Michael Föll in der neuen Schwabentracht präsentiert mitRobert Kauderer undWulf Wager das Jubiläumsbuch zum Historischen Volksfest. Foto: Wenzel - Wenzel

Im Stadtmuseum wurde die Ausstellung zum 200-jährigen Bestehen des Cannstatter Volksfestes eröffnet. Sie zeigt, wie aus dem Landwirtschaftsfest ein Großevent wurde. Auch eine neue „Schwabentracht“ wurde entworfen.

Bad CannstattAm 28. September 1818 gab es das erste„Landwirtschaftliche Fest zu Kannstadt“. Damals noch eintägig. Das 200-jährige Jubiläum dieses Ereignisses wird der Volksfestverein ab 26. September acht Tage lang auf dem Stuttgarter Schlossplatz mit einem „Historischen Volksfest“ feiern. Wulf Wager hat dabei nicht nur sachkundig mitgeplant und ein reich bebildertes Geschichtsbuch „Cannstatter Volksfest“ geschrieben, das im Belser Verlag erschienen ist, sondern auch eine höchst ansehenswerte Ausstellung im Klösterle gestaltet. Die Entwicklung „Vom Landwirtschaftsfest zum Mega-Event“ stellte der Autor am Samstagnachmittag zur Eröffnung dieser Ausstellung eindrucksvoll vor.

Die Veranstaltung im Verwaltungsgebäude des Cannstatter Rathauses wurde eingeleitet und gegliedert durch die schmetternden Fanfarenstöße der Stuttgarter „Stadtgarde zu Pferde 1652“ und eröffnet durch den Leiter des Stadtmuseums Manfred Schmid. Er zitierte zur Begrüßung aus der Volksfestzeitung von 1907: „Nun tobt euch wieder einmal gründlich aus“, bevor er das Wort weiter gab an Michael Föll, den Ersten Bürgermeister von Stuttgart. Dieser begrüßte als Cannstatter Wasenbürgermeister das Gründungsmitglied des Volksfestvereins, Robert Kauderer, und Eberhard Butz, den persönlichen Vertreter des amtierenden Vereins-Präsidenten, Michael Herzog von Württemberg. König Wilhelm I, der „Landwirt unter den Königen“, hatte 1818 das Volksfest gegründet als Grundstein zur Modernisierung des Agrarstaats Württemberg. Traditionsbewusste Bürger sorgten nach 1918 dafür, dass die enge Verbindung zum „Haus Württemberg“ die Abschaffung der Monarchie bis heute überlebt hat.

Neue Schwabentracht

Ein „ganz besonderes Volksfest“ soll zum Jubiläum in vier Monaten Tradition und Modernität miteinander verbinden. An dem Super-Festzug wird schon seit Monaten gearbeitet. Zudem werden historische Belustigungen wiederbelebt werden, Cannstatter Mütschele wie aus dem 19. Jahrhundert werden vom Bäcker Sailer angeboten und die „Krüger Dirndl Manufaktur“ hat eine neue „Schwabentracht“ entworfen, nach Cannstatter Trachten von 1800.

Am Schluss der Veranstaltung bewies Wasenbürgermeister Föll, dass er auch in diesem Gewand eine gute Figur machen wird, ebenso wie die zehn Alina-Krüger- Models, die Caroline Alagna mitgebracht hatte. Vorher gab aber Wulf Wager in Wort und Bild einen detailfreudigen Abriss zur 200-jährigen Geschichte von Cannstatter Volksfest und Landwirtschaftlichem Hauptfest. Er erinnerte an den gigantischen Vulkanausbruch des Tambora mit der Gewalt von 170 000 Hiroshima-Bomben, der 1816 dem Land Württemberg und vielen Staaten in Europa ein entsetzliches Hungerjahr ohne Sommer brachte. König Wilhelm und seine Frau Katharina halfen der hungernden Bevölkerung mit Privatspenden, der Gründung des Landwirtschaftlichen Zentralvereins, der Württembergischen Sparkasse und - am Tag nach dem Geburtstag des Königs 1818 - mit einer „unterhaltenden Abwechslung“. Die Ausstellung um Thourets Fruchtsäule herum, die Pferderennbahn und die Vergnügungen auf dem Wasen lockten 30 000 Württemberger in den 2000-Seelenort Cannstadt. Wie daraus das Mega-Event mit 4,5 Millionen Besucher wurde, und wie menschliche Attraktionen durch Maschinen abgelöst wurden, das schilderte Wager eine Stunde lang. Das zeigt auch die Ausstellung im Klösterle und das werden die Zuschauer auf den Wagen des Festumzugs am 30. September ab 11 Uhr bewundern können.

Die Ausstellung ist bis 14. Oktober im Klösterle, Marktstraße 71/1 zu sehen. Sie hat geöffnet mittwochs von 14 bis 16 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr,