Im Sommerrain informierte die Polizei über Abzocke. Foto: Bohn (z) - Bohn (z)

Sie rufen vor allem Senioren an und geben sich als falsche Polizisten aus. Derzeit treten gehäuft Betrüger auf. Die Polizei warnt und gibt Tipps. Ein 82-Jähriger hat nun einen Betrüger überführt.

Bad Cannstatt Betrugsmaschen gibt es viele, mit denen Unbekannte versuchen, andere Menschen abzuzocken. „Und die Zahlen steigen weiterhin an“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Im vergangenen Jahr ergaunerten die Täter auf diese Weise noch rund 500 000 Euro. Eine Summe, die 2019 längst übertroffen wurde. Seit Christi Himmelfahrt gebe es eine Anrufswelle, bei der sich Unbekannte als „Polizisten“ ausgeben und die sich aufs ganze Stadtgebiet verteilt. „Bei uns werden täglich 30 bis 40 Anrufe gemeldet“, sagt Monika Ackermann, wobei sie davon ausgehe, dass die Dunkelziffer noch weitaus höher liege.

Zuletzt gab es am Dienstag, 9. Juli, von der Polizei die Meldung, dass wieder falsche Polizisten aktiv waren und bei Stuttgartern ungefähr 30 Anrufe getätigt haben, um sie um ihr Geld zu bringen (wir berichten). Ein 82-jähriger Senior blieb jedoch konsequent und rückte kein Geld heraus. Er sollte es von der Bank holen. Stattdessen informierte er seine Hausbank. Diese gab die Information gleich weiter an die Polizei.

Um das Thema „Achtung Abzocke“ ging es auch bei der Infoveranstaltung im Haus im Sommerrain. Quartiersmanagerin Julia Bohn hatte die Sommerrainer dazu eingeladen. „Rund 40 Bürgerinnen und Bürger sind gekommen“, so Bohn. Es ging um Fragen wie: Was tun, wenn eine fremde Person an meiner Türe klingelt und ein Glas Wasser möchte? Was tun, wenn mein Enkel mich am Telefon um eine sehr große Geldsumme bittet?

„Neben Tipps und Tricks gab es viel Platz für Fragen und Erfahrungsberichte“, so Bohn. Es war ihre erste Quartiersveranstaltung dieser Art. Die Infoveranstaltung gab es schon mal im Pflegezentrum des DRK. „Die Zusammenarbeit und die Vorträge durch die Polizei möchten wir auf jeden Fall weiter ausbauen und nochmals wiederholen“, so Bohn. Denn vorrangig suchen sich die Täter ältere Menschen als Opfer aus. So auch am 10. Juni, als falsche Polizisten eine ältere Frau um mehrere zehntausend Euro betrogen hatten. Doch im Kampf gegen die üble Abzocke verzeichnet die Polizei auch Erfolge. Anfang Juli gab es in Stuttgart eine Festnahme: Zwei mutmaßliche Mitglieder einer Bande, die als falsche Polizisten Geld erbeutet haben sollen, wurden verhaftet: eine 38 Jahre alte Frau und ein 39 Jahre alter Mann. Sie kamen in Untersuchungshaft.

Immer wieder geben sich Täter als Polizisten aus und täuschen vor, über den Polizeinotruf „110“ oder andere Behördenleitungen anzurufen. Die falschen Beamten gaukeln in der Regel den Angerufenen, die sie betrügen wollen, vor, dass Geld und Wertsachen weder zu Hause noch auf der Bank sicher seien. Schließlich kündigen sie an, einen Polizisten in ziviler Kleidung oder einen Kurier vorbei zu schicken, der Geld und Wertsachen zur sicheren Verwahrung abholt. Auch geben sich die Täter nicht selten als nahe Verwandte, insbesondere Enkel aus und täuschen eine finanzielle Notlage vor. Doch die Warnungen der Polizei greifen offenbar immer mehr. Denn mit der Hilfe eines aufmerksamen 82-Jährigen, der zum Schein auf die aberwitzige Geschichte eines Kriminaltechnikers einging, konnte der Betrüger bei der Geldübergabe festgenommen werden.