40 Stufen und eine steile Rampe sind die Anbindung an der Deckerstraße. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Der heutige Tunnel, der den Seelberg mit dem Güterbahnhof-Areal verbindet, ist für Passanten ein Zumutung und zudem nicht barrierefrei. Die Cannstatter Grünen fordern deshalb die Verwaltung auf, umgehend mit den Planungen für einen neuen Durchlass zu beginnen. Das Problem: Laut Stadtplaner kostet der zwischen 20 und 30 Millionen Euro.

Die Bauarbeiten auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Areal nehmen weiter an Fahrt auf. Nachdem der neue Quartierspark (Grüne Mitte) bereits fertig und offiziell eingeweiht wurde, hat auch die Münchner Dibag entlang der Daimlerstraße Kräne und Bagger auffahren lassen. Hier entstehen mehrere Verwaltungsgebäude, in einem wird auch die Stuttgarter Volksbank einziehen. Was das Areal der ehemaligen Tankstelle angeht, so ist von Zapfsäulen nichts mehr zu sehen. An dieser städtebaulich markanten und wichtigen Stelle planen die Dibag (Grundstücksbesitzer) und die Stadt eine Wettbewerb. Während die Arbeiten zur Verlegung der Benzstraße ebenfalls bereits begonnen haben, so geht es beim neuen, knapp 30 Millionen Euro teuren Sportbad, erst 2018 los. Keine Frage, nach Jahre langem Stillstand nimmt des künftigen Wohn- und Gewerbegebiet allmählich erste Konturen an.

Doch eine „Baustelle“ bekommen die Stadtplaner nicht so recht in den Griff. Denn die fußläufige Anbindung des neuen Stadtteils über den Seelbergdurchlass ruft immer wieder die Kritik der Kommunalpolitik auf den Plan. Die Unterführung, die in zwei Etappen bis hin zur Deckerstraße/Höhe Marienbader Straße führt, wirkt wenig einladend. Finster und durch mehrere Richtungswechsel ist sie unübersichtlich und verströmt durch die offen liegenden Rohre und der tiefen Decken den Charme eines Maschinenraums. Eltern ist besonders in den dunklen Wintermonaten nicht wohl bei dem Gedanken an ihre Kinder, die sich vom Veielbrunnen aus auf den Weg zur Martin-Luther-Schule machen. Doch auch für Erwachsene ist es zu mancher Tages- und vor allem Nachtzeit ein langer Weg zum Fürchten.

Pesch & Partner, Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs für das Güterbahnhof-Areal, schlugen deshalb vor zehn Jahren schon vor, auf Höhe der Wendefläche einen neuen Durchgang durch den Bahndamm zu bauen. Auch die Gemeinderatsfraktionen der SPD und der Grünen forderten 2008 die Verwaltung zum Handeln auf. Doch eine Machbarkeitsstudie zeigte schnell: Ein neuer Tunnel ist nicht nur bautechnisch schwierig, sondern auch teuer. Wie teuer, das wurde dem Bezirksbeirat 2009 durch einige Studentenentwürfe aufgezeigt. Denn zwei Varianten befassten sich ebenfalls mit einer neuen, gut 110 Meter langen Röhre. Allein die Vortriebskosten würden mit gut fünf Millionen Euro zu Buche schlagen. Alles in allem haben die Studenten für einen Tunnelneubau elf Millionen Euro berechnet.

Die Stadtverwaltung ging sogar noch einen Schritt weiter und sprach von mindestens 20 Millionen Euro. Denn allein eine barrierefreie Anbindung an der Deckerstraße, heute gibt es dort eine Treppe und eine etwa 40 Meter lange, steile Rampe, könne mit dem Bau eines Aufzuges schnell einen zweistelligen Millionenbetrag ausmachen.

Anfang Juli wurde wieder einmal über den Seelbergdurchlass im Bezirksbeirat diskutiert. Der Grund: Die Stadt macht bisher wenig Anstalten, richtig Geld für einen neuen Tunnel samt barrierefreier Anbindung an der Deckerstraße in die Hand zu nehmen. Nach Meinung der Cannstatter Grünen ist genau das jedoch erforderlich. „Für die Integration in die benachbarten Stadtteile und die Versorgung des neuen Quartiers sowie für die Entscheidung, ob jemand in dieses Quartier ziehen will, ist eine sichere Unterführung von großer Bedeutung“, heißt es in einem Antrag. Dabei wird die Verwaltung aufgefordert, unverzüglich mit den Planungen für den Seelbergdurchlass zu beginnen. und dabei folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen: Die Anbindung an den Seelberg und das Veielbrunnengebiet/NeckarPark muss barrierefrei und somit auch für Radfahrer ungefährlich benutzbar sein. Sie muss geradlinig verlaufen, wobei die barrierefreie Rampe an der Deckerstraße in zentraler Lage zum Seelberg sein.