Der 23-Jährige Viet Ngo (links) führt das asiatische Restaurant Thai Viet in der Brückenstraße gemeinsam mit seinen Eltern. Stammkunde Wolfgang Meyer spricht von einer Perle der Neckarvorstadt. Foto: Gökalp Quelle: Unbekannt

Die Lokale und Restaurants in der Neckarvorstadt haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Wo heute Imbisse sind, gab es vor 30 Jahren noch gehobene Gastronomie. Anwohner wie Wolfgang Meyer erinnern sich an diese Zeiten zurück. Er wohnt seit vielen Jahren im Stadtteil und engagiert sich in einem Arbeitskreis für dessen Verschönerung. Das Restaurant Thai Viet hält er für eine Bereicherung der Neckarvorstadt.

Von Erdem Gökalp

Die Brückenstraße ist das Tor in die Neckarvorstadt. Viele Geschäfte, Imbisse und Kneipen haben sich dort niedergelassen. Auch die Schwäbische Tafel, die Sektkellerei Rilling und die Martinskirche befinden sich dort. Jedoch sind viele Gebäude in einem schlechten Zustand. Auch viel Müll wird achtlos auf dem Bürgersteig entsorgt. Inmitten dieser belebten Straße hat sich vor zwei Jahren die vietnamesische Familie Ngo niedergelassen. Der 23-jährige Viet hat mit seinen Eltern in der Brückenstraße 18 das asiatische Restaurant Thai Viet eröffnet. Ein großer Außenbereich, der von Pflanzen umgeben ist und eine vielseitige Küche mit asiatischen Spezialitäten wie Sushi ziehen insbesondere zur Mittagszeit Kunden an.

Ein Stammkunde ist Wolfgang Meyer. Der 68-Jährige wohnt seit 30 Jahren in der Neckarvorstadt. Er ist unter anderem in der Arbeitsgruppe Neckarvorstadt engagiert, die sich unter anderem um saubere Straßen bemüht. „Ich habe den Stadtteil noch erlebt, als es Restaurants gab, in die man nur mit Jackett und Krawatte durfte.“ Er war lange Zeit besorgt, wie sich die Gastronomien und der Zustand der Straßen entwickelten. Mit der Arbeitsgruppe versucht er bereits, das Müllproblem in den Griff zu bekommen. So gab es in diesem Jahr schon eine Let‘s-Putz-Aktion (wir berichteten). Mayer freut sich über das Restaurant Thai Viet der Familie Ngo. „Sie sind eine Perle der Neckarvorstadt.“

Die Gastronomielandschaft in dem Stadtteil hat immer wieder rasante Entwicklungen durchlebt. So hatten die Anwohner vor 20 Jahren noch ein ganz anderes Problem. Nämlich zu viele Kneipen. Rund 35 Gaststätten gab es zu dieser Zeit in der Neckarvorstadt. Die SPD, die Grünen und ÖDP hatten damals im Ausschuss für Umwelt und Technik für eine Verlagerung der Gaststätten an die Neckartalstraße gestimmt. Damit sollten insbesondere die zahlreichen Kneipen von der Wohngegend verlagert und damit bessere Bedingungen für die Anwohner geschaffen werden. Jedoch ist das Vorhaben knapp gescheitert, weil es keine Mehrheit fand. Das Problem mit den zahlreichen Kneipen hat sich dann vor knapp zehn Jahren von selbst erledigt. „Im Rahmen des Nichtraucherschutzgesetzes haben viele Eckkneipen schließen müssen“, sagt Daniel Ohl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Nur noch wenige alteingesessene Lokale sind erhalten geblieben.

Dass sich die Restaurants, an die sich Wolfgang Meyer noch erinnert, nicht haben halten können, könnte laut Dehoga-Sprecher mehrere Gründe haben. „Oft scheitern Restaurants nicht an einem schlechten Essen oder Service, sondern an einer Verschlechterung des Standorts.“ Parkmöglichkeiten oder der eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr seien zudem sehr wichtig. „Heutzutage legen viele Kunden auf einen guten Außenbereich Wert.“ Die Nähe zu größeren Unternehmen sei ebenfalls wichtig. Denn das Mittagsgeschäft ist oft die Haupteinnahme eines Restaurants. Wenn jedoch Firmen eine gute Kantine haben, dann sei es schwer für Restaurant, in der Umgebung zu bestehen. Der Trend der Neckarvorstadt, dass gehobene Gastronomien sich verabschiedet haben, sei jedoch kein Stuttgart-weiter Trend. „Es ist eher das Gegenteil der Fall.“ Beispielsweise liegen derzeit edle Burger-Restaurants groß im Trend. Die Gastronomie verbessert sich also zunehmend.