Harald Laternser unterstützt Schüler am Zebrastreifen in der Steinhaldenstraße Ecke Kolpingstraße auf dem Weg zur Steinhaldenfeldschule als Verkehrshelfer. Foto: Frey - Frey

Sieben Eltern sind von Montags bis Freitags im Einsatz in der Steinhaldenstraße, um als Verkehrshelfern die Schüler zu unterstützen, wenn sie den Zebrastreifen an der Ecke Kolpingstraße überqueren. Mit Erfolg. Die Autofahrer bremsen, zumeist.

Steinhaldenfeld Er ist im Einsatz, ob es regnet oder schneit. Harald Laternser. Einer von sieben Erwachsenen, die sich im November vergangenen Jahres von Polizeioberkommissar Stefan Jantos zum Verkehrshelfer haben ausbilden lassen. Seinen Einsatzort, den er von kurz nach sieben bis kurz nach acht, an der Steinhaldenstraße Ecke Kolpingstraße hat, kennt er mittlerweile gut. Der Steinhaldenfelder Vater ist gerne Verkehrshelfer geworden, wie er erzählt. Der kaufmännische Angestellte ist selbst Vater zweier Kinder, die in die Steinhaldenfeldschule gehen und 12 und neun Jahre alt sind. Auch sie kreuzen an diesem noch dunklen Morgen kurz nach halb acht Uhr den Zebrastreifen und freuen sich, dass ihr Vater ihnen hilft, sicher die Kreuzung zu überqueren.

„Fußgänger, ob alt oder jung, rennen einfach hier rüber, vor allem wenn sie an der Fahrtenanzeige hier oben sehen, dass eine Stadtbahn kommt“, sagt er. „Wenn das Stadtbahnzeichen blinkt, verlieren die Leute ihren Verstand“, sagt Laternser. Doch zuallererst blickt er auf die Autofahrer. „Ein paar rasen durch“, so Laternser. Es habe auch schon Eltern gegeben, die an der Kreuzung halten und ihre Kinder aussteigen lassen. „Nur kurz“, sagen sie. Für Laternser gefährliche Situationen. Er freut sich, wenn die Autofahrer ihn mit seiner Kelle, die er nur im unteren abgewinkelten Bereich bis zur Waagrechte zeigen darf, wahrnehmen, rechtzeitig abbremsen und dann am Zebrastreifen halten, damit Fußgänger rübergehen können. „Dann bedanke ich mich auch“, sagt er. Die Kreuzung Steinhalden-/Kolpingstraße sei deshalb nicht so ohne, weil hier verschiedene Verkehrsteilnehmer zusammenkommen: Passanten, Autofahrer, die Stadtbahn und Busse, die zur Helene-Schoettle-Schule fahren.

Laternser und die anderen Helfer, die hier abwechselnd montags bis freitags von 7.15 bis 8.20 Uhr stehen, wollen das Bewusstsein der Autofahrer schärfen . Mit seiner Arbeit kann er es vereinbaren. Er wechselt in Kürze den Job und hofft, dass er es dann weitermachen kann. Eine Ampel fände er gut an der Stelle, sagt Laternser. Eltern hatten dies immer wieder gefordert. Es gab auch eine Online-Petition dazu. Doch die Stadt Stuttgart hat die Einrichtung einer Ampel an der Stelle bislang abgelehnt. Laternser sieht Probleme zu 70 Prozent bei den Autofahrern und zu 30 Prozent bei den Passanten bei der Kreuzung. Die Aktion soll jetzt bis Februar gehen. Der 51-Jährige war zu der Aufgabe gekommen, weil seine Frau über WhatsApp von einer Mutter angesprochen wurde. Er hatte sich gemeldet und hat bei der Polizei dann eine Schulung bekommen.

