Stand heute würde ein Neubau anstelle des Wohnheims samt Sanierung des Sportklinik-Bestandes knapp 50 Millionen Euro kosten. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Das schlechte Betriebsergebnis 2016 und die Tatsache, dass orthopädische Leistungen seit Anfang 2017 von den Kassen schlechter vergütet werden, könnten eine erneute Stadtortdebatte bei den Verantwortlichen der Sportklinik verursachen. Dem Vernehmen nach soll erneut untersucht werden, ob ein Umzug der Sportklinik ans Krankehaus Bad Cannstatt aus wirtschaftlichen Gründen nicht doch besser wäre.

Eigentlich schienen Neubau und Modernisierung der Sportklinik am heutigen Standort in der Taubenheimstraße auf einem guten Weg. 2015 gab der Technikausschuss nach vielen Diskussionen grünes Licht. Obwohl das Gremium nicht zu 100 Prozent glücklich darüber war, waren sich alle Beteiligten einig, dass es Zeit dafür wurde. Denn die Raumnot in der renommierten Fachklinik, die jedes Jahr dem Gemeinderat glänzende Bilanz- und Fallzahlen präsentieren konnte, war damals schon erdrückend. Allerdings war die Lösung, die Zukunft der Sportklinik weiter am heutigen Standort zu planen, auch alternativlos.

Denn die Neubaupläne, die Geschäftsführung und Aufsichtsrat jahrelang im Neckarpark geschmiedet hatten, mussten ein Jahr zuvor wieder begraben werden. Die ersten geschätzten Baukosten von 35 bis 40 Millionen Euro waren schnell auf 60 Millionen Euro angestiegen. Eine Summe, die selbst für eine finanziell kerngesunde Sportklinik und der Aussicht auf Zuschüsse, nicht zu stemmen gewesen wäre.

Da der Vorschlag der Stadt Stuttgart, die 2008 insgesamt 49 Prozent vom Hauptgesellschafter, der Sporthilfe Württemberg, übernommen hatte, die Fachklinik im Krankenhaus Bad Cannstatt zu integrieren, ebenfalls schnell vom Tisch war, blieb unterm Strich nur noch übrig, den Altbau am heutigen Standort zu modernisieren und durch einen Neubau zu ergänzen. Geschätzte Kosten: 40 bis 50 Millionen Euro. Doch auch dieses Vorhaben gilt inzwischen seitens des Aufsichtsrates nicht mehr als gesichert.

Nicht nur, dass der Jahresüberschuss der Sportklinik innerhalb eines Jahres von 400 000 auf rund 50 000 Euro 2016 sank, seit Anfang des Jahres schlagen die veränderten Fallpauschalen negativ zu Buche, denn für orthopädische Leistungen gibt es von Kassen erheblich weniger Geld. Das trifft die Fachklinik für orthopädische Chirurgie, Unfallchirurgie und Sportmedizin bis ins Mark, denn laut Aufsichtsrat habe sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert. Man habe aber umfangreiche Gegenmaßnahmen ergriffen, viele Verluste aufgeholt und eine Egalisierung der Rückgänge erreicht.

Ein Kraftakt, der Spuren hinterließ und die Frage aufwarf: Kann die Sportklinik ihr Zukunftsprojekt selbst bei einem 50-prozentigen Landeszuschuss überhaupt noch stemmen? Laut Aufsichtsrat mit einem Ergebnis wie 2016 nicht, weshalb die bisherigen Neubaupläne wieder auf dem Prüfstand stehen würden.

Untersucht wird auch, ob nicht ein Umzug der Sportklinik ans städtische Krankenhaus Bad Cannstatt eine bessere Perspektive böte. Eine Lösung, die der damalige Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle schon einmal der Sportklinik unterbreitet hatte und der für viel Aufregung unter der Belegschaft gesorgt hatte. Denn allzu groß, so die Kritik, sei die Gefahr, dass dadurch die Marke „Sportklinik“ auf der Strecke bleiben würde. Damals hatte sich auch der Hauptgesellschafter, die Sporthilfe Württemberg, entschieden gegen diesen Vorschlag gewehrt.

Wie geht‘s jetzt weiter? Geschäftsführer Jürgen Zimmermann hat in der kommenden Woche ein Gespräch mit dem Betriebsrat und muss dort die Gemüter, was das Thema Ansiedelung ans KBC angeht, wieder etwas beruhigen. „Ich erwarte zudem Ende November eine Wirtschaftlichkeitsdarstellung unseres Projektes am heutigen Standort“, so Zimmermann. Damit wolle er dann am 14. Dezember in die Aufsichtsratssitzung gehen, in der die weitere Marschroute beschlossen werden soll. Eine entscheidende Vorstandssitzung steht zudem gleich zu Jahresbeginn im Januar in seinem Terminkalender.

Unabhängig von einer mutmaßlichen Standortfrage muss sich die aktuelle Raumsituation in einigen Bereichen zügig verbessern. „Die Ausstattung ist unzureichend, es gibt noch Mehrbettzimmer ohne Dusche“, so Zimmermann. Da die Fachklinik einen vergleichsweise hohen Anteil an Privatpatienten habe, müsse hier der Standard vergleichbarer Kliniken erreicht werden. Deshalb soll bis Ende des Jahres auch geklärt werden, bis wann und zu welchen Kosten eine neue „Komfortstation“ mit 20 Betten gebaut werden kann. Ein bereits seit Sommer feststehendes Vorhaben und geplanter Vorgriff auf die spätere Sanierung des Altbaus.