Poller sollen den illegalen Schleichverkehr unterbinden. Quelle: Unbekannt

Wer durch die Marktstraße spaziert und den Blick nach oben wirft, der sieht die vielen alten Fassaden, die eindrucksvoll den Charme der denkmalgeschützten Altstadt belegen.

Bad CannstattAnfang der 80er-Jahre wurde die Marktstraße zur Fußgängerzone umgebaut. Ein Projekt, über das zuvor fast ein Jahrzehnt lang diskutiert und gestritten wurde. Denn viele Einzelhändler befürchteten damals weniger Geld in ihren Kassen, wenn die Kundschaft nicht mehr vor der Ladentür parken kann. Heute, fast vier Jahrzehnte später, zählt Cannstatts autofreie „Einkaufsmeile“ zu einer tragenden Säule für das B-Zentrum.

Dennoch, das denkmalgeschützte Gebäudeensemble, das ein in Stuttgart einzigartiges Einkaufserlebnis bietet, ist von einem Strukturwandel und veränderten Rahmenbedingungen genauso gepackt worden, wie andere Städte und Stadtbezirke. Stichwort: Trading-Down. Zudem ist die Marktstraße in etlichen Bereichen in die Tage gekommen. Eine Entwicklung, die schon seit Jahren vom Cannstatter Einzelhandel angemahnt wird.

Was ist zu tun? Wer Ideen und Anregungen hat, Kritik oder Lob äußern möchte, kann sich am Donnerstag von 10 bis 12 Uhr mit drei Mitarbeitern unsere Zeitung auf dem Cannstatter Wochenmarkt darüber diskutieren.

Oben hui – unten Pfui, wer durch die Marktstraße spaziert und den Blick nach oben wirft, der sieht die vielen alten Fassaden, die eindrucksvoll den Charme der denkmalgeschützten Altstadt belegen. Wer dagegen auf den Boden blickt, der entdeckt nicht nur zahlreiche Kippen und Kaugummiflecken, sondern auch unzählige Risse im Asphalt. Vornehmlich entlang der „Pflasterstein-Bänder“. Der Belag zwischen Wilhelmsplatz und Überkinger Straße gleicht einem Flickenteppich, was wiederum auf viele Reparatur- und Leitungsarbeiten hindeutet. Schön sieht anders aus, was in den vergangenen Jahren vielfach auch vom Bezirksbeirat angemahnt und vom Gewerbe- und Handelsverein kritisiert worden war. Das Problem ist – wie so oft – das liebe Geld. Laut Tiefbauamt würde ein neuer Belag in der Markstraße nicht unter einer Million Euro zu haben sein. Eine Summe, vor der auch der Gemeinderat in den Haushaltsberatungen in den vergangenen Jahren immer einen Bogen gemacht hatte.

Doch neben der Optik haben in den vergangenen Jahren zwei weitere Ärgernisse in der Marktstraße zugenommen: Anstatt zu schieben, fahren immer mehr Fahrradfahrer durch die Fußgängerzone und zudem haben Autofahrer diese als Abkürzung entdeckt. Vornehmlich im Berufsverkehr sieht man Fahrzeuge, die auf diese Weise den Stau – beispielsweise auf der Wilhelmstraße – umfahren. Beides ist verboten, wird jedoch selten von der Polizei geahndet. Radfahrer verweisen in diesem Zusammenhang auf eine fehlende und vor allem sichere Alternative, um so schnell wie möglich vom Cannstatter Bahnhof in Richtung Neckarvorstadt zu gelangen. Doch viele Passanten zeigen hierfür genau so wenig Verständnis wie für die Schleicher auf vier Rädern, die sich in einer gut gefüllten Markstraße vorbei an älteren Menschen und Kindern ihren Weg suchen.

Ob hier die vom Technikausschuss im Mai beschlossenen Poller die Lösung sind, bleibt abzuwarten. Zumal sie nicht unumstritten ist. Während die SPD und die Grünen sehr wohl mit elektrischen Durchfahrtsperren leben könnte, gab es vor allem Kritik von der CDU. Die Christdemokraten haben die Befürchtung, dass sich Poller negativ auf die Einkaufsstraße auswirken und so der Trading-Down-Effekt noch verstärkt werde. Zudem sieht die CDU Probleme bei der Berechtigung. Fakt ist, die Stadt Stuttgart würde mit dieser Lösung Neuland betreten. Ein Umsetzung wäre deshalb, da einige Voruntersuchungen und Erhebungen nötig sind und ein schlüssiges Betriebskonzept erarbeitet werden muss, erst mit dem Doppelhaushalt 22/23 realistisch.

Und was halten Sie von der Pollerlösung, um den illegalen Fahrzeugverkehr aus der Fußgängerzone zu vertreibe? Was soll die Stadt unternehmen, um auch den vielen Radlern gerecht zu werden? Und was würden Sie sich generell für eine attraktive Marktstraße wünschen? Reicht die Bodenkosmetik oder müsste die Stadt noch tiefer in die Tasche greifen? Bekanntermaßen wird ein Großteil der Summe (600 000 Euro) aus dem Investitionsfond „Stadtteilzentren konkret“ für die Aufwertung der Fußgängerzone verwendet.

Sagen Sie uns bitte Ihre Meinung, diskutieren Sie mit uns und mit anderen Leserinnen und Lesern. Die Sommerredaktion steht am Donnerstag, 15. August, von 10 bis 12 Uhr mit einem Stand auf dem Cannstatter Wochenmarkt. Hier wollen mit Ihnen ins Gespräch kommen und Ihre Anregungen in der Freitagausgabe unserer Zeitung veröffentlichen.