Ein wichtiger Bestandteil des Wettbewerbs war die mehr als 100 Jahre alte Eisenbahnbrücke. Foto: Nagel - Nagel

Am Montag wird der Siegerentwurf für ein attraktives Neckarknie gekürt. Die Stadt soll näher an den Fluss gebracht werden. Es handelt sich um fast ein zehn Hektar großes Wettbewerbsgebiet.

Bad Cannstatt Zwischen der König-Karls-Brücke und dem Mühlsteg soll das Neckarknie im großen Stil umgestaltet werden. Deshalb hatte die Stadt im vergangenen Jahr einen Ideenwettbewerb ausgelobt. Der war im Gemeinde- und auch im Bezirksbeirat nicht unumstritten. Vor allem von Seiten des bürgerlichen Lagers gab es Kritik, da die Vorgaben der Verwaltung – die betrugen immerhin 20 Seiten – an die potenziellen Wettbewerbsteilnehmer nach deren Meinung „zu eng gefasst“ waren. Erst nachdem in einigen Bereichen der Unterlagen „nachgebessert“ wurde, gab es grünes Licht. Am kommenden Montag will Bürgermeister Peter Pätzold den Siegerentwurf im Stuttgarter Rathaus präsentieren. Endlich, werden jetzt viele Cannstatter sagen, denn schon seit Jahrzehnten beschäftigen die Worte „Stadt am Fluss“ Stadtverwaltung und Kommunalpolitik.

Doch der Wunsch, den Neckar näher an den Bürger „heranzurücken“, war in der Vergangenheit eher ein frommer. Das soll sich jetzt ändern. Denn langfristig sind die Stadtplaner dabei, entlang des Neckarufers auf Stuttgarter Germarkung ein zusammenhängendes Freiraumsystem zu entwickeln, das nach und nach umgesetzt werden soll. Wichtig an dieser Stelle: Der Bereich vor der Wilhelma war nicht Bestandteil des Wettbewerbs. Hier ist die Stadt in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekten und auch den Verantwortlichen der Wilhelma schon weiter. Erste Ideen wurde Ende Februar im Bezirksbeirat vorgestellt (wir berichteten). Charmant ist hier vor allem der Plan, Zwergflusspferde in einem speziellen Gehege den Passanten am Neckarufer zu präsentieren.

Dass es überhaupt neue Flächen zur Umgestaltung im Bereich des Neckarknies gibt, ist durch den Bau des Rosensteintunnels möglich. Der bündelt ab Ende 2020 die Verkehrsmassen, die täglich durch die Prag- und Neckartalstraße rollen und in der Folge auch andere Cannstatter Straßen – etwa die Schönestraße – belasten. Bereits als der Gemeinderat grünes Licht für das rund 275 Millionen Euro teure Großprojekt gab, wurde ein ganzes Bündel von Rückbaumaßnahmen beschlossen.

Einige davon betreffen auch den Ideenwettbewerb, der ein insgesamt 9,6 Hektar großes Gebiet zwischen der König-Karls-Brücke und dem Mühlsteg umfasste. Er wurde angesichts der Dimension und Komplexität in vier Bereiche unterteilt: die alte Eisenbahnbrücke mit der Neckarmole, der Seilerwasen samt Schönestraße, der Kreuzungsbereich vor dem Hochbunker sowie auf der Neckarvorstadtseite die Rillingmauer vom Mühlsteg bis zum zoologisch-botanischen Garten.

Doch nicht nur die Rillingmauer war eine harte Nuss für die Architekten. Bekanntermaßen soll die Neckarschleuse vergrößert werden, damit Schiffe mit einer Länge von 135 Metern den Stuttgarter Hafen ansteuern können. Zwar ein sehr langfristiges Projekt, das jedoch Auswirkungen auf die Schiffsanlegestellen haben wird. Denn beim Verlassen der Schleuse und der Weiterfahrt durch das Neckarknie kommen die Kähne gefährliche Nahe an den Uferbereich heran. Doch dort liegen heute die Schiffe und das Floß des Neckar Käpt‘ns.

Gespant sein darf man auch, wie die Wettbewerbsteilnehmer mit dem Hochbunker und vor allem mit der alten Eisenbahnbrücke umgegangen sind. Denn die wird nach der Eröffnung der neuen S-21-Querung, die momentan für 35 Millionen Euro gebaut wird, nicht mehr benötigt. Schon vor einigen Jahren haben sich die Grünen für den Erhalt des denkmalgeschützten Bauwerks stark gemacht. Ein Park über den Fluss, der von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden kann, hat viel mit der Grundthematik „Stadt am Fluss“ zu tun, aber auch einige Haken. Zum einen die ebenerdige Anbindung auf beiden Uferseiten, die schwierig und teuer werden könnte. Zudem weiß keiner, wie die mehr als 100 Jahre alte Steinbrücke neben dem modernen, fast 350 Meter langen Stahlbauwerk optisch wirkt.