Von den zwei Rechtsabbiegespuren in Richtung König-Karls-Brücke wird eine geopfert, denn ab Herbst soll die Einfahrt vom Wilhelmsplatz in die Wilhelmstraße zweispurige erfolgen. Foto: Nagel - Nagel

Vom Cannstatter Wilhelmsplatz in fünf Minuten per Express-Bus in die Stuttgarter City, das Vorhaben der Stuttgarter Straßenbahnen AG, das im Herbst in Betrieb gehen soll, hat sicher mehr als nur Charme. Bis auf die FDP, die den sogenannten P-Bus kategorisch ablehnt, sehen die übrigen Gemeinderatsfraktionen dagegen sehr wohl Potenzial.

Bad Cannstatt Vom Cannstatter Wilhelmsplatz in fünf Minuten per Express-Bus in die Stuttgarter City, das Vorhaben der Stuttgarter Straßenbahnen AG, das im Herbst in Betrieb gehen soll, hat sicher mehr als nur Charme. Bis auf die FDP, die den sogenannten P-Bus kategorisch ablehnt, sehen die übrigen Gemeinderatsfraktion dagegen sehr wohl Potenzial. „Eine spannende Geschichte – damit betreten wir Neuland in Stuttgart“, sagte am Dienstag der CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Kotz, als die Streckenführung erneut diskutiert wurde. Mit ein Grund war ein gemeinsamer Antrag der Grünen, SPD und SÖS/Die Linken, die auf dem Abschnitt zwischen König-Karls-Brücke und Eisenbahnstraße stadtauswärts eine separate Busspur fordern (wir berichteten). Allerdings dürfe laut Kotz das Projekt in seiner Gesamtheit und Umsetzung „nicht in Stein gemeißelt“ sein. „Ich verstehe es als ein lernendes System, bei dem ein Nachjustieren möglich sein muss.“

84 statt 52 ÖPNV-Bewegungen

Seine Skepsis bezieht sich vor allem auf den künftigen Wilhelmsplatz. Allein dieser stark frequentierte Verkehrsknoten muss ab Spätherbst, wenn auch noch die U 16 in Betrieb gehen soll, 84 anstatt wie bisher 52 ÖPNV-Bewegungen verarbeiten. „Wir werden bei den Ampelschaltungen die Karten völlig neu mischen“, sagte David Hueber vom Tiefbauamt, Abteilung Straßen und Verkehr. Simulationen hätten gezeigt, dass sehr wohl noch Kapazitäten zugunsten des ÖPNV vorhanden wären. „Einzig der Autoverkehr stadteinwärts würde schlechter dastehen als vorher“, so der Experte.

Um den Bus ohne Zeitverlust um den Wilhelmsplatz herumzuführen, ist folgendes geplant: Eine Geradeausspur in Richtung Fellbach wird für eine weitere Abbiegespur in Richtung Wilhelmstraße geopfert. In die können Autos künftig auf zwei Spuren einfahren, allerdings laut Tiefbauamt in einem kürzeren Grüntakt. Um dort das Einfädeln auf eine Spur zu ermöglichen, muss die Wilhelm- in Fahrtrichtung König-Karl-Straße eine Abbiegespur abgeben. Mit welchen Konsequenzen, was den Rückstau im morgendlichen Berufsverkehr angeht, bleibt abzuwarten.

Was diese Maßnahme angeht, so prognostiziert Beate Bulle-Schmid (CDU) heute schon Chaos für die Wilhelmstraße. Auch ist die Cannstatter Stadträtin skeptisch, was die geforderte separate Busspur zwischen König-Karls-Brücke und Eisenbahnstraße angeht: „Dadurch wird es Rückstaus im Berufsverkehr geben.“ Einig waren sich deshalb die Fraktionen, dass vor allem dieser Bereich noch einmal gründlich auf seine Leistungsfähigkeit hin untersucht werden muss. Zudem wird auf der König-Karls-Brücke eine Abbiegespur in Richtung Neckarpark, wo einmal mehr als 2000 Menschen wohnen und etwa die gleiche Anzahl arbeiten werden, für eine separate Busspur aufgegeben. Auch diese Zahlen spielten bisher in den Berechnungen des Tiefbauamtes keine Rolle. „Wir werden ihnen das Ergebnis so schnell wie möglich liefern“, versprach Technikbürgermeister Dirk Thürnau, der die Einmaligkeit der Express-Buslinei hervorhob. „Nach unserem Kenntnisstand gibt es so ein Angebot in keiner anderen deutschen Großstadt.“