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Trotz der Hinweisschilder auf ein Handyverbot in Krankenhäusern zeigen sich die Klinikverantwortlichen kulant – es sei denn, andere Patienten fühlen sich belästigt.

Bad CannstattIn jedem Krankenhaus sind sie an Türen und Wänden angebracht: kleine Zettel oder Aufkleber mit einem stilisierten Mobiltelefon. Die Botschaft ist unmissverständlich: Mobiltelefone sind verboten. Doch daran halten sich nur die wenigsten, denn ein komplettes Handyverbot – und da sind sich die Klinikverantwortlichen einig – ist selbst im Wartezimmer einer Notaufnahme unrealistisch.

Auch im Krankenhaus vom Roten Kreuz in der Badstraße gibt es noch Symbolschilder, die auf ein Handyverbot hinweisen. Doch Geschäftsführer Joachim Tretter sieht es realistisch, seine Mitarbeiter könnten nicht alle Patienten im Auge behalten. Worauf im DRK-Krankenhaus jedoch größten Wert gelegt wird, sei der Schutz der Privatsphäre der Patienten. „Es gibt Menschen, die kennen diesbezüglich leider keine Grenzen“, so Tretter. Das Fotografieren oder gar das Drehen eines Videos mit einem Smartphone, auf dem anderen Patienten zu sehen seien, sei natürlich verboten. Darauf achte das Personal.

Eine Vorgehensweise, wie sie auch im Robert-Bosch-Krankenhaus gepflegt wird. „Wenn Videos gedreht werden und sie sogar ins Internet gestellt werden, gehen wir dem nach“, betont der medizinische Geschäftsführer Marc Dominik Alscher, der insgesamt das Handyverbot an Krankenhäusern als einen „Spagat“ bezeichnet. Es existiert, aber von einer scharfen Umsetzung – sofern überhaupt möglich – nimmt das RBK genauso Abstand, wie die Verantwortlichen der Sportklinik in der Taubenheimstraße. „Wir haben bisher keine negativen Erfahrungen gemacht“, sagt Rebecca Kugele von der Verwaltung. Doch falls im Wartebereich sich ein Patient „zu laut mit einem Bekannten“ mit dem Handy unterhalten würde und andere sich belästigt fühlen, würde das Personal einschreiten.

In der St. Anna-Klinik herrscht offiziell ein Handyverbot in allen Bereichen, entsprechende Verbotsschilder sind im Klinikgebäude ausgehängt. „Doch wenn Patienten oder Besucher ihre Mobilfunkgeräte unauffällig nutzen, wird niemand dies explizit verbieten“, sagt Kliniksprecherin Katja Wagner. Selbstverständlich gebe es aber besonders geschützte Bereiche wie den OP, wo das Handyverbot auch tatsächlich umgesetzt wird. „Sollte jemand laut telefonieren oder andere durch seine Handynutzung stören, würde der Störer auf die Hausregel hingewiesen werden, so Wagner.

Im Stuttgarter Marienhospital ist man laut deren Sprecher Rainer Kruse gerade dabei, die Hausordnung zu überarbeiten. „Stand jetzt besteht formal noch ein Handyverbot, das aber nicht mehr gelebt wird.“ Die neue Hausordnung erlaube die Nutzung von Handys. Ausnahme seien sensible Bereiche wie OP und Intensivstation. Dabei gehe es aber weniger um die Handystrahlung: „Die Faustregel lautet: Besondere hygienische Anforderung bedeutet auch: keine Handynutzung“, sagt Kruse.

Im Klinikum Stuttgart ist man schon einen Schritt weiter: „Es existiert kein allgemeines Verbot“, sagt Sprecher Hartmut Kistenfeger. Die Befürchtung, medizinische Geräte könnten beeinträchtigt werden, gilt längst als wissenschaftlich überholt. „Das Klinikum baut das WLAN-Netz für seine Patienten sogar aus“, sagt Kistenfeger. Das Angebot zum Surfen im Internet werde zum Beispiel in der Kinderonkologie des Olgahospitals gern genutzt. Aber es gibt auch Tabuzonen. „Ausnahmen gibt es auf der Intensivstation. Hier bitten wir, elektronische Geräte auszuschalten, um Ruhe für die Patienten zu gewährleisten.“

Die Bandbreite ist also groß. Wer sich nicht sicher ist, ob und wo er in der Klinik telefonieren darf, der sollte zur Sicherheit einfach kurz nachfragen.