Seit vier Jahren ist die Sportfläche samt der großen Liegewiese gesperrt und soll ab Herbst 2018 neu gestaltet werden. Fotos: Nagel Quelle: Unbekannt

„Nach 35 Jahren ist eine Sanierung wegen der abgehängten Akustikdecke und der undichten Fassade nötig.“

Von Uli Nagel

Bereiche des Mineralbads Leuze sind in die Jahre gekommen oder durch die direkt angrenzende Großbaustelle in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Gemeinderat hat deshalb für die kommenden zwei Jahre insgesamt 3,6 Millionen Euro Sanierungsgelder bewilligt, womit unter anderem das Foyer umgestaltet und modernisiert werden soll.

Insgesamt 16 Frei-, Stadt und Mineralbäder hat Stuttgart und darf zurecht stolz auf sein facettenreiches Schwimm- und Wellnessangebot sein. Das hat jedoch auch seinen Preis: Viele der Einrichtung sind Jahrzehnte alt, was die Sanierungs- und Instandhaltungskosten in die Millionen treibt. Bestes Beispiel ist das Mineralbad Berg. Das Kultbad wird momentan für rund 30 Millionen Euro generalsaniert. Sanierungsbedarf, wenn auch in geringerem Umfang ist auch im benachbarten Mineralbad Leuze nötig. Es ist mit jährlich rund 700 000 Sauna- und Badegästen das Flaggschiff in Stuttgarts Bäderlandschaft. Durch die Bauarbeiten am Leuzeknoten ist es jedoch in leichte Schieflage geraten. Fast die Hälfte der Liegewiese samt den Sportflächen mit dem Beach-Volleyball-Feld fiel der Baustelle zum Opfer. Doch ein weiterer Grund für sinkende Besucherzahlen waren laut der Bäderverantwortlichen verstopfte Zufahrtsstraße sowie die vielen Umleitungen der Wegeführung für Passanten und Radler. Auch der Baustellenlärm hatte offenbar vielen Stammgästen den Badespaß vermiest. Allein 2014, als Baubeginn am Leuzeknoten war, wurde ein Verlust von 50 000 Badegästen gegenüber dem Vorjahr registriert.

Die benachbarte Baustelle ist allerdings nur ein Grund für die 3,6 Millionen Euro, die der Gemeinderat für das Leuze bewilligt hatte. Denn in einigen Bereichen ist das Traditionsbad schlicht und ergreifend „in die Tage gekommen“ und marode. „Als erste Maßnahme soll bereits im Frühjahr die Erneuerung der Trockenspielanlage im Außenbereich abgeschlossen sein“, sagt Jens Böhm, seit Jahresbeginn für die Öffentlichkeitsarbeit bei dem Eigenbetrieb zuständig. 120 000 Euro kostet die erste von drei Maßnahmen in diesem Jahr. Die zweite verschlingt mit rund 250 000 Euro schon mehr als das Doppelte. Das hat auch seinen Grund. Denn mit beginn der Bauarbeiten musste natürlich ein Teil der Liegewiese samt den Sportanlage stillgelegt werden. Dementsprechend übel sieht der Bereich rund um das Volleyballfeld aus und muss komplett erneuert werden. „Kurz darauf fällt der Startschuss für die Sanierung des Kinderaußenbeckens“, sagt Jens Böhm. Nach mehr als 30 Jahren sei auch hier eine Sanierung dringend notwendig. Etwa 1,5 Millionen Euro will der Eigenbetrieb hier investieren. Das größte Projekt startet erst im April 2019 und betrifft das Leuze-Foyer, das im großen Stil auf Vordermann gebracht werden soll. „Nach 35 Jahren ist eine Sanierung insbesondere wegen der abgehängten Akustikdecke und der undichten Fassade erforderlich“, erklärt Böhm. Mit dessen Modernisierung sollen gleichzeitig die Besucherströme optimiert werden. „Ein Shop soll den Eingangsbereich zusätzlich aufwerten.“

