An der Ecke Lübecker / Dessauer Straße sind insgesamt 161 neue Wohnungen gebaut worden. Foto: Jakob Henke - Jakob Henke

Der Hallschlag hat es vom einstigen Problemviertel zum Vorzeigeareal geschafft. Einen großen Teil hat die 100 Millionen Euro Investition der SWSG beigetragen.

Bad CannstattSeitdem das Förderprogramm „Soziale Stadt“ des Bundes und der Länder 2007 im Hallschlag seine Arbeit aufgenommen hat, präsentiert sich das einstige Problemviertel in einem neuen Licht. Einen großen Beitrag hierfür leistet die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebau GmbH (SWSG), die seit gut zehn Jahren ihren Bestand von rund 1800 Wohnungen auf dem Hallschlag auf Vordermann bringt. In dem einst verrufenen Cannstatter Stadtteil investierte die städtsiche Tochter bisher mehr als 100 Millionen Euro. Dabei, erklärt der Technische Geschäftsführer Helmuth Caesar, sei man nach folgendem Prinzip verfahren: „Ein Drittel Sanierung, ein Drittel Instandhaltung und ein Drittel Neubau.“

Einige Ergebnisse dieses gewaltigen Sanierungsprogramms präsentierte die SWSG am Freitag im Rahmen eines Presserundgangs. „Wir haben für den Hallschlag insgesamt eine Struktur angestrebt, die jedem unserer Mieter gerecht wird“, sagt Samir Sidgi, der Vorsitzende der Geschäftsführung. Das Ziel sei, dem Quartier eine eigene Identität zu geben, in der sich alle wohlfühlen. Als Beispiel nennen Caesar und Sidgi das Gebiet Lübecker/Dessauer Straße, dem bisher größten Sanierungsabschnitt der SWSG auf dem Hallschlag. Hier sind in den vergangenen drei Jahren nach dem Gebäudeabriss insgesamt 161 neue Mietwohnungen (davon sind 51 Sozialmietwohnungen) errichtet worden.

14 Wohnungen mehr

Ein Plus von 14 Wohnungen zu vorher, was OB Fritz Kuhn sicher freuen wird. Stuttgart steht im aktuellen Mietspiegel nicht nur auf Platz drei der teuersten Städte in Deutschland (der durchschnittliche Quadratmeterpreis liegt bei 14,85 Euro), es fehlt zudem vor allem bezahlbarer Wohnraum. In der Landeshauptstadt und den umliegenden Landkreisen gab es in den vergangenen Jahren ein Defizit von insgesamt 100 000 Wohnungen. Die SWSG versucht, dem Mangel etwas entgegenzusetzen, auch im Mietpreis. Für eine Wohnung ohne Förderung zahlt man bei der städtischen Tochter 10,50 Euro pro Quadratmeter, für eine Sozialwohnung 7,50 Euro. Für Familien im mittleren Einkommensbereich sind 8,50 Euro pro Quadrameter fällig.

Dass das Sanierungsprgramm schwierig ist, liegt auch an der sehr alten und heruntergekommenen Baussubstanz. „Vor gut 100 Jahren war das Verbauen von so genannten Kesslerwänden sehr beliebt. Doch die sind komplett ungeeignet, weil man sie nicht so ohne weiteres entfernen kann“, sagt Caesar. Problematisch sind auch der Zuschnitt der Wohnungen, die in der Regel 50 Quadratmeter groß sind und über drei Zimmer verfügen. Das sei für die heutigen Bedürfnisse vor allem von Familien komplett unangemessen. „Die neuen Wohnungen sind alle mindesten 70 Quadratmeter groß“, so Sidgi

Ein weiteres SWSG-Problem auf dem Hallschlag offenbart sich an der Düsseldorfer Straße. Auch dort entsteht ein neues Quartier, ähnlich geplant wie das an der Lübecker Straße. Und das heißt viel Grün, Freiflächen und Attraktivitäten für Familien. Doch wie in dem Cannstatter Stadtteil üblich, stieß man beim Ausgraben auf römische Siedlungsreste. „Als Grundstückseigentümer tragen wir die Verantwortung für die Funde“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung. Aus diesem Grund wurden die Arbeiten eingestellt und die Archäologen hatten einige Monate lang auf der Baustelle das Sagen. Mittlerweile sind die Grabungen abgeschlossen und der Bau kann weitergehen. Ende 2020 sollen die ersten der insgesamt 128 neuen Wohnungen fertig sein. Gut die Hälfte davon sind Sozialwohnungen.

Die Schlussetappe auf dem Hallschlag führte zum Mehrgenerationenhaus, das in Nachbarschaft zum Römerkastelle ebenfalls von der SWSG gebaut worden war. Dort, wo einst ein hässliches Gebäude mit Kino und Supermarkt stand, befindet sich jetzt ein Ort für Menschen jeden Alters. Es gibt ein Kinderhaus, ein Café, eine Rentner-WG wohnt im Dachgeschoss. Alles natürlich barrierefrei.