Grablichter und Blumen zeugen von der Anteilnahme der Hofener. Foto: Nagel - Nagel

Nach drei tödlichen Unfällen binnen fünf Jahren reagiert endlich die Stadt. So soll der Kreisverkehr, der eine sichere Überquerung des Seeblickwegs ermöglicht, früher gebaut werden.

HofenDrei Tage nach dem tödlichen Unfall im Seeblickweg ist die Bevölkerung in Hofen weiter aufgewühlt. Immer mehr Grablichter und Blumen am Straßenrand sprechen Bände. Die Anteilnahme an dem Schicksal der 80-jährigen Frau, die am Dienstagabend auf dem Weg zu ihrem Mann, der als Pflegefall im Haus St. Monika lebt, gegen 18 Uhr beim Überqueren des Seeblickwegs von einem Auto erfasst und getötet wurde, ist groß.

Doch in die Anteilnahme mischt sich immer noch Zorn auf die Verwaltung. Denn in Hofen ist man bei drei Toten binnen fünf Jahren der Ansicht, dass an dieser Stelle schon längst etwas in Sachen Sicherheit hätte getan werden müssen. „Ich bekomme jede Menge Telefonanrufe und E-Mails von Bürgern“, sagt Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann. Viele wollen auch wissen, warum der Bezirksbeirat nichts unternimmt. Dabei hatte das Bürgergremium nach dem tödlichen Unfall des neunjährigen Jungen 2017 mehrfach und mit Nachdruck versucht, an der offensichtlich lebensgefährlichen Fußgängerquerung für mehr Sicherheit zu sorgen. „Ich werde bei diesem Thema weiter Dampf machen“, verspricht der Bezirksvorsteher, der dabei eine klare Vorstellung hat, was bis zur Realisierung des Kreisverkehrs zu tun ist: „Eine mobile Druckampel, die nicht viel Aufwand und Geld kostet, würde an dieser Kreuzung für viel Sicherheit sorgen – so schnell wie möglich.“

Der Wunsch des Bezirksvorstehers könnte bald Realität werden, denn die furchtbaren Ereignisse sind im Stuttgarter Rathaus aufgeschlagen – mit Vehemenz. Obwohl die Ursache laut Polizei immer noch rätselhaft ist, war der tödliche Unfall der 80-Jährigen dem Vernehmen nach Thema der Bürgermeisterrunde am Donnerstag. Zudem soll es in den kommenden Tagen einen Vor-Ort-Termin mit Stadtplanungsamt, Ordnungsamt, Tiefbauamt, dem Bezirksamt sowie der Polizei geben.

„Der Seeblickweg ist der Stadt nicht als Unfallschwerpunkt bekannt“, sagt Stadtsprecher Sven Matis. Unklar sei immer noch, was zu dem tragischen Unfall führte. „ Die Stadt will mit der Polizei herausfinden, ob kurzfristig mehr für die Verkehrssicherheit getan werden muss“, betont Matis. Wichtig dafür: „Was führte zu dem fatalen Unfall und was könnte ähnlich gelagerten Unfällen vorbeugen?“ Dazu prüfe die Stadt, welche Maßnahmen der Straßenverkehrsordnung hier kurz- und mittelfristig geeignet sein könnten. Zudem soll mit dem Gemeinderat über den Kreisverkehr gesprochen werden. Stand heute soll das Bauvorhaben erst 2021 angegangen werden. „Es wird daran gearbeitet, die Maßnahmen bereits im kommenden Jahr anzugehen“, sagt Sven Matis. Das Tiefbauamt habe nach Rücksprache signalisiert, dass sie mit den Planungen so weit wären, den Kreisverkehr bereits ein Jahr früher zu bauen. Was die Finanzierung angeht, so müsste der Gemeinderat im Herbst aber die 1,85 Millionen Euro Baukosten in vollem Umfang für den Doppelhaushalt genehmigen. „Die Fördermittel können dann nachträglich beim Land beantragt werden“, so Sven Matis.

Für die Anwohner des Kochelseewegs, die täglich den Überweg benutzen, ist jedoch ein sicherer Überweg in diesem Kreuzungsbereich des Seeblickwegs nur die halbe Lösung ihres Problems. Denn ob eine Druckampel oder ein künftiger Kreisverkehr das viel zu schnelle Fahren auf der Straße zwischen Neugereut und Hofen – vor allem nachts und bergab – unterbinden können, stellen sie infrage. Schon mehrfach wurde deshalb die Forderung nach einem stationären Blitzer geäußert.

Eine Maßnahme, die aufwendig und teuer ist, aber greift und schon so manche unfallträchtige Rennstrecke in der Landeshauptstadt entschärft hat. Neue Weinsteige, Rotenwaldstraße, Cannstatter Straße und vor allem auch die Neckartalstraße. Jahrelang gaben zwischen der Neckarvorstadt und Münster Autofahrer Vollgas. Bei den Unfallschwerpunkten in Stuttgart lag die Straße immer ganz weit oben auf der Liste. Im Jahr 2007 hat die Stadt reagiert und zwei Blitzer aufgestellt. Seitdem geht es auf der einstigen Rennstrecke sehr viel gesitteter zu.