Calogero Gambino mit dem Guiness-Zertifikat. Quelle: Unbekannt

Calogero Gambino hält mit 117,4 Dezibel den Guinness-Weltrekord im Pfeifen ohne Hände

Bad CannstattCalogero Gambino ist nervös, als er sich am 4. Mai zum SAE Institute aufmacht. Zwei Jahre hat er auf diesen Tag hingearbeitet. Wenn alles nach Plan läuft, stellt er im Tonstudio der privaten Universität in Feuerbach wenig später einen Guinness-Weltrekord in der Disziplin „Lautestes Pfeifen ohne Hände“ auf.

Immer wieder stellt er sich auf dem Weg dorthin die Frage, ob es reichen wird. Dass sein Pfiff außergewöhnlich laut ist, hat er unter anderem auf einem Wochenendausflug nach München eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Eigentlich wollte er nur einem Freund hinterherpfeifen, den er in der bayrischen Hauptstadt aus der Ferne entdeckt hat. Wenig später drehten sich jedoch nicht nur er, sondern alle Passanten, die vor ihm in der Fußgängerzone liefen, um. Einigen davon steckte der Schreck noch sichtlich in den Gliedern.

„Da ist echt Power dahinter“, sagt der 32-jährige Italiener, der in Bad Cannstatt geboren und aufgewachsen ist. Genug auch, um die Guinness-Organisation in London zu überzeugen? Im extra angemieteten Tonstudio gilt es, 115 Dezibel zu knacken, um überhaupt in die Sammlung der Engländer aufgenommen zu werden. Doch in dem schalltoten Raum – eine Grundvoraussetzung für den Rekordversuch – läuft es zunächst nicht rund. Das geeichte Messgerät, das Calogero Gambino von einer Spezialfirma im Schwarzwald geliehen hat und nun, wie von Guinness vorgegeben, zweieinhalb Meter von ihm entfernt steht, will einfach nicht weit genug ausschlagen. Die Anspannung steigt immer weiter. 112 Dezibel. Zu wenig, um einen Rekord aufzustellen. „Wir haben uns dann entschieden, eine Pause zu machen, frische Luft zu schnappen und es dann noch einmal zu versuchen.“

Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn die Versuche gehen an die Substanz. Doch Calogero Gambino nimmt noch einmal alle Kraft zusammen und haut richtig einen raus. Die beiden Tontechniker und ein Fachmann für Audio-Visuelles, die als unabhängige Zeugen fungieren, vernehmen den schrillen Pfiff selbst unter ihren Ohrschützern noch. 117,4 Dezibel. Er ist so laut, dass er auch direkt neben einem Presslufthammer oder einer Kreissäge zu hören wäre. Ein Weltrekord, mit dem er fast einem startenden Düsenjet in puncto Lautstärke Konkurrenz macht. „Viel wäre nicht mehr gegangen“, sagt der gelernte Bankkaufmann, der erleichtert ist, dass er es doch noch geschafft hat.

Zugleich gibt er zu, dass er für seinen Rekord nicht besonders viel geübt habe. „Einen Abend lang im Wohnzimmer, das war es aber auch.“ Er habe einfach schon immer extrem laut pfeifen können. „Einmal habe ich als Jugendlicher in einer Disco die Musik übertönt und lauter böse Blicke geerntet.“ Die spezielle Technik habe er von seinem Vater und seinem Bruder erlernt, im Wettstreit mit seinem Cousin habe er sie dann weiter verfeinert. Dazu hält er die Zunge in Richtung Oberkiefer und presst dann die Luft so stark wie möglich aus seinen Lungen durch die Lippen ins Freie.

Vor vier Jahren sei dem Sizilianer die Idee gekommen, einen Weltrekord aufzustellen. „Just for fun“, also aus reinem Spaß. „Ich war einfach überzeugt, dass ich es schaffen kann.“ 2017 habe er dann sein Vorhaben in die Tat umgesetzt und sich bei Guinness beworben. Bis er alle Vorgaben und Formalitäten der Organisation erfüllt hatte, vergingen weitere zwei Jahre. „Sollte mein Rekord jemals geknackt werden, würde ich dennoch nachlegen“, sagt Calogero Gambino. „Jetzt bräuchte ich auch weniger Vorlauf für einen neuen Versuch. Mittlerweile habe ich die notwendigen Kontakte.“

Laut pfeifen lernen

Lautes Pfeifen mit den Lippen: Zunächst sollte man die Lippen zu einem kleinen O formen. Anschließend gilt es, die Zungenspitze etwas zu rollen und hinter den unteren Schneidezähnen zu platzieren. Durch kräftiges Ausatmen wird ein tiefer Pfeifton erzeugt. Leichte

Veränderungen der Zungenposition sowie der Position des Unterkiefers verändern die Tonhöhe. Wenn man die Zungenspitze nicht hinter den Zähnen, sondern hinter der Unterlippe platziert, kann man einen höheren Ton erzeugen.

Laut Pfeifen ohne Lippen: Zunächst sollte man die Zungenspitze gegen die oberen Schneidezähne pressen und zwar gegen deren Kante. Zugleich müssen die weit ausgebreiteten Lippen, die sich eng an den Schneidezähnen befinden sollten, eine schmale Öffnung vorhalten. Alternativ kann die Zunge auch an den harten Gaumen im hinteren Mundbereich angelegt werden. Hier muss nur eine enge Öffnung freigelassen werden, durch die der Pfeifton entstehen kann.