Helga und Carl-Uwe Höger informieren sich bei Gabriela Lenz (von links) von Auf & Davon-Reisen. Foto: Müller - Müller

Carl-Uwe und Helga Höger sind wahre Weltenbummler. Das Cannstatter Ehepaar bereist die entlegensten Winkel der Erde, um neue Kulturen kennen zu lernen. Die Inspiration dazu finden sie auch auf der Stuttgarter Urlaubsmesse CMT – seit nunmehr 50 Jahren.

Bad CannstattWie viele Länder Carl-Uwe und Helga Höger inzwischen bereits haben, wissen die beiden nicht ganz genau, es werden aber annähernd 100 gewesen sein. Das Ehepaar aus Bad Cannstatt sucht bei ihren Reisen in die entlegensten Winkel der Erde gezielt den Kontakt zu einheimischen noch indigenen Völkern. „Land und Leute, die Kultur hautnah zu erleben, ist unser Hauptkriterium“, sagt Helga Höger. Die Inspiration für ihre ausgefallenen Urlaubsrouten finden die Weltenbummler dabei auf der CMT – seit nunmehr 50 Jahren.

Sternehotels mit Vollpension sind nichts für das Cannstatter Ehepaar, das haben sie bereits früh bemerkt. Carl-Uwe und Helga Höger haben 1968 geheiratet, auf Hochzeitsreise ging es nach Südspanien. „Eine Flugreise war damals schon etwas Besonderes“, erinnert sich Helga Höger. Dennoch: Drei Wochen nur am Strand habe die Reiselust beinahe schon „ermordet“. Das warf die Frage auf: Was sollen wir anders machen? Die Antwort fanden die beiden auf dem Killesberg – bei der damals noch taufrischen Urlaubsmesse. „Wandern ohne Gepäck war ganz groß in Mode und das haben wir dann auch gemacht“, erinnert sich Helga Höger.

Schnell wurden die Urlaubsreisen der heute 76-Jährigen aber ausgefallener. Zunächst fuhren die beiden Anfang der 1970er-Jahren mit dem Auto nach Italien und Griechenland. Schon bald folgte die erste Bergtour im Himalaya, zunächst in der Gruppe, später mit eigenem Guide und auf eigene Faust. „Damals kannten die Menschen dort noch keine Weißen“, erinnert sich Helga Höger. Und Lodges gab es noch überhaupt nicht. „Es war sehr spartanisch, einfach nur mit Zelten“, ergänzt Carl-Uwe Höger. Als sie aus Mitleid für einen Träger, der barfuß im Schnee einen Tisch tragen musste, helfen und weitere Sherpas engagieren wollten, lehnte dieser sofort ab, da er ansonsten weniger verdienen würde. Dieser direkte Kontakt mit den Menschen steht für die Cannstatter Weltenbummler im Vordergrund.

Unerschlossene Gebiete

Gezielt suchen sie daher nach touristisch unerschlossenen Gebieten. In Laos übernachteten sie bei einer einheimischen Familie im Schlafsack auf der Veranda. In Bangladesh konnten sie ein eigens für sie abgehaltenes Schlachtfest in einem völlig unzugänglichen Gebiet nicht ganz zu Ende genießen, da sie sonst von der Polizei verhaftet worden wären. Und in Ostindien wurden Carl-Uwe Höger sogar 100 Tiere im Tausch gegen seine Frau angeboten, die er aber dankte ablehnte.

Für ihr gemeinsames Hobby verzichten die Eheleute gerne auf Komfort und die gewohnten Speisen. Denn bei den entlegenen Reisezielen warten oftmals auch kulinarische Herausforderungen auf die Rentner. „In der Regel ernähren wir uns nur vegetarisch“, erklärt Carl-Uwe Höger. Dennoch erlitt er in Äthiopien eine schwere Lebensmittelvergiftung. Als Dank für die Behandlung spendeten sie für das kleine Hospital. Generell haben die Cannstatter immer etwas für die Einheimischen im Gepäck. Für die Kinder etwa Bleistifte und Schulhefte, aber auch Nadeln oder Wolle. Einmal sammelten sie sogar von Optikern in Bad Cannstatt 23 Kilogramm Brillen für eine Einrichtung in Benin. „Dafür verzichten wir gerne einmal auf ein Hemd im Reisegepäck“, sagt Helga Höger.

Kulinarische Herausforderungen

Trotz der manchmal doch vorhandenen Strapazen und der kulinarischen Hauserforderungen wollen Högers nicht auf ihre außergewöhnliche Art des Reisens verzichten. Wenngleich es auch schon zu peinlichen Begegnungen bei der Heimkehr gekommen ist. „Wir sehen dann manchmal ziemlich abgerissen aus, wenn uns Nachbarn sehen,“, lachen beide. „Die Begegnung mit den Menschen und die einmaligen Eindrücke macht dies wett.“

In den vergangenen Jahren hat sich das Ehepaar zunehmend auf Asien und Afrika fokussiert, weil es dort wirklich noch abgelegene Volksstämme gibt. Die Reiseplanung läuft dabei immer nach dem gleichen Schema ab. Im Internet oder aus Büchern informieren sie sich über mögliche Ziele. Im Anschluss wird eine Reiseagentur kontaktiert und die individuelle Route geplant. Oftmals werden sie dabei aber auch auf der CMT fündig. Und das bei den kleinen Reiseanbietern, „die gehen auf uns ganz individuell ein“, weiß Carl-Uwe Höger. Denn die größte Urlaubs-Publikumsmesse der Welt ist eine feste Anlaufstelle für die Cannstatter. „Wir sind seit 1969 Stammgast, ununterbrochen“, betont Helga Höger. „Manchmal haben wir sogar unseren Urlaub danach ausgerichtet“. Zwar sei der frühere Standort auf der Messe Killesberg sehr viel heimeliger gewesen. Aber durch den Umzug in die Landesmesse auf den Fildern 2007, hätten die Anbieter deutlich mehr Platz. Für diese Treue wurde das Cannstatter Ehepaar nun von der Messe mit einem Blumenstrauß und Freikarten geehrt.

Und die Reiselust ist ungebrochen: „Wir haben bereits wieder neue Ideen gefunden“, sagen beide mit leuchtenden Augen. Das bislang noch unerschlossene Ostbutan wurde spontan ins Auge gefasst. Bis dort die ersten Straßen fertiggestellt sind, müssen beide aber noch warten. Erst im Herbst waren sie im Tschad unterwegs, und das obwohl dort in manchen Gegenden noch Bürgerkrieg herrscht. „Daher war meine Frau zunächst auch dagegen“, weiß Carl-Uwe Höger – ohne Grund.

Im März geht es daher bereits wieder weiter. Die Reise führt erneut in den Tschad, „weil es uns dort so unglaublich gut gefallen hat“, sagt Helga Höger. Aber natürlich in einen anderen Teil des fünfmal so großen Landes wie Deutschland. Und was bleibt denn noch an Traumzielen? „Der Südsudan“ – das stehe aufgrund des derzeit herrschenden Bürgerkriegs aber auf wackligen Beinen. Und die russische Insel Kamtschatka. „Weil man dort noch ganz nah an die wild lebenden Braunbären herankommt“, hat sich Carl-Uwe Höger bereits informiert. Zudem noch weitere „Kleinigkeiten“ wie Jordanien oder die baltischen Staaten. Die nötige Inspiration und die Reiseanbieter finden sie bestimmt auch wieder auf der CMT.