Die Arbeiten auf dem Güterbahnhof-Areal schreiten voran. Im Hintergrund der Volksbankneubau, der bereits in diesem Jahr bezogen wird. Foto: Nagel - Nagel

Das Mobilitätskonzept sei zu autolastig, weshalb die Grüne, die SPD sowie SÖS/Linke/PluS die Verwaltung auffordern, nachzubessern. Sie fordern vor allem weniger Stellplätze im Wohngebiet.

Bad CannstattUm das 22 Hektar große ehemalige Güterbahnhof-Gelände, das die Stadt vor fast 20 Jahren von der Deutschen Bahn gekauft hatte, in ein urbanes Wohn- und Gewerbequartier zu verwandeln, sind vier Bebauungspläne nötig. Drei davon sind bereits rechtskräftig und die dort geplanten Bauarbeiten, die für einen neuen Stadtteil benötigt werden, schon weit fortgeschritten, teilweise sogar bereits erledigt. So wurde der knapp 10 000 Quadratmeter große Veielbrunnenpark 2017 eingeweiht und der benachbarte Neubau der Stuttgarter Volksbank soll in diesem Jahr fertiggestellt und bezogen werden.

Erledigt ist auch die Verschwenkung der Benzstraße, das wichtigste Straßenbauprojekt des neuen Quartieres, das insgesamt zusätzlich rund 12 500 Quadratmeter Straßen, Fußgängerzonen, Geh- und Radwege erhält. Ebenfalls begonnen haben die Arbeiten für das Quartiersparkhaus, das auch die künftige Energiezentrale des Wohn- und Gewerbegebiets beinhaltet. Baubeginn für das neue Sportbad soll erst 2020 sein.

Im Bereich des Stadtarchivs werden demnächst ebenfalls die Bagger anrollen. Hier entstehen ab April der neue Marga-von-Etzdorf-Platz und die Hanna-Henning-Straße, die wichtigste Erschließungsstraße innerhalb des neuen Stadtteils. Die liegt allerdings im Bereich des vierten und letzten Bebauungsplans. Dessen Auslegungsbeschluss wurde vom Bezirksbeirat zwar mehrheitlich befürwortet, doch am Dienstag vom Ausschuss für Umwelt und Technik vertagt.

Beschluss im Gemeinderat

Die Gründe: Zum einen haben die Wohnungsgenossenschaften, die auf dem Grundstück (Q 5) gegenüber dem Veielbrunnenpark bauen wollen, große Probleme mit dem Stellplatzschlüssel (siehe Artikel unten). Zudem muss erst noch über den gemeinsamen Antrag der Grünen, der SPD sowie von SÖS/Linke/PluS, der das geplante Mobilitätskonzept betrifft, in der Vollversammlung am 28. März abgestimmt werden.

Ein Umstand, der sich bereits in der Bezirksbeiratssitzung abgezeichnet hatte. Die Grünen hatten damals schon kritisiert, dass die Stadtplaner zu wenig unternommen hätten, um Verkehr in dem neuen Wohngebiet zur vermeiden. In dem Antrag, der gestern im Technikausschuss zur Debatte stand, heißt es: „Das Wohngebiet Neckarpark hat den Anspruch, ein für Stuttgart modellhaftes Stadtviertel zu werden, das eine hohe Wohnqualität bietet“. Wesentlich dafür seien die fußgängerfreundliche Gestaltung der Hanne-Henning-Straße und die Vermeidung von Parksuchverkehr aus den benachbarten Veranstaltungsorten.

Die Antragsteller verweisen darin auch auf eine Sitzung des Bezirksbeirats 2018, der damals etliche Änderungen zum Verkehrskonzept beschlossen hatte und die in den anstehenden Bebauungsplanverfahren berücksichtigt werden sollten. „Im Unterausschuss Neckarpark hat die Verwaltung dazu zwar Stellung genommen, doch als wesentlichen Punkt nur die Einrichtung eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs zugesagt“, so die Kritik. Zu wenig, so Grüne, SPD und SÖS/Linke/PluS. Das Auto dürfe nur eine untergeordnete Rolle spielen, weshalb das Wohngebiet vor allem vor Parksuchverkehr geschützt werden müsse. Zudem seien an einigen Stellen Shared-Space-Bereiche wie in der Tübinger Straße möglich. Wichtig: In den Seitenstraßen sollen Kinder spielen können und nicht durch parkende Autos gestört werden. Die Aufgabe dieser Stellplätze sind deshalb ebenso Bestandteil des Antrags, wie das Anbringen von Pollern. Das soll auch eine Forderung der Initiative Veielbrunnen gewesen sein.

Ein wichtiger Punkt: Der Stellplatzschlüssel soll von „0,75 bis 1,25“ auf „0,75 bis 1,0“ geändert werden. Um preisgünstiges Wohnen zu ermöglichen, soll den Bauherren die Möglichkeit gegeben werden, Wohnungen ohne Tiefgaragenplätze anzubieten. Das Thema wird vor allem von der CDU sehr kritisch bewertet. Die Christdemokraten sind der Meinung, dass eine weitere Reduzierung von öffentlichen Stellplätzen in dem neuen Wohngebiet einmal für große Probleme sorgen könnte – wie heute auf dem Burgholzhof.