Die Musiker des Sextetts (von links): Ulrike Eickenbusch (Cello), Yu Zhuang und Dorothea Knell (beide Violine), Marko Milenkovic und Iiro Rajakoski (beide Viola) sowie Nikolaus von Bülow (Cello) strahlten nach ihrem Konzert im Kursaal Foto: Wenzel - Wenzel

Am Sonntagabend hatten sich sechs Mitglieder des Stuttgarter Kammerorchesters zusammengetan, um im Kursaal ein Streichkonzert zu geben.

Bad CannstattAm Sonntagabend hatten sich sechs Mitglieder des Stuttgarter Kammerorchesters zusammengetan, um im Kursaal ein Streichkonzert zu geben. Das Sextett begann mit dem Grande sestetto concertante aus dem Jahr 1808 und setzte damit eine 250 jährige Tradition der Hausmusik fort. Um 1800 war es durchaus üblich, besondere Orchester-Konzerte so umzuschreiben, dass sie auch im kleineren Kreis mit wenigen Instrumenten aufgeführt und weitergegeben werden konnten. Dies war auch mit Mozarts wunderbarer Sinfonia concertante Es-Dur (KV 364) aus dem Jahre 1779/80 geschehen, deren Adaption am Sonntag das sachkundige Publikum von „Cultur in Cannstatt“ begeisterte. Manche Gäste schätzten diese solistische Fassung sogar mehr als das Mozartsche Original.

Die Celli hatten nicht einfach nur den Part des Orchesters als Klangboden für solistische Virtuosität von Violine und Viola übernommen, sondern alle sechs Instrumente befanden sich in ständigem anregendem Dialog und partnerschaftlichem Austausch. So entfaltete sich ein lebendiges Klangerlebnis, das majestätisch ernst mit dem Es-Dur des ersten Satzes begann, die wehmütige Sehnsucht des Andantes durchlief und sich zum lebensfrohen Rondo öffnete, um sich dann übermütig zum mitreißenden Finale aufzuschwingen .

Auf dieses strahlende Zeugnis der höfisch-bürgerlichen Musikkultur des 19. Jahrhunderts ließen die eingespielten Solisten des Stuttgarter Kammerorchesters das atemberaubende Sextett H224 von Bohuslav Martinu folgen, das dem tschechischen Komponisten, der in Paris lebte, 1933 den amerikanischen Coolidge-Preis, Ruhm und lebensnotweniges Preisgeld einbrachte. Auch die Zuhörer im ausverkauften Saal waren hingerissen von dem tollen Stück und dem virtuosen Spiel mit Martinus eigenwilliger Tonalität, in das das wendige Sextett sogar Bigband-Klänge hineingehört hatte.

In klassischer Reinheit und strahlender Schönheit erklang nach der Pause das Streichsextett Nr. 2 G-Dur op 36 von Johannes Brahms, so wie es 1864 komponiert worden war. Die je zwei Violinen (Yu Zhuang, Dorothea Knell), Violen (Marko Milencovic, Iiro Rajakoski) und Celli (Nikolaus von Bülow, Ulrike Eickenbusch) überwältigten mit dem Zauber einer harmonischen Klangdramatik, die alle Alltagswelt vergessen machte. Und dann gab es auch noch als Zugabe Leo Weiners „Fuchstanz“ mit exquisiten Pusztaklängen.

Beim nächsten Sonntagskonzert im Kursaal am 22. April, 18 Uhr spielt das Duo Marin Smesnoi und Alexandra Neumann Werke von L. von Beethoven und César Franck. Karten gibt es unter der Telefonnummer 53 30 24.