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Am Freitag endet für Michael Föll die Ära als Erster Bürgermeister in der Landeshauptstadt. Am Montag fängt er als Amtsleiter im Kultusministerium an. Auch Wasenbürgermeister kann er dann nicht mehr sein.

Bad Cannstatt Am kommenden Freitag endet für Michael Föll die Ära als Erster Bürgermeister in der Landeshauptstadt. Am Montag fängt er seinen Job als Amtschef im Kultusministerium an. Auch seinen Posten als Wasenbürgermeister kann er dann nicht mehr ausüben. „Das Historische Volksfest wird seine Fortsetzung finden – auf dem Schlossplatz.“ An seinem letzten Arbeitstag wird das Thema im Wirtschaftsausschuss behandelt.
Was ist in dieser Woche als Bürgermeister noch zu tun?
Es sind noch einige Termine und Aufsichtsratssitzungen. Am Freitag ist eine Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Wohnen. Diese Woche ist schon noch gut gefüllt. Es ist nicht so, dass es jetzt ausplätschert.
Sind die Kisten schon gepackt?
Ich habe schon ausgemistet. Aber so richtig gepackt habe ich noch nicht. So viel ist es letztlich auch gar nicht, was übergeht in die neue Aufgabe. Aber Aufräumen muss ich hier schon noch.
Das wird dann am Wochenende erledigt, oder?
Das Wochenende ist dafür gedacht, dass ich hier vollends klar Schiff mache.
Und am Montag geht es im neuen Job nahtlos weiter?
Ja, am Fasnetsmontag bin ich dann schon im Ministerium.
Was ist die genaue Aufgabe?
Der Amtschef ist zunächst einmal für Personal und Finanzen sowie die Organisation des Hauses zuständig. Das Ministerium mit seinen nachgelagerten Behörden und den Instituten, die es im Bildungsbereich gibt, ist sehr groß, in Summe 120 000 Kolleginnen und Kollegen, fast zwölf Milliarden Euro Budget. Das ist schon eine echte Herausforderung.
Lief die Vorbereitung auf die neue Aufgabe parallel?
Ich war hier eigentlich so beschäftigt, verschiedenste Dinge noch abzuschließen, dass ich mich noch gar nicht intensiv auf die neue Aufgabe vorbereitet habe.
Der neue Posten ist dann weniger öffentlichkeitswirksam.
Ja, das stimmt. Keine Frage. Aber das erschüttert mich jetzt nicht im Herzen (lacht).
Zeit, persönliche Bilanz zu ziehen. Was waren die Höhepunkte in der Bürgermeisterlaufbahn?
Highlights sind ja nicht unbedingt die großen Dinge. Wenn man einzelnen Bürgern in einem Anliegen weiterhelfen kann, bereitet das einem mehr Freude als irgendetwas Großes, an dem man mitwirkt. In der Kommunalpolitik sind es ja nie Einzelleistungen. Es sind viele Akteure, die gleichgerichtet zusammenwirken müssen, um es hinzubekommen. Die solide Haushaltsführung, die Entschuldung der Stadt, das ist für jeden Kämmerer ein Highlight. Das ist seine Kernaufgabe. Die Gründung der in.Stuttgart, unserer Veranstaltungsgesellschaft, gleich zu Beginn meiner Amtszeit. Heute sieht man, dass dieser Schritt richtig war und es gut funktioniert. Dann der Neubau der Porsche-Arena, die Sanierung der Schleyerhalle, der Umbau des Stadions in ein reines Fußballstadion – da durfte ich schon entscheidend mitwirken. Das sind konkrete Höhepunkte.
Und was lief nicht so erfolgreich?
Was ich sicherlich nicht gebraucht hätte, war im Zuge der Finanzkrise die Frage der Kapitalerhöhung bei der Landesbank. Da ging es um 946 Millionen Euro. Das war schon eine schwierige Entscheidung. Oder der Verkauf der Wohnungsgesellschaft der LBBW; das war eine der Auflagen der EU-Kommission. Dass es uns mit dem Konsortium, an dem die Stadt beteiligt ist, nicht gelungen ist, der erste zu sein. Das sind Niederlagen. Wenn man jetzt die aktuelle Diskussion sieht, der Wohnbestand ist ja jetzt bei der Vonovia, dann nagt das schon ein stückweit an einem.
Unschön ist sicherlich auch die derzeitige Diskussion im Krankenhausbereich.Das ist ärgerlich.
Keine Frage. Ich habe im August 2016 die Verantwortung im Krankenhausbereich übernommen. Das war eine echte, riesige Herausforderung, weil es nicht nur darum geht, die Vergangenheit aufzuklären und zu regeln, sondern auch das Klinikum neu auszurichten, zukunftsfähig zu machen. Das war sicherlich das Herausfordernste, was ich in den gut 15 Jahren erlebt habe. Zumindest, was die Neuausrichtung anbelangt, ist das so gelungen, dass man sagen kann, das Klinikum bewegt sich auf stabiler Grundlage in die richtige Richtung. Das Klinikum unterschätzt man immer. Ich habe das selbst erst lernen müssen. Das ist ein Riesenhaus mit mehr als 2000 Betten, jedes Jahr über 90 000 Patienten, mehr als einer halben Million ambulanter Behandlungen und mehr als 7000 Kolleginnen und Kollegen, die erstklassige Arbeit leisten. Das ist schon ein riesiger Tanker und für die Gesundheitsversorgung der Stadt von elementarer Bedeutung.
