Wer die Marke hat, muss sich auf lange Wartezeiten einstellen. Quelle: Unbekannt

Wer in Stuttgart in einem Bürgerbüro etwas zu erledigen hat, sollte sich auf lange Wartezeiten einstellen. Denn die Landeshauptstadt hat im Vergleich zu anderen Städten sehr viele krankheitsbedingte Ausfälle der Mitarbeiter. 28 Fehltage gab es pro Mitarbeiter im Jahr 2015. Auch das Cannstatter Bürgerbüro musste dadurch in diesem Jahr schon komplett geschlossen bleiben. Die FDP hat einen Antrag gestellt, um die Zustände in den Bürgerbüros zu verbessern.

Von Erdem Gökalp

Schwaben sind als Schaffer bekannt. Kein Wunder also, dass Baden-Württemberg, laut des Gesundheitsreports der Techniker Krankenkasse, im bundesweiten Vergleich das Land mit den wenigsten Fehltagen ist. Insgesamt 12,4 Tage waren Berufstätige und Arbeitslose 2016 krankgeschrieben. Im Vergleich dazu: Die meisten Fehltage haben Mecklenburg-Vorpommern (19,5) und Brandenburg (19,1). Daher erstaunt es umso mehr, dass in den Stuttgarter Bürgerbüros die Ausfälle durch Krankheiten im städtischen Vergleich außergewöhnlich hoch sind.

28 Fehltage gab es im Jahr 2015 im Durchschnitt bei den Mitarbeitern. Die Folge davon: Die Bürgerbüros sind hoffnungslos unterbesetzt. Wer also seinen Pass verlängern oder eine neue Adresse anmelden will, sollte sich in der Regel auf lange Wartezeiten einstellen. „Vor allem montags und donnerstagnachmittags ist viel los“, so Martin Thronberens, Sprecher der Stadt Stuttgart. Über zwei Stunden und länger müssen Bürger da warten.

In besonders drastischen Fällen bleibt es nicht dabei, dass alles einfach länger dauert. In diesem Jahr mussten einige Bürgerbüros auch mal komplett geschlossen bleiben. Betroffen waren unter anderem Bad Cannstatt, Hedelfingen, Möhringen, Münster, Untertürkheim, Wangen und Zuffenhausen. In anderen Fällen müssen die Wartemarken vorzeitig gesperrt werden.

Für die arbeitsfähigen Mitarbeiter bedeutet dies eine Mehrbelastung. „Sollten Schließungen unumgänglich sein, werden die Mitarbeiter auf das gesamte Stadtgebiet verteilt, damit Bürger ein offenes Büro in der Nähe aufsuchen können“, sagt Thronberens. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter automatisch länger brauchen, bis die Vorgänge abgeschlossen sind.

„Der Grund für die häufigen Krankheitsfälle ist zum einen der viele Kontakt mit Menschen bei der Arbeit“, sagt der Sprecher. Gerade bei Grippewellen bestehe dadurch ein hohes Ansteckungsrisiko. Zusätzlich verursacht die vermehrte Arbeitsbelastung erneute Ausfälle bei den zum Teil überarbeiteten Mitarbeitern.

In der Sitzung des Verwaltungsausschusses vom 19. Oktober 2016 wurde das Thema bereits von Bürgermeister Martin Schairer aufgegriffen. Damals wurde ein Bericht im Verwaltungsausschuss hierzu angekündigt. Da dieser immer noch nicht vorliegt, hat die FDP nun einen Antrag gestellt, in dem sie diesen erneut anfordert.

Die Stadt ergreift inzwischen erste Maßnahmen: „Derzeit läuft ein breit aufgestelltes Organisationsprojekt, welches das Ziel hat, die Funktionsfähigkeit aller Bürgerbüros sicherzustellen und gleichzeitig die Situation der Mitarbeiter zu verbessern.“ Mehrere Arbeitsgruppen befassen sich mit dem Arbeitsalltag der Mitarbeiter. Damit der Beruf attraktiver wird, gibt es zukünftig sogenannte Einarbeitungsbürgerbüros. Diese sollen es ermöglichen, neue Mitarbeiter besser für die Arbeit mit den Bürgern vorzubereiten.