Das stadtteilprägende und Mitte des 19. Jahrhundert errichtete Gebäude soll erhalten werden. Foto: Nagel - Nagel

Stadtteilprägende Gebäude zu erhalten ist ein Ziel, das insbesondere für ein Sanierungsgebiet gilt. Genau so ein Gebäude steht nach Meinung der Cannstatter CDU im Veielbrunnengebiet in der Daimlerstraße 100.

Bad CannstattStadtteilprägende Gebäude zu erhalten ist ein Ziel, das insbesondere für ein Sanierungsgebiet gilt. Genau so ein Gebäude steht nach Meinung der Cannstatter CDU im Veielbrunnengebiet in der Daimlerstraße 100. Mit seiner hässlichen, gelblichen Farbe, den zugenagelten Türen wirkt es heute allerdings ziemlich heruntergekommen. Zumal an vielen Flächen der Putz bröckelt und die Fenster in einem erbarmungswürdigen Zustand sind. Das Haus befindet sich in städtischen Besitz, steht seit Jahren leer und soll abgerissen werden. In einem Antrag im Bezirksbeirat Bad Cannstatt fordern die Christdemokraten die Stadt jedoch auf, das Haus zu sanieren und zu vermieten. Bekanntermaßen ist in der Landeshauptstadt vor allem Wohnraum zu moderaten Preisen knapp. Das Bürgergremium stimmt dem Anliegen zu und erweitert die Forderung. Denn falls möglich, sollen die beiden direkt angebauten Gebäude Veielbrunnenweg 23 und 25 ebenfalls vor dem Abriss bewahrt werden.

Abriss oder Sanierung? Das Thema gärt schon lange. Genau genommen seit Juli 2011. Damals stellte das Stadtplanungsamt dem Bezirksbeirat neue Wegebeziehungen im Veielbrunnengebiet vor. Unabhängig davon wollte die Stadt das Wohnquartier natürlich auch optisch aufwerten. In diesem Zusammenhang wurden drei Gebäude, die entlang der neuen Wegebeziehung stehen, unter die Lupe genommen: die Daimlerstraße 100 sowie der Veielbrunnenweg 23 und 25. Alle wurden laut Stadtplanungsamt Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut und 2007 von der Stadt erworben. Der Grund: Die Stadt benötigte damals Platz für das Mobilitäts- und Erlebniszentrum. Die Stadt wollte die drei Gebäude abreißen lassen, zumal ein Gutachten damals ergeben hatte, dass eine umfassende Modernisierung der drei Häuser mit zusammen gut 2,2 Millionen Euro zu teuer wäre. Das Problem: An ihnen wurde im Laufe der Jahrzehnte viel „herum gebastelt“ und sie bieten keinen schönen Anblick.

Kritik vom Bezirksbeirat

Diese Beurteilung kam beim Bezirksbeirat überhaupt nicht an. In diesem Zusammenhang verwies Roland Schmid (CDU) auch auf den Technikausschuss, der einem Abriss der drei Gebäude nicht zugestimmt hatte. Unterstützt wurde er von Peter Mielert (Die Grünen), der ebenfalls massiv für den Erhalt des Ensembles stimmte.

Vier Jahre später starteten die Grünen den nächsten Rettungsversuch. Die Gemeinderatsfraktion hatte eine Anfrage zum Gebäude an der Daimlerstraße 100 gestellt. Die Stadträte fordern darin, den bereits im Jahr 2011 gefassten Beschluss zu dem städtischen Wohngebäudeensemble Daimler Straße 100/Veielbrunnenweg 23/25 einzuhalten. „Es bildet eine markante Betonung der Ecksituation Daimlerstraße und Veielbrunnenweg und hat einen straßenbildprägenden Charakter“, hieß es in der Begründung. Die Häuser liegen zudem in einem Sanierungsgebiet, dessen Neuordnungskonzept ausdrücklich den Erhalt solcher „prägenden Ensembles“ fordere. Im Technikausschuss sei daher einstimmig entschieden worden, die Gebäude Daimlerstraße 100 und Veielbrunnenweg 23/25 zunächst nicht abzubrechen, sondern eine Ausschreibung zum Erwerb durch einen privaten Investor durchzuführen. Laut der Grünen sei dieser Beschluss niemals umgesetzt worden.

Im Januar 2016 meldete sich auch die Architektenkammer, die ebenfalls für den Erhalt plädierte, zu Wort: „Bauhistorische Ankerpunkte sind für die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt zunehmend wichtig. Auch der wohnbaupolitische Aspekt einer vergleichsweise schnell umsetzbaren Sanierung im mittleren bis unteren Preis- und Größensegment erscheint angesichts des zunehmenden Mangels an preiswertem Wohnraum die richtige Lösung.“

Jetzt will der Bezirksbeirat einen Bericht seitens des Stadtplanungsamts zu den Gebäuden Daimlerstraße 100 und Veielbrunnenweg 23 und 25. „Das Thema liegt uns seit Jahren am Herzen“, sagt Peter Mielert. „Für uns handelt es sich um Zweckentfremdung von Wohnraum durch die Stadt“, so der Grünensprecher im Bezirksbeirat. Die bewusste Vernachlässigung zum Zwecke des späteren Abrisses widerspreche dem Ziel des Sanierungsgebietes, ortsbildprägende Gebäude zu erhalten.