Quelle: Unbekannt

Sigfried Baumann: Beim VfB geht die Angst um

Das Abstiegsgespenst geht um, verbunden mit der berechtigten Angst, dass es für den Aufsteiger VfB Stuttgart doch nicht zum Klassenverbleib in der Bundesliga reichen könnte. Also alles wieder so wie damals, als es der VfB im dritten Jahr des Abstiegskampfes doch nicht mehr gepackt hat. Dabei haben sie beim Aufstieg noch alle gesungen: Nie mehr Zweite Liga. Doch manchmal trügt der Schein. Zu meinem eigenen Erstaunen habe ich festgestellt, dass ich während der ganzen Vorrunde noch keine einzige Kolumne über den VfB geschrieben habe. War eigentlich bis zum Dortmund-Spiel (2:1) auch gar nicht nötig, denn bis zu diesem Zeitpunkt lief alles eigentlich recht erfreulich. Doch seit diesem Sieg ist Flaute eingekehrt im Spiel der Stuttgarter. Aus vier Begegnungen nur ein einziges Pünktchen und nur ein einziges Tor. Da muss man sich doch zu Wort melden. In Bremen null, gegen Leverkusen null, in Hoffenheim null. Dabei hatte man sich so sehr als vorweihnachtliche Bescherung ein 20-Punkte-Polster gewünscht. 17 hat man vor dem heutigen Spiel gegen den FC Bayern auf dem Konto. Und nach dem Bayern-Spiel wird es wohl dieselbe Zahl sein. Tore sind das Salz in der Fußballsuppe. Wer keine schießt, kann kein Spiel gewinnen. Und der VfB hat in 16 Spielen gerade mal 13 Tore geschossen. Bayerns Robert Lewandowski brachte es auf 15 Tore. Einer allein mehr als die gesamte VfB-Truppe. Da stimmt etwas nicht.

Bei Twitter habe ich eine Meinungsäußerung gefunden, der ich mich gerne anschließen möchte: „Mensch Hannes“, schrieb da einer, „sei doch mal mutiger.“ Die anderen kochen auch nur mit Wasser“. Und: „Der VfB muss mehr in offensives Risiko gehen. Genau das. Aber dieses Risiko scheut Bundesliga-Neuling Hannes Wolf. Wie sonst könnte er beim Spiel in Hoffenheim nach 60 Minuten auf die Idee kommen, mit einem 5-4-1-System das 0:0 zu verteidigen. Ein dummer Fehler (und der kann immer passieren) und schon ist der eine Punkt Wunschtraum. Wolf, der „Angsthasen-Trainer“. Ohne Mumm, ohne Mut zum Risiko, der VfB-Angriff eine einzige Demonstration der Hilflosigkeit. Wolfs Blicke nach dem Hoffenheim-Spiel verloren sich im Leeren. Auch ein Zeichen von Hoffnungslosigkeit. Schauen wir einfach mal auf den SC Freiburg. Viele hatten die Mannschaft schon abgeschrieben, weil in vielen Spielen nichts Zählbares herauskam. Dann drei Siege hintereinander und schon steht der FC vor dem VfB. Weil Mutlosigkeit noch nie eine Charaktereigenschaften der Freiburger war. Ein 0:3 in Köln noch zu drehen, Respekt. Wolf hätte da lieber auf Torsicherung umgestellt. 0:3 ist immer noch besser als 0:5. Nur leider bringen beide Resultate keine Punkte.