Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Baubeginn für die 35 Millionen Euro teure neue Eisenbahnbrücke über den Neckar war kurz nach dem Abbruch des alten Holzstegs Mitte 2016. Mittlerweile stehen die ersten Pfeiler. Ab Mai starten die eigentlichen Arbeiten für die neue Neckarquerung. Dann wird über der Neckartalstraße ein riesiges Stahlgerüst samt einer 15 Meter hohen Montagehalle errichtet. Von dort aus werden die insgesamt 15 Brückenteile über den Fluss geschoben.

Bautechnisch ist die fast 350 Meter lange und 24 Meter breite Brücke schon eine Herausforderung. Denn allein der Rohbau, eine Konstruktion aus Spezialstahl mit einer Dicke von bis zu 25 Zentimetern, besteht aus rund 30 000 Einzelteilen. Der Belag, auf den später die Gleise verlegt werden, ist in insgesamt 15 Parzellen - im Fachjargon heißen sie Takte - unterteilt. Die werden dann einzeln im sogenannten Taktschiebeverfahren mit gewaltigen Pressen über den Neckar geschoben und verschweißt.

Doch auch logistisch müssen die Planer der Deutschen Bahn ihre Hausaufgaben akribisch erledigen. Denn in unmittelbarere Nachbarschaft baut die Stadt den vierspurigen Rosensteintunnel. Nicht unproblematisch, denn nach dem Tunnelportal werden die Fahrbahnen über einen abgesenkten Trog genau zwischen zwei Reihen von Brückenpfeilern hindurch gebaut. Kein Wunder, dass Christian Buch, Projektleiter für den Tunnelbau, sowie Sebastian Heer, bei der Deutschen Bahn für die Neckarbrücke verantwortlich, fast täglich telefonieren. Zufrieden sind beide. „Wir haben das Wiedelager der neuen Fußgängerbrücke, die den Elefantensteg ersetzt, bereits Ende Februar fertig bekommen“, sagt Christian Buch. Man habe in Absprache mit der Bahn diese Maßnahme vorgezogen, da man sonst mit deren Baufeld für den Stuttgart-21-Tunnel ins Gehege gekommen wäre. Die Bahnplaner waren dagegen froh, dass die Arbeiten für die Brückenpfeiler zügig voran gingen und im Bereich der Neckartalstraße fertig sind. Also genau dort, wo die Stadt mit dem Bau des Fahrbahntrogs demnächst beginnen möchte.

Allerdings geben die beiden fertigen Pfeilerachsen, die etwas verloren zwischen den Fahrspuren der B 10 stehen, noch keinen Aufschluss, wie gewaltig das gesamte Bauwerk über den Neckar wird. Das wird sich jedoch bereits in wenigen Wochen ändern. Über die Straße wird dann ein riesiges Gerüst aus etwa einen Meter dicken Stahlträgern errichtet. „Die Arbeiten sind mit dem Amt für Öffentliche Ordnung abgesprochen und werden nachts erfolgen“, sagt Sebastian Heer. Der Verkehr werde kurzfristig mit Ampeln geregelt. Ab Mai wird dann auf dieses rund acht Meter hohe Gerüst noch die 15 Meter hohe Montagehalle errichtet, in der die Firma Max Bögl, die 2015 den Zuschlag für den Brückenbau erhalten hatte, in den nächsten Jahren arbeiten wird.

Die insgesamt knapp 25 Meter hohe Konstruktion aus Stahlgerüst und Halle ist in zweierlei Hinsicht nötig. „Zum einen werden hier die angelieferten Brückenteile vor Ort zusammengeschweißt und mit Rostschutz versehen“, sagt Sebastian Heer. Zudem werden die tonnenschweren Takte - so der Fachjargon - von hier über den Fluss in Richtung Seilerwasen gepresst. Das Schieben dauert etwa einen Tag, das Weiterverarbeiten rund einen Monat. „Der erste Takt soll im Sommer über den Neckar geschoben werden“, so Heer.

Bis Neugierige sich an diesem Schauspiel ergötzen können, wird es aber noch einige Wochen dauern. Momentan sind die Brückenbauer schwerpunktmäßig am Boden in zwei Bereichen tätig. Am Ufer auf der B-10-Seite werden gerade die sogenannten Bohrpfähle in mühsamer Handarbeit hergerichtet. 65 merkwürdig aussehende Betonpfropfen, die irgendwie an die Terrakottakrieger erinnern. Sie dienen als Grundlage für eine Pfahlkopfplatte, auf der später die Brückenpfeiler stehen. „Diese aufwendige Prozedur wiederholt sich am Seilerwasen und auf der Neckarinsel“, so Heer. Hier wird zur Zeit noch der alte Beton mit schwerem Gerät abgemeißelt. Geplant sind auf der Insel sogar 80 Bohrpfähle.

Doch auch in der Schöne Straße wird sich demnächst wieder etwas tun. Nach den doch ziemlich lauten Rammarbeiten für die Spundwände Mitte Dezember, wird in einigen Tagen mit dem Aushub der Baugrube für die Brückenpfeiler begonnen. „Insgesamt liegen wir im Zeitfenster“, sagt Sebastian Heer. Insgesamt soll diese Projektphase der neuen Neckarbrücke Ende 2018 abgeschlossen sein. Danach wird die Fahrbahnplatte für die zwei Fern- und zwei S-Bahn-Gleise gegossen. Ende 2019 soll dann die Brücke im Rohbau fertig sein.