Auch am Wilhelmsplatz wurde der Gleisoberbau, der teilweise 30 Jahre alt war, komplett erneuert. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Nicht nur am Wilhelmsplatz ist die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) tätig. Ab der Haltstelle Beskidenstraße wurden in Richtung Fellbach teilweise 30 Jahre alte Gleise, marode Schwellen und Schotter erneuert. Vor allem das Verlegen der neuen Schienen ist bei der momentanen Bruthitze ein Problem, da Stahl sich unter Wärme ausdehnt und dann nicht mehr fachgerecht verarbeitet werden kann.

Alexander Schirling, bei den SSB für Bauwerke und Gleisanlagen zuständig, ist zur Zeit ein viel beschäftigter Mann in Bad Cannstatt. Fast täglich pendelt er zwischen den beiden Großbaustellen mit seinem Dienstfahrzeug, um nach dem Rechten zu sehen. „Die Arbeiten am Wilhelmsplatz im Gleisbereich sind fast abgeschlossen“, sagt Schirling. In dieser Wochen soll zum Abschluss noch das Grün verlegt werden. Probleme habe es keine gegeben, auch nicht am Pfingstwochenende, wo teilweise bis zu 40 Bauarbeiter mit schwerem Gerät auf dem Platz Weichen und Gleise austauschten, sowie neuen Schotter aufbrachten und Schwellen austauschten.

Fast parallel zu dieser Maßnahme wurde auf der Linie der U 1 ebenfalls im großen Stil der komplette Gleisoberbau im Bereich Nürnberger/Masurenstraße bis Stuttgarter-/Esslinger Straße in Fellbach erneuert. Mit dem Austausch im Bereich Bad Cannstatt ist man durch. „Jetzt arbeiten wir uns weiter in Richtung Ortsmitte Fellbach vor“, so Alexander Schirling. Wobei bei den heißen Temperaturen der Austausch der Schienen zumeist nachts erfolgt. Ein Muss für anspruchsvollen Gleisbau, denn damit die Stadtbahn möglichst geräuschlos über die Schienen fährt, ist eine besondere Schweißtechnik an den Nahtstellen nötig. Dafür dürfen die Schienen, die aus Stahl bestehen und sich bei Hitze ausdehnen, nicht zu heiß werden. Wie schnell momentan der kritische Bereich zum Arbeiten tagsüber erreicht wird, demonstriert Schirling mit einem kleinen Taschenthermometer, den er nur eine halbe Minute an ein Gleis befestigt. Binnen Sekunden klettert die Quecksilbersäule auf über 40 Grad - zu heiß, was eine weitere Nachtschicht für die Bautrupps bedeutet.

Insgesamt haben die in den vergangenen vier Wochen ein gewaltiges Pensum absolviert, was bei einem Blick auf die mächtigen Stapel alter Holzschwellen, die entlang der alten B 14 liegen, klar wird. Insgesamt werden auf einer Länge von etwa 2650 Metern 5300 Meter Gleise erneuert. Dabei müssen rund 4000 Holz- durch Betonschwellen ersetzt und etwa 5600 Tonnen Schotter erneuert werden. „Das Holz ist teilweise 30 Jahre alt und stark angegriffen“, sagt der Gleisbauexperte. Da nützte auch der beste Wetterschutz, der damals aufgebracht wurde, nicht mehr viel. Aus diesem Grund seien die alten Schwellen auch Sondermüll und müssten entsprechend entsorgt werden. Allein die Maßnahme zwischen Bad Cannstatt und Fellbach kostet die SSB gut zwei Millionen Euro.

Doch auch der Umbau des Wilhelmsplatzes hat mit 1,5 Millionen Euro seinen Preis. Zudem müssen Autofahrer in den kommenden Monaten hier vor allem im Berufsverkehr mit erheblichen Staus rechnen. Denn nachdem vor Pfingsten bereits eine Fahrspur stadtauswärts weggenommen wurde, ist am Montag das gleiche in Richtung Innenstadt passiert. Denn die SSB braucht Platz, um den Z-Überweg umzubauen und den Überweg im Bereich der Badstraße zu verbreitern.