Die „Liberty“ am Haken des Krans im Stuttgarter Hafen. Gestern wurde sie auf einen Lastwagen gehoben und dann nach Oberösterreich gebracht. Dorthin hat Kapitän Wolfgang Thie das Schiff verkauft. Foto: Hettich - Hettich

Der Neckar Käpt’n hat sein Schiff Liberty verkauft

Bad Cannstatt Der Neckar-Käpt’n hat weitere Veränderungen in seinem Unternehmen vorgenommen, um seinen Betrieb zu sichern: Er hat nun sein Schiff „Liberty“ verkauft. Es reiste gestern ab zum Traunsee ins Salzburger Land nach Oberösterreich. In Traunkirchen wird es wieder auf dem Wasser zum Einsatz kommen und mit Passagieren unterwegs sein. Mit einem Schwerlastkran ist es gestern erst einmal aus dem Wasser am Mittelkai am Stuttgarter Hafen auf einen entsprechend großen Tieflader herausgehoben worden. Um 12 Uhr war es soweit, dass die Gurte ins Wasser gelassen werden konnten, um dann das Schiff in der Folge herauszuheben und auf einen großen Lastwagen zu setzen. Und der hatte keine leichte Last zum neuen Einsatzort zu transportieren: 26 Tonnen schwer ist das Schiff und 26 Meter lang. Mit einem Sondertransport ist es dann auf der Straße nach Oberösterreich gefahren worden.

Nötig geworden war der Verkauf, so Neckar-Käpt’n Wolfgang Thie, „weil wir wegen der lang anhaltenden Baustellen-Situation unser Geschäft anpassen mussten“. Durch die Baustelle für den Rosensteintunnel und Stuttgart 21 direkt bei seiner Anlegestelle an der Wilhelma hat Thie in den letzen Jahren einen großen Besucherrückgang verzeichnen müssen und damit nach eigenen Angaben weniger Einnahmen. Nun hat er nur noch die große Wilhelma als Schiff für seine Personenschifffahrt. Sie fasst 300 Personen an Bord. Auf dem Partyfloß König Ludwig haben 200 Personen Platz.

Verkauf mit Wehmut

Die Liberty hatte 190 Plätze und wurde 1988 gebaut. „2003 haben wir sie erworben“, erinnert sich Kapitän Thie. Sie kam vom Bodensee und war nur 18 Meter lang. Im Jahr 2006 wurde sie deshalb um sechs Meter verlängert. Der Grund: Dadurch konnte die Kapazität von 90 auf 190 Besucher gesteigert werden. „Wir haben viele tolle Veranstaltungen auf der Liberty erlebt, auch Hochzeiten. Das hat viel Spaß gemacht.“ Doch den wirtschaftlichen Aspekt konnte er nicht aus den Augen lassen und musste nun handeln. Denn: Auch das Personal muss finanziert sein. Mit wehmütigem Auge hat er nun das Schiff verkauft. Aus wirtschaftlichen und konzeptionellen Gründen musste sich Thie bereits zu Anfang des neuen Jahrtausends von einigen seiner Schiffe trennen. Nach der Berta Epple verkaufte er 2003 die MS Lichtenstein für eine Million Euro in den Ruhrpott nach Herne. Allerdings erwarb er im gleichen Jahr auch die Liberty.

Was die neue Anlegestelle am Altstadtufer beim Parkhaus Mühlgrün betrifft, so wird er hier nochmals einen neuen Antrag einreichen. Thie blickt aber auch schon auf den neuen Fahrplan, der sich nun auf die zwei Schiffe einstellt. „Ab Karfreitag geht es mit der gut geheizten Wilhelma zu Rundfahrten um 12.30 und um 15 Uhr los und dann an den Sonntagen am 8. und 15. April“, so der Neckar-Käpt’n.

Er ist schon sehr gespannt, wie sich nach dem Bau des Rosensteintunnels und der Stuttgart 21-Brücke das Neckarknie neu gestaltet wird und hofft, dass sich dort auch die Anlegesituation für ihn verbessern lässt. Erste Pläne für das Wilhelmavorfeld wurden bereits vorgestellt und am Montag auch der Sieger des Ideenwettbewerbs für das ganze Neckarknie.