Nach der Bodenreinigung wird das ehemalige Eckardt-Gelände eine längere Zeit auf eine Bebauung warten müssen. Foto: Uli Nagel - Uli Nagel

Der Mahlekonzern befindet sich in einem schwierigen Geschäftsjahr. Insgesamt 380 Stellen am Standort Stuttgart sollen bis Ende 2020 deshalb abgebaut werden.

Bad CannstattVor einem Jahr sprach Michael Glowatzki, Personal- und Arbeitsdirektor beim Mahlekonzern, noch von 1200 neuen von insgesamt rund 1600 Arbeitsplätzen, die in dem neuen Verwaltungskomplex zwischen der Prag- und Quellenstraße untergebracht werden sollen. Von dieser Marschroute hat sich der Konzern angesichts der düsteren Prognosen für das laufende und wohl auch für das kommende Geschäftsjahr verabschieden müssen. Stattdessen sollen bis Ende 2020 rund 380 Arbeitsplätze am Stammsitz abgebaut werden. „Wir haben die weiteren Planungen für das Großprojekt gestoppt“, sagte am Montag Konzern-Vorsitzender Jörg Stratmann. Wie lange, dass könne heute natürlich niemand seriös prognostizieren.

Von dieser Botschaft wird auch die Stadt Stuttgart nicht erfreut sein. Bekanntermaßen wird die Pragstraße nach Eröffnung des Rosensteintunnels im großen Stil um- und zurückgebaut. Denn in Zukunft soll der Verkehr stadteinwärts und stadtauswärts auf insgesamt nur noch zwei Fahrspuren reduziert werden. Und die liegen auf der Seite des Konzerns, weshalb der Verwaltungsneubau bei Gehwegplanungen und Zufahrten eine gewichtige Rolle spielt. Was ein Planungsstopp – wenn er auch nur vorläufig ist – für Konsequenzen haben wird, kann heute noch nicht gesagt werden.

„Das Gebot der Stunde heißt für Mahle, dort zu investieren, wo die Notwendigkeit für eine sichere Zukunft liegt.“ Und dazu zählen für Stratmann nun einmal nicht bauliche Investitionen, sondern ganz klar Forschung und Entwicklung. Um welche Investitionssumme es sich bei dem Verwaltungskomplex handelt, wolle er nicht sagen. Angesichts der Größe des zu bebauenden Areals soll das Projekt in einzelnen Abschnitten realisiert werden. Neben Büros, Konferenzräumen sind eine neue Kantine sowie Stellplätze fest in den Plänen verankert. Das Herzstück, eine Art Campus, liegt im Bereich der heutigen Kreuzung Quellen-/Glockenstraße. Es soll die Bürokomplexe miteinander verbinden.

Keine Frage, beim Traditionsunternehmen wird, wie schon im März angekündigt, der Gürtel enger geschnallt. Obwohl das vergangene Geschäftsjahr angesichts der Bilanzzahlen noch ein gutes war, hätten sich bereits Ende 2018 die notwendigen Sparmaßnahmen abgezeichnet. „Um es ganz klar zu sagen – 2019 wird ein anspruchsvolles Jahr“, sagte Jörg Stratmann, weshalb sich der Konzern frühzeitig für eine Weichenstellung zur nachhaltigen Ausrichtung und Aufstellung entschieden hatte. „Dieser Fokus ist absolut notwendig“, sagte Stratmann.

Ende März hat Mahle zusätzlich ein Kostensenkungsprogramm angekündigt und implementiert, das die Prüfung und Optimierung der Gemein- und Personalkosten beinhaltet. Die Gemeinkosten umfassen beispielsweise die Kostenreduzierung für Dienstreisen, Messen und Serviceleistungen. Die Personalkosten betreffen zunächst einmal nur den Standort Stuttgart. Von den rund 4300 Arbeitsplätzen sollen bis Ende des kommenden Jahres rund 380 in sogenannten indirekten Bereichen, also nicht in der Produktion, abgebaut werden. Ob weitere Stellen auch an anderen deutschen Standorten zur Disposition stehen, nannte Stratmann Spekulation, aber auch nicht ausgeschlossen. Der Abbau soll über Altersteilzeit- und Aufhebungsverträge gelingen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben – zumindest bis Ende dieses Jahres sind sie im Zuge einer Beschäftigungssicherung allerdings auch ohnehin ausgeschlossen.

Diesbezüglich ist der Mahlebetriebsrat bereits in die Offensive gegangen und hat eine Beschäftigungssicherung bis 2025 gefordert. „Es gibt dieses Anliegen“, bestätigt Personal-Chef Michael Glowatzki. Man müsse jetzt prüfen, was unter den gegebenen Umständen möglich sei.