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Winterzeit ist Einbruchszeit. Wir haben einen Experten der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle um Tipps gebeten, wie man seine vier Wände schützen kann.

Bad CannstattMit der dunklen Jahreszeit beginnt die Hochsaison für Einbrecher. Allein am Wochenende gab es im Stuttgarter Stadtgebiet neun Einbruchdelikte. „Zwischen November und März sind die Einbruchszahlen am höchsten“, sagt Peter Rapp, Kriminalhauptkommisar im Präventionsreferat des Polizeipräsidiums Stuttgart. So seien viele Menschen noch bei der Arbeit oder anderweitig unterwegs, wenn es schon dunkel ist. Rund 90 Prozent der Einbrüche erfolgen bei Abwesenheit der Betroffenen. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Seit 2014 sinkt die Zahl der Einbrüche stetig. Laut der polizeilichen Statistik waren es in Bad Cannstatt 2014 139 Fälle. 2015 109 Fälle, 2016 111 Fälle und im vergangenen Jahr 79. Woran der Rückgang genau liege, wisse auch der Experte nicht hundertprozentig. „Die Polizei legt ein besonderes Augenmerk auf Einbruchsdelikte – auch aufgrund einer Direktive aus dem Innenministerium. Wir haben seit einiger Zeit auch eine Prognosesoftware – namens Precobs – zur Unterstützung. Diese ermittelt Einbruchsschwerpunkte, die von uns dann stärker kontrolliert werden“, sagt der Experte.

Wie die Einbrecher genau auftreten, kann nicht vorhergesagt werden. „Es gibt Einzeltäter, darunter Drogenabhängige, die zur Befriedigung ihrer Sucht stehlen. Diese erbeuten wahllose Dinge“, sagt Rapp. Auf der anderen Seite gebe es professionell strukturierte Banden, die es vor allem auf hochwertige Dinge abgesehen haben. „Wir von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle empfehlen immer ein 3-Säulen-Sicherheitskonzept – bestehend aus der richtigen Technik, verhaltensorientierter Maßnahmen und einer aufmerksamen Nachbarschaft.“

Technik: Fenster können mit einbruchhemmenden Beschlägen in Kombination mit Schlössern an den Griffen geschützt werden. So gesicherte Fenster können nicht mehr aufgehebelt werden. Zudem können Verbundsicherheitsgläser Schutz bieten. Diese Maßnahme allein reicht allerdings nicht aus, da sie nicht gegen das Aufhebeln schützt. Häufig gekippte Fenster, wie WC-Fenster können mit einem Gitter gesichert werden. Ein handwerklich ungeübter Täter benötigt nur rund 20 Sekunden, um mit einem Schraubendreher ein Standardfenster aufzuhebeln. Bei den Türen sollte der Türrahmen mechanisch stabil mit dem Mauerwerk verbunden sein. Verlängerte, mehrfach im Mauerwerk verankerte Schließbleche mit einer Materialstärke von drei Millimeter erschweren das Aufhebeln im Schlossbereich. Die Tür sollte auf eine 40 Millimeter starke Vollholztür aufgerüstet werden. Empfehlenswert sind einbruchhemmende Schlösser, oder solche mit Mehrfachverriegelung. In diese sollten Profilzylinder mit Bohrschutz eingebaut werden. Ein gutes Zusatzschloss, zum Beispiel mit Sperrbügel, erhöht den Sicherheitswert einer Tür. Es sollte zusätzlich darauf geachtet werden, dass alle Maßnahmen in ihrer Wirkung sinnvoll aufeinander abgestimmt sind. „Generell gilt, die Mechanik ist das Fundament des Einbruchschutzes“, so Rapp. Kommen die Einbrecher nicht innerhalb von drei Minuten ins Haus, lassen sie in der Regel vom Einbruch ab.

Verhaltensorientierte Maßnahmen: Schlüssel sollten nie draußen aufbewahrt werden. Einbrecher finden jedes Versteck. Fenster sollten nicht gekippt sein, wenn man das Haus verlässt. Türen immer abschließen, am besten doppelt. Nur zuziehen reicht nicht. Nicht abgeschlossene Türen können in Sekundenschnelle von Profis geknackt werden. Zusätzlich sollte der Wohnraum immer belebt aussehen. Dazu kann man Zeitschaltuhren installieren, die bei Abwesenheit regelmäßig das Licht einschalten.

Wachsame Nachbarschaft: Nachbarn sollten aufmerksam sein. Bei Abwesenheit eines Nachbarn sollte sich ein anderer um das verlassene Haus kümmern. Das heißt also hin und wieder die Rollläden hoch und runter lassen oder den Briefkasten leeren. Das Haus sollte einen bewohnten Eindruck machen. Das Risiko muss für die Einbrecher so hoch wie möglich sein.

Weitere Tipps: Sieht man etwas Auffälliges, sollte sofort die Polizei alarmiert werden. Erwischt man einen Einbrecher auf frischer Tat, nicht ins Haus gehen, sondern immer die Polizei alarmieren. Wertvolle Gegenstände sollte man zur Sicherheit archivieren. So kann man bei der Versicherung besser seinen Anspruch durchsetzen. Auch Tresore lohnen sich. „Gute Tresore findet man schon für ein paar Hundert Euro“, sagt Rapp.

Wichtige Anlaufstellen zur Prävention:

www.k-einbruch.de

Zusammen mit etlichen Kooperationspartnern aus der Wirtschaft hat die Polizei im Herbst 2012 die bundesweite Öffentlichkeitskampagne K-EINBRUCH gestartet. Ziel ist, die Bevölkerung für eine eigenverantwortliche Einbruchsvorsorge zu sensibilisieren, um damit letztlich einen Rückgang der Einbruchskriminalität zu bewirken.


www.polizei-beratung.de
Bevölkerung, Medien und andere Präventionsträger werden über Erscheinungsformen der Kriminalität und Möglichkeiten zu deren Verhinderung aufgeklärt.

Kriminalpolizeiliche Beratung
Hier können sich die Bürger telefonisch beraten lassen. Allerdings sind auch Hausbesuche der Beamten zur Beratung möglich. Die Telefonnummer ist 8990-1234.