Auch für Auswärtige.
Für die natürlich auch. Das Klinikum hat auch regionale Ausstrahlung und in einzelnen herausragenden Disziplinen durchaus auch republikweit Renommee.
Wie geht es mit dem Wasenbürgermeister weiter?
Das ist für mich das schönste Amt gewesen, das ich bekommen habe. Da bin ich als Cannstatter auch mit Herzblut dabei. Die Entscheidung obliegt ja allein den Schaustellerverbänden. Das ist ja keine Entscheidung, die der Gemeinderat oder der Oberbürgermeister trifft. Natürlich wird mein Nachfolger auch für den Wasen zuständig sein. Man wird schauen, wann ihn die Schausteller und die Festwirte für würdig halten, um ihm den Titel Wasenbürgermeister und auch die Amtskette auszuhändigen.
Haben Sie in dem Fall für den Nachfolger Tipps?
Man soll Nachfolgern keine Tipps geben. Nur eines: Intensiv mit den Leuten in Kontakt stehen und oft auf den Wasen gehen. Das ist das beste, was hilft.
Wie geht es mit dem Historischen Volksfest weiter?
Wir wollen am Freitag im Wirtschaftsausschuss einen Vorschlag machen. Der sieht so aus, dass wir das Historische Volksfest fortführen wollen, auf dem Schlossplatz. Wenn man sich die Resonanz von Bürgern, vom Handel in der City, den Verbänden, vor allem aber von den Besuchern anschaut, ist das ein schon eindeutiges Votum, was den Ort anbelangt. Wir werden dann auch für den Turnus einen Vorschlag machen. Es wird sicherlich nicht jährlich sein. Das Historische Volksfest soll ja auch etwas Besonderes sein. Wir werden einen Turnus vorschlagen, bei dem das Besondere der Veranstaltung bewahrt wird und es gleichzeitig eine Regelmäßigkeit gibt.
Eine weitere Besonderheit in Bad Cannstatt ist die Fasnet? Wird man Sie dort weiter antreffen?
Natürlich werde ich beim Großen Narrentreffen 2020 dabei sein. Egal, was die Ministeriumstermine da sagen. Ich muss ehrlicherweise gestehen, den Terminkalender für die neue Aufgabe kann ich noch nicht einschätzen. Klar ist, ich bin natürlich mehr unterwegs als heute, im Land und auch in Berlin. Aber mit Sicherheit werde ich auch zukünftig, so wie ich weiter auf das Volks- und Frühlingsfest gehen werde, bei der Fasnet in Bad Cannstatt dabei sein.
Beim Kübelesrennen sind Sie nicht dabei, oder? Dafür im Kleinen Rathhaus am Dienstag?
Zum Kübelesrennen schaffe ich es definitiv nicht, sonst komme ich nicht durch. Ich brauche den Donnerstag. Fürs Kleine Rathaus habe ich mich angemeldet. Die Freiheit nehme ich mir.
Was werden Sie vermissen als Ex-Bürgermeister?
Vieles. Natürlich die enge Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen, insbesondere in meinem Referat und den Ämtern, aber auch in den Beteiligungsunternehmen. Da sind im Lauf der Jahre sehr persönliche Kontakte entstanden. Das werde ich vermissen. Natürlich auch manche Rats- und Ausschusssitzungen. Weil ich ja durchaus jemand bin, der gerne diskutiert und durchaus gerne mal, wenn es von einzelnen Stadträten zu doll wird, dem entgegentritt. Die wirklich sehr, sehr gute Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeister. Die werde ich definitiv vermissen. Da ist ein vertrauensvolles und persönliches Verhältnis im Lauf der Jahre entstanden. Aber ich bin eher vom Typ her jemand, der nicht so sehr zurückblickt. Ich freue mich jetzt auf das Neue und bin dankbar für die glücklichen Jahre, die ich hier im Amt haben durfte. Es war natürlich nicht immer nur Honigschlecken, keine Frage. Ich konnte an maßgeblicher Stelle manches mitgestalten. Die Aufgabenstellungen in diesem Amt waren mir ein stückweit auf den Leib geschneidert.
Sind noch weitere Schritte zu erwarten?
Ich gehe voller Respekt an die neue Aufgabe. Das Kultusministerium mit den nachgelagerten Schulbehörden und den Kolleginnen und Kollegen an allen öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg ist ein riesiges Haus. Ich lebe nicht in dem Glauben, weil ich aus der Kommunalverwaltung komme, bereits alles können und wissen zu müssen. Thematisch ist Bildungspolitik für mich auch ein Stück Neuland. Da muss ich mich intensiv einarbeiten. Von daher habe ich großen Respekt. Deswegen denke ich jetzt nicht an einen weiteren Schritt, sondern ich will die neue Aufgabe wirklich gut machen. Und dann schauen wir mal, was kommt.
Der Wohnsitz bleibt in Bad Cannstatt?
Natürlich. Es gibt keinen Grund, aus Bad Cannstatt wegzuziehen.
Die Fragen stellte Edgar Rehberger