Die Stadtbahn-Trasse zwischen der Beskidenstraße und dem Wilhelmsplatz soll nach dem Wunsch der Bezirksbeiratsfraktion der Grünen nicht mehr mit Schotter bedeckt sein. Pflanzen im Gleisbett würden den Abschnitt deutlich aufwerten. Foto: Gökalp Quelle: Unbekannt

(erg) - Grünflächen in der Stadt steigern die Lebensqualität. Sie reinigen die Luft, verbessern das Klima und verschönern das Stadtbild. Die Bezirksbeiratsfraktion der Grünen hat einen Antrag gestellt, um weitere Grünflächen in Bad Cannstatt zu schaffen. Sie schlagen vor, den gesamten Schotterstreifen der Stadtbahn-Trasse zwischen Wilhelmsplatz und Beskidenstraße zu begrünen.

Man mag es kaum glauben: Der Gleiskörper, der begrünt werden soll, beträgt laut der Grünen 2,25 Hektar. Das sei die größte noch begrünbare Fläche in Bad Cannstatt. Der Gleiskörper sei zudem mehr als 30 Jahre alt und müsse erneuert werden. Bei einer anstehenden Sanierung könne die Grünfläche angebracht werden.

Der Antrag liegt der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) AG vor. Laut Pressesprecherin Birte Schaper muss er noch bearbeitet werden. Die Begrünung der Bahntrassen komme jedoch grundlegend nur dann infrage, wenn diese neu gebaut werde. Als Beispiel sei etwa die Stadtbahnlinie U 12 zu nennen. Als vor einigen Jahren die Trasse zwischen Löwentor und Hallschlag gebaut wurden, hat die SSB dort natürlich in Gleisbegrünung samt entsprechendem Unterbau investiert.

„Wenn wir die Grünfläche nachträglich anbringen, kann die Stadtbahn natürlich nicht fahren.“ Außerdem sei die Maßnahme zeit- und kostenaufwendig. Daher sei es auch sinnvoller den Neubau einer Trasse für das Vorhaben abzuwarten.

Über die positiven Auswirkungen von Grünflächen in Bahntrassen gibt es einige wissenschaftliche Untersuchungen. Das Institut für Agrar und Stadtökologische Projekte an der Humboldt-Universität in Berlin beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema. Im Jahr 2010 haben vier Wissenschaftler eine Arbeit dazu veröffentlicht. Demnach verschönern die Pflanzen nicht nur die Stadt, sondern können beispielsweise die Lärmbelästigung einschränken. Ebenfalls werde das Stadtklima durch Regenwasserrückhaltung verbessert, insbesondere im Innenstadtbereich werde eine Aufheizung verringert. Die Begrünung binde zudem den Staub und trage zur Luftqualität bei. Wichtig sei, die richtige Pflanze zu benutzen, die diese Wirkung am idealsten herbeiführt.

Eine Möglichkeit ist Moos. Die Stadt hat verschiedene Sorten der Pflanze seit Anfang März auf eine 100 Meter lange und gut drei Meter hohe Metallwand in der Nähe des Neckartors gehängt. Das einmalige Forschungsprojekt soll dabei helfen die Luftqualität zu verbessern und den Feinstaub zu binden. Wissenschaftler sind zu dem Schluss gekommen, dass die angebrachten Moossorten am besten in der Lage sind, die Luft zu reinigen. 400 000 Euro hat sich die Stadt das Vorhaben daher kosten lassen. Die Mooswand wird anhand eines eigens entwickelten Systems regelmäßig gewässert.

Mehr grüne Stadtbahntrassen sind vor allem aus stadtklimatologischen Gründen wünschenswert, allerdings gibt es einen Haken: Das Gras muss regelmäßig gestutzt werden, was nicht von SSB-Mitarbeitern, sondern von Fremdfirmen im Auftrag der städtischen Tochter erledigt wird. Doch die arbeiten nicht immer zuverlässig, weshalb es schön öfters passiert ist, dass Grashalme bis zu einem Meter wucherten, eh sie geschnitten wurden.