Der Platz zwischen Stadtarchiv und Zollamt (linkes Bild), wie er heute aussieht. In der Visualisierung ist auch schon der geplante Brunnen zu sehen. Visualisierung: :Stadtplanungsamt Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

In dem 25 Hektar großen Wohn- und Gewerbepark, der in den kommenden Jahren auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Gelände entsteht, sollen nicht nur Gebäude für gut 3000 Menschen gebaut werden. Die Stadt plant auch Grünflächen und Plätze. Während der Veielbrunnenpark bereits fertig ist und eingeweiht wurde, soll zwischen Seelbergtunnel, Stadtarchiv und Zollamt ein gut 10 000 Quadratmeter großer Quartiersplatz entstehen. Der Name steht schon fest: Marga-von-Etzdorf-Platz.

Die Realisierung der Vision „Stadt am Fluss“ rückt zumindest für die Veielbrunnen-Bewohner näher. Denn in absehbarer Zeit ist das „grünes Band“ vom Fluss über den Wasen bis hin zu den Bahngleisen fertig. Ein erster Teil, der Veielbrunnenpark, wurde im Juli eingeweiht. Für den zweiten Abschnitt, den Quartierspark, wurde sogar das Sanierungsgebiet Veielbrunnen erweitert, um so an Fördermittel zu gelangen. Denn die Kosten liegen bei rund 4,4 Millionen Euro.

Dabei handelt es sich um das Areal zwischen Stadtarchiv, Zollamt und Seelbergdurchlass. Vorgesehen ist hier auf etwa 10 000 Quadratmetern ein nahezu verkehrsfreier Stadtraum mit vielen Bäumen, einem Brunnen sowie einem Boulefeld. Das neue Bildungshaus (Schule, Kita), das gegenüber dem Stadtarchiv gebaut werden soll, hat großen Einfluss auf die Ausrichtung und Konzeption. Der neue Quartiersplatz ist in drei Teile gegliedert. Allein die Fläche vor dem Stadtarchiv misst an der breitesten Stelle etwa 70 Meter und ist 6300 Quadratmeter groß. Der nördliche Teil beim Seelbergdurchlass umfasst etwa 2100 Quadratmeter, der geplante Bolzplatz unterhalb des Grünzugs entlang der Bahngleise als dritter Abschnitt rund 1700 Quadratmeter. Angesichts der positiven Entwicklung der Kulturinsel zu einer stadtteilprägenden Einrichtung soll diese Einrichtung zumindest in Teilen im Alten Zollamt erhalten bleiben. Rund 4000 Quadratmeter sind laut Stadtverwaltung realistisch.

Während der benachbarte Veielbrunnenpark vor allem zur Naherholung gedacht ist, hat der künftige Quartiersplatz zwischen Zollamt und Stadtarchiv andere Funktionen zu erfüllen. „Hier sollen einmal Veranstaltungen stattfinden“, sagt Martin Holoch vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, weshalb die nötige Infrastruktur wie Wasser- und Stromleitungen eingeplant sei. „Zusammen mit Schule, Kita, Bürgertreff wird der Platz das künftige Zentrum des neuen Cannstatter Wohn- und Gewerbequartiers sein“, verspricht der Stadtplaner. Baubeginn soll im Frühjahr 2019 sein.

Die Namensgeberin

Marga von Etzdorf (1907 bis 1933) war eine berühmte deutsche Kunstfliegerin. Im Alter von 19 Jahren hat sie sich zu einer Ausbildung zur Pilotin entschlossen. Ende 1927 erhielt sie als zweite Frau Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg eine Fluglizenz sowie einen Kunstflugschein. Es gelang ihr anschließend als erste Frau, eine Stelle als Co-Pilotin bei der Lufthansa zu bekommen. In einer Junkers F 13 beförderte Marga von Etzdorf einige Jahre Passagiere auf den Strecken Berlin-Breslau und Berlin-Stuttgart-Basel. Dann machte sich die junge Frau selbstständig, kaufte sich ein einmotoriges Flugzeug und veranstaltete Schaukunstflüge - auch auf dem Cannstatter Wasen. Schließlich spezialisierte sich die Pilotin auf Langstreckenflüge nach Afrika und Asien. Aufsehenerregend war ihr Alleinflug 1932 nach Japan. Bis heute rätselhaft blieb ihr Selbstmord ein Jahr später.