Stefan Jantos, Polizeioberkommissar hat ihn und die sechs Eltern an der Steinhaldenfeldschule ausgebildet, von der aus die Aktion auch geht. Schulleiterin Adeline Zschache-Bischoff begrüßt die Aktion, die der Elternbeirat initiiert hat. Auch Hermann Volkert, Leiter der Verkehrsprävention bei der Polizei in Stuttgart und Erster Polizeihauptkommissar, befürwortet die Aktion und ist dieser Tage auch vor Ort gekommen. „Die Eltern haben von gefährlichen Situationen gesprochen, die es hier am Fußgängerüberweg gibt“, sagt Volkert. Es sei, so Volkert, für Kinder eine schwierige Situation, denn am Fußgängerüberweg haben sie Vorrang und müssen Autofahrer anhalten. Die Kinder bekämen beigebracht, dass sie Vorrang haben. Aber auch, dass sie erst laufen sollen, wenn die Räder des Autos still stünden. „Das macht Sinn an so einer Stelle, den Kindern auf dem Schulweg zu helfen. Solche Aktionen sollte es an noch mehr Schulen geben“, sagt der Verkehrsexperte. „Wir wünschen uns, dass es die Einrichtung an noch mehr Schulen gibt, weil sie zu mehr Sicherheit beitragen“, so Volkert. Die Polizei sei da bereit, relativ schnell was zu tun. „Die Initiative sollte von der Schule aus gehen“, so Jantos. Und je mehr sich melden, umso weniger häufig müssten die einzelnen Eltern im Einsatz sein.

Volkert sieht noch einen Vorteil: „Wenn die Eltern der Meinung sind, dass der Schulweg sicher ist, dann sind sie eher bereit, aufs Elterntaxi zu verzichten.“ Auch empfiehlt er, dass die Schüler in Gruppen unterwegs sind, damit sich die Eltern leichter tun. Gerade an Schultagen morgens sei es zu Stoßzeiten wichtig. Zu einer Ampel will Volkert nichts sagen. Jantos erklärt: „Eine Ampel ist eindeutig, regelt klarer als ein Zebrastreifen.“ Volkert sagt: „Mir ist die Verkehrsprävention wichtig, dass sich alle verkehrsgerecht verhalten.“ Ihm ist aufgefallen, dass es an der Ecke und dem Überweg relativ dunkel sei. „Die Straßenbeleuchtung ist relativ früh ausgegangen“, so Volkert. Da will er nachhaken. Seit Jahren sind an den Ausfahrten Verkehrsspiegel gefordert worden. Der Bezirksbeirat Bad Cannstatt hatte dies vor einiger Zeit beschlossen. Bis heute sind keine Spiegel da. Laternser und sein Team sind dankbar: „Der überwiegende Teil der Autofahrer nimmt die Hinweise an.

Information

Zehn-Punkte-Programm

Stefan Jantos hat Anfang November die freiwilligen Eltern in der Steinhaldenfeldschule und vor Ort ausgebildet mit einem Zehn-Punkte-Programm: Dabei lernen die Verkehrshelfer, dass der Anhalteweg bei 50 Stundenkilometern 40 Meter beträgt. „Wenn einer Tempo 50 fährt, bewegt er sich in einer Sekunde 14 Meter“, so Jantos. Das Auto muss 40 Meter weg sein, dann kann sich der Verkehshelfer rausstellen. Er muss beachten, dass der Bremsweg bei Nässe länger ist. Auch die Dunkelheit muss beachtet werden und gegebenenfalls Schnee. Vollständige Kleidung für die Verkehrshelfer ist wichtig: die leuchtende Warnweste, die Warnkappe und die Kelle. Die Kelle soll bei Dunkelheit tief gehalten werden, dass die Scheinwerfer der Autos drauf scheinen. Der Verkehrshelfer darf sie nur zur Seite halten. Die Schüler sollen gesammelt über den Zebrastreifen gehen. Der Verkehrshelfer kümmert sich übrigens um alle, alt und jung. Sie haben erst in der Schule die Theorie gelernt und dann die Praxis vor Ort am Zebrastreifen geübt.

Vier Schulen mit Lotsen

Derzeit gibt es in Stuttgart vier Schulen, die Verkehrshelfer und/oder Schülerloten haben: Die Österfeldschule in Vaihingen, die Altenburgschule, die Wolfbuschschule und die Steinhaldenfeldschule. An der Altenburgschule sind Eltern und Schülerlotsen abwechselnd im Einsatz.

Schülerlotsen

Die Polizei schult auch Schülerlotsen ab der 8. Klasse für solche Helferaufgaben an Straßen. Sie machen am Ende dann einen schriftlichen Test und lernen, dass sie keine Hilfspolizisten sind.

Wer Verkehrshelfer werden will

Wer Verkehrshelfer werden will, meldet sich bei Hermann Volkert unter Telefon 89 90-12 06.