Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Im Volksmund gilt der November als der „Totenmonat“ schlechthin und im Kirchenjahr aufgrund zahlreicher Feiertage wie Allerheiligen, Allerseelen oder Totensonntag als eine Zeit der intensiven Besinnung und des Gedenkens. An diesen Tagen rücken die Friedhöfe in den Mittelpunkt, wie etwa am kommenden Sonntag, dem Totensonntag.

Doch Friedhöfe sind nicht nur Stätten der Trauer und des Abschieds. Sie sind oftmals Sehenswürdigkeiten ersten Ranges. Die Stadt bietet sogar spezielle Friedhofs-Führungen - unter anderem auch durch das Krematorium auf dem Pragsfriedhof - an, die sich großer Nachfrage erfreuen.

Der Sommerrainer Werner Koch, der 25 Jahre die Geschicke des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes leitete, hatte sich als Ruheständler einen Traum verwirklicht und vor fünf Jahren ein Buch über Stuttgarts Friedhöfe und ihre Geschichte geschrieben. Er weist dem Leser auf 176 Seiten mit 220 Farbfotos und 25 Übersichtskarten den Weg zu den Gräbern von mehr als 200 Persönlichkeiten, die in der Landeshauptstadt ihre letzte Ruhe gefunden haben.

Klammert man den denkmalgeschützten Hoppenlaufriedhof aus, auf dem schon lange nicht mehr bestattet wird und der Stuttgarts Friedhof mit der meisten Prominenz ist, sind der Waldfriedhof in Degerloch, der Pragfriedhof im Stuttgarter Norden, der Fangelsbachfriedhof neben der Markuskirche im Stuttgarter Süden und der Uffkirchhof in Bad Cannstatt die Orte mit der größten Dichte an verstorbener Prominenz. Auf dem Friedhof gleich neben der Liebfrauenkirche an der Waiblinger Straße haben unter anderem Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach, Ferdinand Freiligrath und Wilhelm Ganzhorn ihre letzte Ruhestätte gefunden. Eine Besonderheit zeichnet den Uhlbacher Friedhof aus: 0,04 Hektar mit 55 Gräbern sind im Besitz der evangelischen Kirche. 0,5 Hektar mit etwa 600 Gräbern gehören der Stadt.

Insgesamt gibt es 42 städtische Friedhöfe mit einer Gesamtfläche von etwa 206 Hektar, worauf sich rund 165 000 Grabstätten befinden. Der größte Friedhof ist der Waldfriedhof mit rund 31 Hektar. Der kleinste ist der in Riedenberg, der auf seinen 0,1 Hektar 160 Grabstätten beherbergt. Der jüngste ist der Dornhaldenfriedhof, der älteste noch bestehende Friedhof soll der Steigfriedhof auf dem Hallschlag sein.

Die städtische Friedhofsverwaltung gibt es seit 1891. Im Jahr 1995 wurden das Gartenamt und das Friedhofsamt zusammengelegt, sodass heute das Garten-, Friedhofs- und Forstamt für die städtischen Friedhöfe in Stuttgart verantwortlich ist. Die 42 Friedhöfe sind in drei Bezirke unterteilt: Einer davon ist der Hauptfriedhof in Steinhaldenfeld, von wo aus die Friedhöfe der Neckarvororte betreut werden.

Grabarten

Neben Wahl- und Reihengräbern gibt es noch weiter Bestattungsformen wie etwa Urnenwahl- und Urnenreihengräbern. Urnenbeisetzungen in Kolumbarien sind nur auf dem Pragfriedhof möglich. Im dortigen Krematorium wurden Urnennischen eingerichtet. Baumgräber sind Urnenwahlgräber in Sonderlage unter anderem auf dem Waldfriedhof, Pragfriedhof und auf dem Friedhof Untertürkheim. Die Urnenbeisetzungen erfolgen in unmittelbarer Nähe eines Baumes, woran Täfelchen mit den Daten des oder der Verstorbenen angebracht werden. Rasengräber sind Urnenwahlgräber in Sonderlage. Es gibt sie auf dem Hauptfriedhof, Pragfriedhof und auf dem Friedhof Wangen. Auf dem Pragfriedhof können Eltern von ihren fehlgeborenen Kindern Abschied nehmen. Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt hat dort eine Begräbnisstätte für Kinder angelegt, die während der Schwangerschaft oder durch eine Fehlgeburt verstarben. Für die Grabstätten der „Kleinsten der Kleinen“ wird keine Grabnutzungsgebühr erhoben.