Volksfeste sind die besucherstärksten Veranstaltungen in jeder Stadt. Foto: dpa/Tom Weller - dpa/Tom Weller

Volksfeste sind die besucherstärksten Veranstaltungen in jeder Stadt. Die Schausteller klagen jedoch über Personalmangel. Nicht qualifiziertes Mitarbeiter fehlen, auch Aushilfen bei Auf- und Abbau.

Bad CannstattWir machen Freizeit zum Vergnügen“ lautet das Motto des Deutschen Schaustellerbundes (DSB), in dem 91 Verbände organisiert sind und der seine Hauptvorstandssitzung derzeit im Kursaal durchführt. Rund 5300 Schaustellerunternehmen sorgen mit ihren 31 800 Geschäften vom Imbiss bis Achterbahn bei circa 9750 Volksfesten und 3000 Weihnachtsmärkten für Vergnügen, Kurzweil und Unterhaltung.

„Wir kommen immer gerne nach Stuttgart“, sagt DSB-Präsident Albert Ritter, „ es ist eine schaustellerfreundliche Stadt.“ Und hat mit dem Cannstatter Volksfest das größte schaustellergeprägte Volksfest der Welt. Ritter verweist darauf, dass die Volksfeste in jeder Stadt die publikumswirksamsten Veranstaltungen sind, frei von jeder Subvention. Und doch plagen die Schausteller Sorgen. „Personalmangel ist ein sehr großes Problem“, beschreibt Ritter. Es mangele nicht nur an qualifiziertem Personal, sondern auch an Hilfskräften für den Auf- und Abbau. „Es ist schon vorgekommen, dass Kollegen zugesagte Plätze deswegen nicht wahrnehmen konnten und wieder absagen mussten.“

Der DSB hat deswegen schon in Berlin vorgesprochen. Es gebe zwar ein Projekt zur Wiedereingliederung Langzeitarbeitsloser. Diese werden dann auch am Arbeitsplatz gecoacht. „Das ist bei uns natürlich schwierig“, so Ritter. „Wir sind viel unterwegs. Es muss ordentlich angepackt werden und der Arbeitsalltag ist nicht regelmäßig, aber anspruchsvoll.“ Als Wiedereingliederung seien die vierwöchigen Weihnachtsmärkte eher geeignet.

Auch Flüchtlinge mit Aufenthaltsgenehmigung kämen in Frage, auch für Langzeitjobs. „Aber das hat sich bei ihnen noch nicht rumgesprochen.“ Überwiegend Polen und Rumänen sind bei den Schaustellern beschäftigt. Es gelte zwar die Dritt-Staatenregelung. „Aber ein Visum aus Skopje dauert ein Jahr. Das ist indiskutabel“, so Ritter. Hilfreich wäre ein Staatsvertrag, damit nicht EU-Angehörige beschäftigt werden könnten. Ukraine habe aber daran kein Interesse, erfuhr der DSB beim Ministeriumsbesuch in Berlin. Der DSB hat ein Imagefilm erstellt, bei dem Interessierte erfahren, was sie arbeitsmäßig erwartet oder wie die Unterkünfte aussehen. „Wir bieten Familienanschluss. Die Beschäftigten werden integriert.“ Man gehe offensiv mit dem Thema um. Die freien Jobs seien auch im europäischen Verteiler ausgeschrieben.

Ein weiteres Problem, das zu Einnahmeeinbußen führt, hat sich mittlerweile gebessert. Der Rückgang an Veranstaltungen hat sich nicht fortgesetzt. Der DSB führte 2000, 2013 und 2018 Erhebungen durch. Zwischen 2000 und 2013 reduzierte sich die Zahl von 12 000 auf 10 000 Veranstaltungen. 2018 wurden 9750 Veranstaltungen für Schausteller registriert. „Viele, vor allem kleine Feste, gibt es nicht mehr.“ Ritter denkt dabei an Schützenfeste. Positiv habe sich die Besucherzahl entwickelt. Reduzierte sich die Zahl der Festbesuche von 180 Millionen (2000) auf 150 Millionen (2013), wurden 2018 die Feste 190 Millionen Mal besucht.

Begründet wurde dies bei den Befragungen mit der „Sehnsucht nach analogem Erlebnis“, beschreibt Ritter. „Auf den Festplätzen trifft man Menschen, kommt in Kontakt.“ Um im Gegensatz zu den Freizeitparks kostet es keinen Eintritt, gehen um 19 Uhr auch nicht die Lichter aus. Volksfeste und Weihnachtsmärkte würden zudem als touristisches Ereignis wahrgenommen. So lässt sich die Steigerung der Anzahl der Weihnachtsmärkte von 2500 auf 3000 erklären.

„Die Besucherzahlen sind beeindruckend“, konstatiert auch Wirtschaftsbürgermeister Thomas Fuhrmann, „wir brauchen die Schausteller, die Menschen dazu begeistern, zu den Veranstaltungen zu gehen.“ Obwohl erst seit März im Amt habe er immer ein Ohr für die Sorgen und Nöte der Schausteller. „Wir suchen immer nach einer Lösung.“