In der Glockenstraße sind vor einigen Tagen die Bagger angerückt und haben die ersten Gebäude abgerissen. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Die Mahle GmbH investiert in ihren Stammsitz in Bad Cannstatt. Die Eckardt-Gebäude samt Gelände wurden bereits 2016 erworben, mittlerweile befindet sich auch das Epple-Areal in der Quellenstraße im Besitz des Unternehmens. Auf den neuen Flächen entstehen ab 2019 Neubauten für rund 1400 Verwaltungsmitarbeiter.

In den kommenden Jahren wird sich städtebaulich das Gesicht der Pragstraße gewaltig ändern. Denn mit der Eröffnung des Rosensteintunnels Ende 2020 wird ein Rückbau der einstigen Industriemeile von heute vier auf zwei Spuren möglich. Doch nicht nur mehr Grün sowie neue Rad- und Gehwege sind in Planung. Auch der Mahle-Konzern investiert in ganz großem Stil in seinen Stammsitz.

„Dass sich die Automobilindustrie in einem tief greifenden Wandel befindet, ist offenkundig“, sagte Konzern-Chef Wolf-Henning Scheider bei der Präsentation der Bilanz für das Geschäftsjahr 2016 im Frühjahr. Entscheidend sei es, rechtzeitig die Weichen zu stellen, um die Chancen aus diesem Wandel zu nutzen. In diesem Zusammenhang begründete Scheider auch die Notwendigkeit für die gewaltigen Investitionen am Konzernsitz.

Bereits ein Jahr zuvor hatte Mahle deshalb die benachbarten Grundstücke der Firma Eckardt erworben, die Ende 2017 frei werden. Und auch das seit Jahren brachliegende Epple-Areal in der Quellenstraße wurde von der Stadt gekauft. Auf den neuen Flächen soll ein moderner und kommunikationsfördernder Büro-Campus realisiert werden, den das Unternehmen dringend braucht.

Wegen der Zukäufe im Inland in den vergangenen Jahren, unter anderem kamen Behr (Feuerbach) und Letrika (Freiberg/Neckar) hinzu, mussten jede Menge externe Büroflächen im Stuttgarter Stadtgebiet für fast 700 Mitarbeiter angemietet werden. Neben den Mietkosten war das auch verwaltungstechnisch für den Konzern nicht optimal. „Unser Ziel ist es, dass möglichst viele Arbeitsplätze von den angemieteten Flächen zurück in zusammenhängende Mahle-Gebäude integriert werden können“, sagte Jochen Maurer, Leiter der zentralen Bauabteilung und für das Projekt „Mahle Future“ zuständig, bereits vor einem Jahr, als das Gesamtvorhaben erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Damals hegte man noch kleine Hoffnung, dass der 100. Geburtstag im Jahr 2020 bereits mit der Einweihung in den neuen Räumen gefeiert werden könnte.

Doch von diesem Traum hat sich die Konzernspitze längst verabschiedet, da allein der Grundstückserwerb doch zeitraubend war. Gleichzeitig wurde ein Wettbewerb auf den Weg gebracht. Mehrere renommierte Architekturbüros aus der Region wurden gebeten, Vorschläge für die modulare Bebauung und Nutzung der neuen Flächen innerhalb eines Campus-Konzepts einzureichen. Favorisiert wird, so heißt es seitens der Geschäftsleitung das Gesamtkonzept von Behnisch Architekten aus Stuttgart (siehe Titelfoto Seite 1).

Angesichts der Größe und Komplexität des zu bebauenden Areals, wird das Projekt abschnittsweise realisiert. Neben Büros und Konferenzräumen sollen auch eine neue Kantine sowie Stellplätze entstehen. Zudem ist im Bereich der heutigen Kreuzung Quellen-/Glockenstraße ein Art Campus geplant, das die Bürokomplexe verbindet.

Vor einigen Tagen haben die Abrissarbeiten begonnen. Als Erstes sind die ehemaligen Eckardt-Foxboro-Gebäude in der Quellenstraßen an der Reihe. Das Eckart-Hauptgebäude wird noch eine Weile stehen bleiben, zumal hier auch noch bis Jahresende gearbeitet wird. Der Baubeginn der ersten Phase ist für Anfang 2019 geplant.

Zahlen und Fakten

Mahle ist ein international führender Entwicklungspartner und Zulieferer der Automobilindustrie. Der Konzern deckt mit seinen Produkten für Verbrennungsmotoren und deren Peripherie bis hin zu Lösungen für elektrifizierte Fahrzeuge alle wichtigen Fragestellungen entlang des Antriebsstrangs und der Klimatechnik ab. Weltweit sind in mindestens jedem zweiten Fahrzeug Produkte von Mahle verbaut. Komponenten und Systeme kommen auch in mobilen Arbeitsmaschinen, Schiffen und auf der Schiene zum Einsatz. Der Konzern hat 2016 mit rund 77 000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 12,3 Milliarden Euro erwirtschaftet und ist mit rund 170 Produktionsstandorten in 34 Ländern vertreten. In 15 großen Entwicklungsstandorten in Deutschland, Großbritannien, Luxemburg, Slowenien, den USA, Brasilien, Japan, China und Indien arbeiten rund 6000 Entwicklungsingenieure und Techniker an innovativen Lösungen für die Mobilität der Zukunft.