Zwölf Jahre lang durften sich Stuttgarts Haushalte regelmäßig über eine Senkung der Abfallgebühren freuen, jetzt droht eine Anhebung. Foto: Rehberger Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Nach zwölf Jahren droht Stuttgarts Haushalten erstmals wieder eine Erhöhung der Müllgebühren. Die Gründe sind unter anderem gestiegene Personalkosten wegen der flächendeckenden Einführung der Biotonne. Der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) schlägt deshalb eine Gebührenerhöhung für 2018 von durchschnittlich 4,67 Prozent vor. Am Donnerstag entscheidet darüber der Gemeinderat.

Zum letzten Mal gab es 2003 eine Erhöhung der Abfallgebühren. Der Aufschrei hielt sich damals in Grenzen, da sie mit 1,25 Prozent sehr moderat ausfiel. In den kommenden Jahren sind die Gebühren dann kontinuierlich gesunken. „Um insgesamt etwa 27 Prozent“, sagte Bürgermeister Dirk Thürnau, als er im Ausschuss für Umwelt und Technik die unpopuläre Maßnahme erläuterte. Denn die geplante Anhebung um durchschnittlich 4,67 Prozent fällt happig aus. „Hat aber auch gute Gründe“, so Thürnau und verwies auf gestiegene Personalkosten. Stichwort Braune Tonne.

Fast zwei Jahrzehnte lang gab es die Biotonne in Stuttgart auf freiwilliger Basis. Durch die Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetztes wurde daraus seit 1. Januar 2015 eine Pflicht. Die AWS ist seit fast zwei Jahren damit beschäftigt, die Stuttgarter Haushalte flächendeckend mit Biotonnen auszustatten und natürlich auch für die Leerung zu sorgen. „Allein die Verwertung und Logistik schlagen mit 2,2 Millionen Euro zu Buche“, so Dirk Thürnau. Allerdings könnte die für 2018 anstehende Gebührenerhöhung ein Jahr später sogar eine Fortsetzung finden. Der Grund: Bisher wird die Biotonne im Teilservice geleert. Der Bürger muss sie also bereitstellen. Allerdings mehrten sich die Klagen über diese Prozedur, weshalb unter anderem auch vom Verein Haus & Grund ein Vollservice gefordert wird.

Sollte der Gemeinderat diesem Wunsch zustimmen, so wird auch Ende 2018 nochmals an der Gebührenschraube gedreht werden müssen. Denn um die rund 67 500 Biomüll-Tonnen auf den Vollservice umzustellen, sind etwa 40 zusätzliche Ladekräfte nötig. Die Verantwortlichen der AWS rechnen dann mit jährlich rund zwei Millionen Euro Mehrkosten. In diesem Zusammenhang wollen die Fraktionen noch einmal exakte Zahlen über die Finanzierung der Biotonne haben, da diese bisher durch die Restmüllgebühr quersubventioniert wird.

Was die Gebührenerhöhung für das Jahr 2018 angeht, so signalisierten die Fraktionen grünes Licht und zeigten angesichts der Entwicklung in der Abfallwirtschaft Verständnis für die Maßnahme. Zumal es die erste Erhöhung seit zwölf Jahren sei. Heute steht das Thema auf der Tagesordnung des Verwaltungsausschusses, eh abschließend am Donnerstag im Gemeinderat entschieden werden soll.

AbfallGebühren 2018

Das wird unter anderem teurer

Restmüll: 1,1 Kubikmeter (wöchentlich) 2193,60 Euro (2017: 2098,80 Euro; 240 Liter (wöchentlich) 718,20 Euro (687); 120 Liter (wöchentlich) 404,40 Euro (386,40); 240 Liter (14-täglich) 342 Euro (327); 120 Liter (14-täglich) 192,60 Euro (183,60); 60 Liter (14-täglich) 103,20 Euro (99). Direktanlieferung an Verbrennungsanlage Münster wird um 0,98 Prozent teurer.

Das ändert sich nicht

Für das Aufstellen von Abfallbehältern bei Festen und Veranstal-

tungen werden die Gebühren nicht erhöht. Stabil bleibt neben dem Express-Sperrmüll mit 66 Euro auch die Gebühr für Mehrmengen beim Sperrabfall und die Gebühr bei Anlieferung auf den Wertstoffhöfen ohne Karte.

Gebühren-Senkung

Die Gebühren für Großanfallstellen werden gegenüber 2017 um durchschnittlich 1,5 Prozent gesenkt. Statt bisher 647 Euro pro Jahr müssen ab dem kommenden Jahr für einen 6-Kubikmeter-Behälter nur noch 637 Euro bezahlt werden, ein 10-Kubikmeter-Behälter kostet 922 statt 936 Euro.

Neu bei der Abfallwirtschaft

Für den Anfall von Mehrmengen beim Altpapier (Grüne Tonne) wird ab 2018 ein Altpapiersack eingeführt. Er kostet einen Euro und kann nur bei den Bezirksämtern gekauft werden.