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Die Ahmadiyya Gemeinde ist auch sechs Monate nach dem Brand noch immer ohne Räume. Wer den Brand gelegt hat, ist ebenfalls unklar.

Bad CannstattAm Abend des 30. Januar dieses Jahres kam es in den Räumlichkeiten der muslimischen Ahmadiyya Gemeinde in der Daimlerstraße zu einer Brandstiftung. Elf Bewohner des Mehrfamilienhauses mussten evakuiert werden. Verletzt wurde niemand. Jedoch entstand ein Sachschaden in Höhe von 100 000 Euro. Was für die Gemeinde aber seitdem am schwersten wiegt: Durch den Brand, der mit religiöser Literatur und alten Koranausgaben entfacht wurde, wurden die Gemeinderäume derart zerstört, dass sie nicht mehr nutzbar waren – bis heute. Gleichzeitig entpuppt sich die Suche nach neuen Räumlichkeiten als schwierig.

„Wir sind für unsere Freitagsgebete immer noch interimsweise in den Räumen der evangelisch-ökumenischen Gemeinde in Neugereut untergebracht“, sagt Kamal Ahmad, Gemeindemitglied bei Ahmadiyya. Doch das allein sei nur das Mindestmaß an Leistung, die die Gemeinde ihren Mitgliedern bietet. Zudem ist an Feier- oder Brückentagen die Nutzung nicht möglich. Das monatliche, organisatorische Gemeindetreffen sowie regelmäßige Abendgebete seien ebenso unmöglich. „Das Gemeindeleben liegt brach.“

Die Suche nach neuen Räumlichkeiten laufe zwar auf Hochtouren aber bisher nicht erfolgreich. „In Stuttgart ist es schwierig, Leerstand zu finden, der für unsere Zwecke passend wäre.“ Auch die Verwaltung, die nach der Brandstiftung Beistand und Hilfe versprochen hatte, konnte bislang keine neuen Räume finden. „Wir stehen allerdings in regelmäßigen Kontakt mit der Gemeinde und suchen weiter“, heißt es von Seiten der Stadt. Das bestätigt Kamal Ahmad. Der nicht nur von der Stadt Unterstützung bekommt, sondern auch von anderen Religionsgemeinschaften in Stuttgart. So habe er beim letzten Rat der Religionen mit dem katholische Stadtdekan Christian Hermes und dem evangelischen Stadtdekan Søren Schwesig gesprochen. Sie haben ihre Hilfe zugesichert. Auch Sicherheitsbürgermeister Martin Schairer war bei diesem Gespräch zugegen.

Wer das Feuer in der Daimlerstraße gelegt hat, ist auch weiterhin unklar. „Bei den Ermittlungen gibt es keinen neuen Stand. Die Zeugenaussagen wurden überprüft, alle Spuren ausgewertet und es wird weiter ermittelt“, heißt es bei der Polizei. Dass am Tatort DNA-Spuren gefunden worden seien, die mit Spuren aus zwei weiteren Fällen von Brandstiftung identisch sind, konnte man bei der Polizei nicht bestätigen. Dass die Tat einen politischen Hintergrund hatte, wurde aber ausgeschlossen. Der Staatsschutz habe sich aus den Ermittlungen ausgeklinkt.

Die Ahmadiyya Gemeinde ist Mitglied des Arbeitskreises Stuttgarter Muslime und unterstützt die Integrationsarbeit im Stadtgebiet. Zudem spendet sie regelmäßig für Stuttgarter Projekte und Institutionen. Um die Arbeit in ihrer Gesamtheit aufrechterhalten zu können, benötigt die Gemeinde neue Räumlichkeiten.