Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Der Schwabe schimpft nicht nur gerne und ausführlich, er verwendet auch manche Schimpfwörter, die manchmal auch Kosewörter sind. Einer, der sich ausführlich mit dem schwäbischen Schimpfen auseinandergesetzt hat, ist Thaddäus Troll (1914-1980). Er hat ein Buch dazu geschrieben. Jetzt gibt es beim s Dudelsäckle einen Schimpfkalender, zusammengestellt von Trolls Privatsekretärin Eleonore Lindenberg.

Thaddäus Troll alias Dr. Hans Bayer hat Anfang der siebziger Jahre sein Schimpfwörterbuch geschrieben mit Erklärungen. Das hat Lindenberg damals noch selbst getippt. Sie hatte selbst viel Spaß dabei, sagt sie. In den „Stuttgarter Nachrichten“ wurden die Schimpfwörter ab 1971 erklärt, jeden Tag eins, erinnert sich Lindenberg. Zum Abschluss der Erklärungs-Reihe schrieb Troll am 31. Dezember 1971: „Ich wollte mit meinen Erklärungen beweisen, wie reich das Schwäbische an Sprachkraft und an Bildern ist. Wie viel es aus anderen Sprachen über das Ungarische, Jiddische, Französische bis hin zum Mittelhochdeutschen entnommen hat.“ Es sei eine tüftelige, philologische und linguistische Arbeit. Er habe unterschiedliche Reaktionen bekommen. Troll erklärt: „Für den Schwaben ist das Schimpfen eine sprachschöpferische Betätigung.“ Und er geht soweit zu sagen: „Die Bildkraft schwäbischen Schimpfens entspricht dem Sprachzauber der schwäbischen Lyrik.“

Troll ist aufgefallen, wenn der Schwabe eine richtige Wut hat, habe er viele Begriffe. „Zu jeder Gelegenheit gibt es Schimpfwörter, die als solche nicht erkennbar sind“, weiß Lindenberg. Das „Gscheidle“ zum Beispiel oder wenn jemand „granatamäßig“ gelobt wird. Das Wörterbuch klärt auf und der Schimpfkalender überrascht, der jetzt mit Unterstützung von Pro Alt-Cannstatt, dem Förderverein Schwäbischer Dialekt und dem Kulturverein ’s Dudelsäckle entstanden ist. Reigschmeckte lernen die Vielfalt des Schwäbischen kennen, von der Rotznös, dem Heidakerle, dem Mamakendle bis zum Fetzamädle, dem Erzschlamper oder dem Griffelspitzer. Wer kennt das Hamballe, den berühmten Grasdackel oder

den Halbdackel. Der Alte Krattler und die Habergoiß sind ebenso vertreten wie die Schnäbbberbichs und der Erbsazähler.

Also einige bekannte Gesellinnen und Gesellen aus der „Schimpfwörterei“ und dem schöpferischen Schwaben, die für Erheiterung sorgen dürfen oder auch zum Rätseln: Wer ist nun ein Hudler und wer ein Fiedlesbaschtler? Einige Zeit hat sich Peter Grohmann mit dem Schimpfkalender beschäftigt und ihn aufleben lassen, weiß Lindenberg, davor war es der Silberburg Verlag. Jetzt hat es der Verein ’s Dudelsäckle übernommen, den Schimpfkalender herauszugeben.

Die ehemalige Sekretärin Trolls weiß auch, welches Wort ihr besonders gefällt: „Donderskrott“. „Das ist jemand, der besonders geschickt ist und sich zu helfen weiß, den man bewundert“, so Lindenberg. Das Wort habe Troll zu ihr auch gesagt. In dem Buch „Thaddäus Trolls Schwäbische Schimpfwörterei“ werden Herkunft und Bedeutung der Schimpfwörter erklärt. Das Buch ist leider vergriffen, aber in Stadtbüchereien noch vorhanden.

Und da wird es dann so mancher „Mordsschlaule“ finden und herausbekommen, was die anderen 364 Schimpfwörter im Kalender bedeuten und sich dann mit Fug und Recht ein „Gscheidle“ schimpfen dürfen abseits von Schlabbergoschen und i-Dipfelesscheißern.

Der Troll-Kalender ist demnächst im Stadtmuseum Bad Cannstatt erhältlich, kündigt Peter Hinderer, Vorsitzender des Dudelsäckle an. Ferner gibt es ihn beim Niklasmarkt Bad Cannstatt (Stand Pro Alt-Cannstatt) sowie beim Weihnachtsmarkt in Hofen (Stand Dudelsäckle im Kunsthandwerkermarkt). Und auf der Thaddäus-Troll-Seite im Internet gibt es übrigens auch einen Schimpfwort-Kalender, der jedoch nicht jedes Jahr wechselt unter: http://www.thaddaeus-troll.de/schimpfkalender.php.