dem verwahrlosten Gebäude etwas tut. Zum einen hat die Stadt zu verstehen gegeben, generell in das Quartier zwischen der Bahnhof- und Eisenbahnstraße investieren zu wollen. Aus diesem Grund soll laut Liegenschaftsamt die ebenfalls städtebaulich heruntergekommene Schwaben-Bräu-Passage in der Bahnhofstraße gekauft werden. Das Problem: Obwohl die Stadt ein Vorkaufsrecht besitzt, hat der Eigentümer an einen Dritten verkauft. Doch das Liegenschaftsamt hat interveniert und die Rathaus-Juristen eingeschaltet.

Zudem hat Hermann-Lambert Oediger, Leiter der Stadtentwicklung beim Stadtplanungsamt, gegenüber dem Bezirksbeirat erst wieder im Juni betont, dass die Stadt „langfristig einen zweistelligen Millionenbetrag am Wilhelmsplatz investieren muss“. Bei der Sitzung ging es um die Verteilung der 600 000 Euro, die aus dem Investitionsfond „Lebendige Stadtteilzentren“ vom Gemeinderat zur Verfügung gestellt wurden. Mit dem Geld soll nicht nur die Marktstraße auf Vordermann gebracht werden, 50 000 Euro sollen für die Verschönerung des Martin-Meyer-Stegs verwendet werden. Denn auch die wichtige fußläufige Verbindung zwischen König-Karls-Passage und Cannstatter Bahnhof steht oft als „hässlicher Betonbau“ in der Kritik.

Generell wünscht sich der Bezirksbeirat Geld für die Aufwertung des wichtigsten Platzes in Bad Cannstatt. Die Fraktionen haben für die anstehenden Haushaltsberatungen deshalb Finanzmittel beantragt. Eines wird zudem benötigt: Geduld, denn den Wilhelmsplatz attraktiver zu gestalten, ist eine Herkulesaufgabe.