Schöffin Gisela Gaa ist am Amtsgericht tätig. Foto: Iris Frey - Iris Frey

Gisela Gaa ist ehrenamtlich am Amtsgericht Bad Cannstatt als Schöffin tätig und findet, dass es eine spannende Arbeit ist.

Bad Cannstatt - Ihr Platz ist ganz vorne neben dem Richter im Sitzungssaal. Gisela Gaa ist Schöffin am Amtsgericht Bad Cannstatt. Seit dem Jahr 2014 übt sie diese ehrenamtliche Tätigkeit gerne aus. Die Mutter dreier Kinder ist auch sonst ehrenamtlich aktiv. Zu ihrer Arbeit im Innenministerium sei es eine sehr abwechslungsreiche Aufgabe, findet sie. In diesem Jahr werden wieder neue Schöffen gesucht. Sie wird auch wieder bereitstehen.

Ein Kollege hat sie vor vier Jahren angesprochen, der schon mal Schöffe war. „Es stand in der Zeitung, dass man sich bewerben kann“, sagt die 59-Jährige. Und so kam es, dass die Beamtin im Innenministerium im gehobenen Verwaltungsdienst sich bewarb. Da sie aus Zuffenhausen kommt, kam sie ans Amtsgericht Bad Cannstatt, welches in die Zuständigkeit fällt. Das Gericht kannte sie vorher nicht intensiv. „Ich war mal als Zeugin bei einem Verkehrsunfall vor Gericht.“ Sonst hatte sie keine Erfahrungen. Sie fand es gut, dass zunächst alle neuen Schöffen eine Einführung bekommen haben. „Die ist sehr nützlich“, so Gaa. Die Schöffen würden dabei gute Hinweise bekommen, damit sie unbefangen auftreten können. Am Amtsgericht hat sie mit Fällen wie Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, räuberischen Diebstahl zu tun oder Insolvenzverschleppung und Kindesentziehung. Letzter Fall sei nicht einfach gewesen. Es sei immer dramatisch, wenn eine Ehe auseinandergehe. In dem Fall habe die Mutter dem Vater das Kind entzogen. Die Mutter sei auf Bewährung verurteilt worden. Das Umgangsrecht musste dann das Zivilgericht klären.

Vom Aufwand beeindruckt

Bei einem räuberischen Diebstahl, als ein HSV-Fan angeklagt war, weil er einem VfB-Fan den Schal gestohlen hatte bei einem Heimspiel, hat sie gelernt, dass der Schal wie eine Trophäe betrachtet wurde. Da der HSV-Fan den Schal hat fallen lassen, weil er wohl mitbekommen hatte, dass die Polizei ihm auf den Versen war, sei er mit einer glimpflichen Strafe davon gekommen. Auch beim Ladendiebstahl sei es bedeutend für das Strafmaß, ob der Dieb die Ware behalte oder fallen lasse, sagt sie. „Ich bin beeindruckt, was für einen Aufwand der Rechtsstaat macht, wieviele Polizisten und Richter damit befasst sind und Gutachter“, sagt sie. Auch brauche man oft Dolmetscher als Übersetzungshilfen für die Angeklagten. „Ich finde es gut, dass kein kurzer Prozess gemacht wird. Doch es kostet viel Zeit und Geld“, sagt Gaa. Doch sie bringe sich da gerne mit ein. Auch findet sie es gut, dass die Schöffen bei den Bewährungsauflagen mitsprechen können.

Viel Lebenserfahrung

Gaa bringt mit ihren 59 Jahren viel Lebenserfahrung mit. Sie hat selbst drei Kinder im Alter von 20, 28 und 29 Jahren und war ehrenamtlich in Kindergarten und Schule und Kirche aktiv, ist im Sport noch ehrenamtlich tätig. „Wir Schöffen können Fragen an den Angeklagten stellen. Die Richter wissen immer, wo sie nachhaken können“, sagt Gaa. Sie ist in ihrem Hauptberuf im Innenministerium ständig für Einbürgerungen und die Härtefallkommission. „Wir machen die Vorlagen, in der die Schicksale aufgearbeitet werden“, sagt sie. Während sie im Ministerium viel mit Akten zu tun hat, trifft sie im Gericht Menschen. Ihre Familie findet es gut, was sie macht und auch der Arbeitgeber habe nicht dagegen. Schöffen bekommen eine Aufwandsentschädigung, Fahrtkosten und einen gewissen Stundensatz. Gaa ist sich bewusst, dass sie hier „ein bisschen der Gerechtigkeit und Wahrheitsfindung dienen“, kann. „Ich halte das für eine wichtige Aufgabe, sich Zeit zu nehmen und alle anzuhören.“

Es sei ein Unterschied, ob einer unverschuldet arbeitslos wurde und den falschen Weg gewählt hat, um an Geld zu kommen oder einer, der nie richtig versucht hat, Geld zu verdienen, sagt die Schöffin. Es sei wichtig, die Menschen zu sehen, der persönliche Eindruck spiele eine Rolle, nicht nur die Akte. Die Prozesse am Amtsgericht dauern mal einen halben oder einen ganzen Tag. „Man bekommt die Termine so frühzeitig, dass man den Urlaub gut planen kann“, so Gaa. Außerdem gebe es noch Hilfsschöffen, wenn man je krank werde. Zwar habe der Schöffe die Akten nicht, doch könne er jederzeit nachfragen. Und die Informationen reichen immer aus für die Entscheidung.