Die Grünen sprechen sich für eine Sperrung der Wilhelmsbrücke aus, wenn der Rosensteintunnel eröffnet ist. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Wenn der Rosensteintunnel 2020 eröffnet ist, soll der Bereich des Neckarknies umgestaltet werden. Als Grundlage dient ein Wettbewerb. Zwar gab der Technikausschuss dafür grünes Licht, aber die CDU übte erneut harsche Kritik an den Vorgaben für die Architekten. Brisanz birgt in diesem Zusammenhang vor allem die Wilhelmsbrücke. Denn vor allem die Grünen wünschen sich die Neckarquerung einmal autofrei.

Das Neckarknie ist ein wesentlicher Baustein des Masterplanes Landschaftspark Neckar. Da sind sich sowohl die Mitglieder des Bezirksbeirats wie auch alle Gemeinderatsfraktionen einig. Begrüßt wurde deshalb der Ideenwettbewerb, der ein insgesamt 9,6 Hektar großes Gebiet zwischen der König-Karls-Brücke und dem Mühlsteg umfasst, und in vier Bereiche unterteilt ist: die alte Eisenbahnbrücke mit der Neckarmole, der Seilerwasen samt Schönestraße, der Kreuzungsbereich vor dem Hochbunker sowie auf der Neckarvorstadtseite die Rillingmauer vom Mühlsteg bis zum zoologisch-botanischen Garten.

Dennoch sorgt die Beschlussvorlage, die diesen Wettbewerb auf den Weg bringt, seit ihrer ersten Präsentation Anfang April für großen Ärger in den Reihen der CDU. Nicht nur, dass die Vorlage mit fast 50 Seiten nach Meinung der Christdemokraten viel zu umfangreich sei, die Vorgaben für die Architekten sind laut dem Cannstatter CDU-Chef Roland Schmid zudem „tendenziell“ in Bezug auf die Zukunft der Alten Eisenbahnbrücke und vor allem die der Wilhelmsbrücke. „Der Architekt bekommt beim Lesen den Eindruck, dass die Brücke nach Eröffnung des Rosensteintunnels autofrei werden soll“, so Schmid. Doch das sei ja noch gar nicht beschlossen.

Wie schon mehrfach berichtet, sorgt dieses Thema für reichlich Diskussionsstoff in Bad Cannstatt. Wieder einmal, denn das Thema „autofreie Wilhelmsbrücke“ steht seit Jahren auf dem Wunschzettel der Bewohner der Neckarvorstadt. Doch durch den Rosensteintunnel und durch die geplanten Rückbaumaßnahmen auf Cannstatter Straßen erhält der Wunsch neuen Zündstoff. Denn die Grünen sehen endlich die große Chance, den Autoverkehr von der Wilhelms- zur Rosensteinbrücke zu verlagern und so eine attraktive Neckarquerung für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Die Stadtverwaltung schätzt, dass nach der Tunneleröffnung rund 8500 Autos weniger täglich über die Rosensteinbrücke fahren werden. „Somit hat sie genügend Kapazitäten, um Verkehrsmengen von der Wilhelmsbrücke aufzunehmen“, argumentiert Grünen-Sprecher Peter Mielert. Dort werden täglich in Spitzenzeiten rund 600 Autos pro Stunde gezählt.

Doch diese Zahlen haben auch schon einige Jahre auf dem Buckel, weshalb die Stadt einen neuen Verkehrsstrukturplan für Bad Cannstatt in Auftrag geben möchte. Laut Verwaltung wurden dafür bereits Mittel für den nächsten Haushalt beantragt. Doch nicht nur die CDU bewertet eine autofreie Wilhelmsbrücke als kritisch und lehnt sie ab. Auch der Cannstatter Einzelhandel hat sich bereits zu Wort gemeldet und wehrt sich vehement gegen eine potenzielle Sperrung der Brücke. Hier gibt es die große Befürchtung, dass Kunden vom Hallschlag, wenn sie mit dem Auto einen Umweg über die Rosensteinbrücke fahren müssten, künftig woanders ihren Einkauf erledigen. Zum Beispiel in Zuffenhausen.