Helga Müller vom Verein zur Förderung der Kunst Stuttgart in der Volks Foto: Iris Frey - Iris Frey

Beim 16. Schaufenster Kultur gab Mundart-Spaß, eine neue Cannstatt-Hymne zum Mitsingen. Außerdem wurde der Bildhauergarten von Willy Wiedmann wieder eröffnet zum 55. Geburtstag der Galerie Wiedmann.

Bad CannstattDas war kein einfacher Start beim 16. Schaufenster Kultur. Hatte sich fast zeitgleich am Wilhelmsplatz ein Stadtbahnunfall ereignet. Doch der sorgte für eine besondere Ruhe vor der Volksbank, als Musiker Michael Reisser mit seiner Gitarre in die Aktion einstimmte. Zuvor schon hatten zahlreiche Besucher die sehenswerte Ausstellung des Vereins zur Förderung der Kunst in den Räumen der Volksbank bestaunt, in der auch Schneeleopard und Löwe faszinierten. Manfred Elser von der Initiative Kulturnetz Bad Cannstatt freute sich, eine große Schar Kulturfans begrüßen zu können, auch Bezirksbeiräte der CDU und SPD. Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler sprach den Aktiven für die Aktion, die es seit acht Jahren gibt, seine Anerkennung aus. Dann wurde er selbst Akteur und trug sein selbst geschriebenes Gedicht „Dr Neckar“ vor, ein erstes lyrisches schwäbisches Bekenntnis zu Bad Cannstatt.

Volksbank-Regionaldirektor Helmut Leibner bedankte sich bei der Initiative Kulturnetz, bereits zum zweiten Mal Gastgeber bei der Eröffnung zu sein. Die Kunst belebe das Miteinander. Die nächste Station des Kulturspaziergangs war Brillen Kugler. Im Innenhof trat der Verein schwäbische mund.art. e.V. auf mit Wilhelm Bauer, Wolfgang Rupp und Ulrich Stauß. Bauer nahm den Inhaber von Brillen Kugler Denis John in den Arm und vollzog so den freundschaftlichen Schulterschluss von Handel und Kultur. Bauer stellte den Mundartstammtisch vor, bei dem auch schon Schultes Löffler aktiv teilgenommen hat und bei dem Bürger mit ihrer schwäbischen Poesie mitmachen können. Der nächste Stammtisch im Restaurant Steinhalde ist am 12. November.

Während Bauer Gedichte von Else Schlieter las, welche zu Lebzeiten auch Glossen in der Cannstatter Zeitung veröffentlichte, hatte Ulrich Stauß für das Schaufenster Kultur ein ganzes Lied gedichtet - über Cannstatt. Und das zum Mitsingen. Der Refrain wurde verteilt. Alle sangen begeistert mit: „Cannstatt, Rathaus ond Bronna ond Quella von vorna ond henta, Stadtkirch, Kursaal, idyllischer kann mr nix fenda!“

Brunnen und Quellen wurden nun mit dem Historiker Olaf Schulze erkundet. Der Vorsitzende von Pro Alt-Cannstatt brachte hier den Besuchern die Geschichte des Jakobsbrunnens von 1834 nahe, der seinen Namen daher hat, weil einst so viele Jakobs um den Brunnen wohnten. Hier entsteigt zur Fasnet bei den Küblern der Brunnengeist. Der Kübelesmarkt habe sich als eine der ersten Aktionen um die Renovierung des Mineralwasserbrunnens gekümmert.

Dann gab es einmal mehr Kunst, Musik, Lesung und Bildhauerei-Genüsse zu erleben: Der Kulturspaziergang schloss seinen Rundgang bei der Galerie Wiedmann ab. Diese feierte ihr 55-jähriges Bestehen. Besonderer Höhepunkt: Der Bildhauergarten, den Willy Wiedmann 1983 eröffnet hatte, wurde nun wieder neu belebt. Manfred Elser freute sich, den Bildhauergarten wieder eröffnen zu können. Auch er erinnerte daran, dass die Stadt einst hier eine Tiefgarage bauen wollte und Willy Wiedmann sich dagegen eingesetzt habe, ebenfalls Pro Alt-Cannstatt.

Zeitzeuge Thomas Harrifeld erinnerte sich im Gespräch mit Olaf Schulze, wie er damals als Landschaftsarchitekt nebenan im Einsatz war und Kontakt zu Willy Wiedmann hatte, ihm neben Tipps ein paar Travertinsteine geben konnte, die übrig waren, auf denen er nun 36 Jahre später wieder stand. Willy Wiedmanns Sohn Martin Wiedmann freute sich, dass die Stadt es erlaubt hatte, für die Veranstaltung den Garten zu öffnen: „Die Idee ist, den Garten als integralen Bestandteil für die Cannstatter zu schaffen, als einen Ort zum Verweilen, aber auch für lokale und internationale Bildhauerkunst.“

Am Rande der Veranstaltung erklärte Karl-Heinz Lehrer vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt, dass das Areal um den Bildhauergarten wiederbelebt werden soll. Die Pläne der Stadt würden im Herbst im Cannstatter Bezirksbeirat vorgestellt.

Indes bereicherte Michael Reisser mit seinem selbst komponierten Lied das kulturelle Geschehen, bevor Schulze in die Ausstellung im Hause einführte, welche Willy Wiedmann als Galeristen darstellt mit allen Einladungen zu seinen Ausstellungen. Zuvor war der Dichter Willy Wiedmann vorgestellt worden, von Wolfgang Rupp und Wilhelm Bauer mit Gedichten über die Cannstatter, die Stuttgarter und das „Cannstatter Geschnatter“. Übrigens Willy Wiedmann war auch zugegen im Bildhauergarten: Sein Sohn hat eine Büste aus Stahl vom Künstler Karlheinz Oswald gestalten lassen. Rundum war die Freude groß über die bezaubernde Atmosphäre mit gemütlichem Ausklang. Viele Besucher wünschten, nicht das letzte Mal hier gewesen zu sein. Die Ausstellungen im Rahmen des Schaufensters Kultur sind in den genannten Geschäften noch bis 19. Oktober zu sehen.