Die Anlegestelle vor dem Theaterschiff beim Mühlgrün, ist aber noch immer keine Zustiegsstelle für Passagiere des Neckar-Käpt’n. Er wartet noch immer auf die Erlaubnis dafür. Foto: Iris Frey - Iris Frey

Der Neckar Käpt’n leidet unter der Baustelle zum Rosentsteintunnel und Stuttgart 21. Er wartet noch immer auf die Zustiegserlaubnis der Stadt am Mühlgrün.

Bad Cannstatt Der Neckar-Käpt’n ist noch nicht zufrieden mit seiner Situation angesichts der Baustelle des Rosensteintunnels und Stuttgart 21, die für ihn vor seiner Anlegestelle an der Wilhelma einen unübersichtlicheren Zugang der Passagiere zu seinen Schiffen zur Folge hat. Er wartet immer noch darauf, dass er am Neckarufer beim Mühlgrün die Erlaubnis bekommt, Passagiere aufnehmen zu dürfen. Die weitere Zustiegsstelle würde ihm mehr Möglichkeiten bieten bei seinen Fahrten. Er überlegt deshalb, möglicherweise seinen Firmensitz in eine andere Stadt zu verlegen. „Entweder nach Marbach oder nach Weinstadt, wo ich ansässig bin“, so Wolfgang Thie.

An Marbach denkt er deshalb, weil sich die Stadt für ihn an seiner dortigen Anlegestelle stets entgegenkommend gezeigt habe etwa bei der Ufergestaltung. Deshalb könne er es sich gut vorstellen, dort seinen Firmensitz hinzuverlegen, um Marbach von der Gewerbesteuer profitieren zu lassen. Thie ist enttäuscht, dass die Stadt Stuttgart bislang kein Geld habe einfließen lassen in Verbesserungen vor seiner Anlegestelle, etwa mit Sitzstufen am Neckarufer bei der Wilhelma. Es habe geheißen, es sei kein Geld da für so eine kurzfristige Maßnahme, so Thie, denn dort werde eine größere Umgestaltung geplant. Wie berichtet, soll das Neckarknie mit einer größeren Baumaßnahme der Stadt im Zuge des Baus des Rosensteintunnels umgestaltet werden, wenn dort die Bauarbeiten erledigt sind. „Doch das ist in vier Jahren“, so Thie. Die Wartezeit sei für ihn zu lang. Er brauche schnell Maßnahmen, die ihm und den Fahrgästen helfen. Deshalb überlege er, den Firmensitz zu verlegen, um der Stadt Stuttgart die Gewerbesteuer nicht mehr bezahlen zu müssen. Doch das bedeute in der Folge nicht, dass dann auch die Schiffe aus Bad Cannstatt verschwinden. „Da wollen wir weiterhin vor Ort bleiben.“ So möchte er gerne die Anlegestelle am Mühlgrün möglichst bald richtig nutzen, auch als Zustiegsstelle. Da war ihm wichtig, dass die Anlegestelle längerfristig nutzbar ist. Es sei der einzige behindertengerechte Zustieg in Stuttgart. Der nächste Zustieg dieser Art befinde sich in Ludwigsburg-Hoheneck. Thie weiß, dass er einen erweiterten Antrag stellen muss für eine Erlaubnis zur Zustiegsmöglichkeit am Mühlgrün. Diesen Antrag will er noch einreichen. „Ich habe es noch nicht geschafft.“ Der Neckar-Käpt’n hat in den letzten Jahren mit rückgehenden Passagierzahlen zu kämpfen und mit sinkenden Einnahmen. Deshalb hat er neu strukturiert und Schiffe verkauft. Von fünf Schiffen sind zwei übrig. Aufgrund rückgehender Passagierzahlen hat er auch sein Personal verkleinern müssen. Mit den zwei Schiffen hat er nun eine intensivere Tätigkeit, sagt er. Die Schlagzahl habe sich erhöht. Er hofft auf eine Lösung mit der Stadt.

Die CDU hat in einer Pressemitteilung gestern den Umgang der Stadtverwaltung mit dem Neckar-Käpt’n kritisiert. Sie verweist auf das Projekt „Stadt am Fluss“ und die Verwirklichung der Neckar-City. OB Kuhn und Bürgermeister Pätzold würden gerne von der Aufwertung des Neckars für die Bürger sprechen. Der Fall des Neckar-Käpt’n zeige deutlich, so Kotz, dass selbst so einfache Dinge, die man im Dialog lösen könnte, nicht erfolgreich durch den OB und den zuständigen Bürgermeister Pätzold bearbeitet würden. Es werde hier billigend ein Schaden an einem langjährigen Partner in Kauf genommen. Es gehe nicht nur um eine schöne Hochglanzbroschüre, sondern auch darum, ganz praktisch am Thema Stadt am Fluss erfolgreich zu arbeiten.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Beate Bulle-Schmid erklärt: „Der Neckar-Käpt’n ist mittlerweile eine Institution mit einer über 20-jährigen Geschichte in unserer Stadt. Sollte die Reederei Stuttgart verlassen, so würden wir ein Stück Lebensqualität verlieren.

Stadtsprecher Sven Matis erklärte gestern: „Schade, dass Herr Thie keine Zukunft am Rosensteinufer sieht - das Umfeld hier ist durch die beiden Großbaustellen schwierig. Die Stadt hat vieles getan, um seinen Betrieb dort zu unterstützen. Er hatte beantragt, die Liegestelle gegenüber zu nutzen. Hier wäre es allerdings derzeit nicht möglich, Passagiere aufzunehmen. Er hat mittlerweile seinen Antrag zurückgenommen“, so Matis.