Bereits in einigen Tagen soll die 100-Grad-Sanua, die kurz nach Weihnachten geschlossen werden musste, wieder in Betrieb genommen werden. Hier hatten sich Teile der Holzverkleidung gelöst, die momentan erneuert werden. Die Kosten: gut 20 000 Euro. „Vom 9. bis 15. April ist die turnusmäßige Schließzeit geplant“, so Jens Böhm. Neben der Beckengrundreinigung findet auch das Großreinemachen in allen Saunen, dem kompletten Außenbereiche sowie im Parkhaus statt.

Millionen für Stuttgarts Bäder

In den vergangenen Jahren sind rund 80 Millionen Euro in die Sanierung der Stuttgarter Bäder geflossen. In diesem Betrag enthalten sind Instandhaltungskosten, die jährlich bei zwei Millionen Euro liegen. Hier die wichtigsten und teuersten Bau- und Sanierungsmaßnahmen:

2004: 365 000 Euro für Blockheizkraftwerke, unter anderem im Inselbad Untertürkheim.

2005: Insgesamt investierte der städtische Eigenbetrieb rund 1,3 Millionen Euro in seine Freibäder, darunter rund 460 000 Euro für die Sanierung der Filteranlage des Sprungbeckens im Untertürkheimer Inselbad.

2006: Das neue Kinderland im Leuze schlug mit 3,9 Millionen Euro zu Buche.

2007: FKK-Bereich und Terrasse im Inselbad kosteten rund 3,7 Millionen Euro, der Bau der Parkgarage beim Mineralbad Leuze 3,4 Millionen Euro.

2009: Die Sanierung des Leo-Vetter-Bads in Stuttgart-Ost kostete 3,1 Millionen Euro.

2010: Die gesamten Kosten lagen bei 5,8 Millionen Euro. Davon mehr als drei Millionen Euro für die Sanierung der Kursaalquellen und 2,3 Millionen Euro, um im Leuzebad eine neue Abwasseraufbereitung zu installieren.

2011: Das Jahr stand finanziell im Zeichen des MineralBads Cannstatt, dessen Schwimmhalle für 3,84 Millionen Euro saniert werden musste. Die neue Winzersauna im Leuze schlug mit 2,56 Millionen Euro zu Buche.

2012: In das Leuzebad musste erneut mit 8,1 Millionen Euro kräftig investiert werden. Allein 5,23 Millionen Euro flossen in die Sanierung der Warmbadehalle. Ein neues Warmsprudelbecken kostete gut 800 000 Euro.

2013: Das Freibad Sillenbuch wurde für 1,7 Millionen Euro saniert.

2014: Das neue Dach für das Hallenbad Sonnenberg kostete 1,74 Millionen Euro, die Modernisierung des Freibads Killesberg 3,1 Millionen Euro.

2015: Der Sprungturm im Inselbad musste für zwei Jahre geschlossen und anschließend für 300 000 Euro saniert werden.

2016: In diesem Jahr wurde das Feuerbacher Hallenbad wegen der etwa zwölf Millionen Euro teuren Sanierung geschlossen. Im September startete dann die Generalsanierung des Mineralbads Berg, die fast 30 Millionen Euro verschlingen wird.

2017: Die Sanierung des Stadtbads Untertürkheim ist im September abgeschlossen. Für knapp eine Million Euro musste das Abwassersystem erneuert werden.

2018: Mit insgesamt 3,6 Millionen Euro sollen das Leuze-Foyer (ab 2019), die Sportfläche sowie der Kinderspielplatz und das Kinderaußenbecken auf Vordermann gebracht und modernisiert werden.

2019: Baubeginn für das gut 33 Millionen Euro teure Sportbad auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Areal an der Mercedesstraße. Geplante Fertigstellung und Eröffnung im Jahr 2021.