Die Stadtteilbücherei feiert im kommenden Jahr Geburtstag. Sie wird um 170 Quadratmeter erweitert. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Die Diskussion um frei werdende Räume im Gebäude Kneippweg 8 wurde schneller gelöst, als zunächst befürchtet. Sowohl die Stadtteilbücherei als auch die Kindertagesstätte werden vergrößert. Nachdem bereits der Wirtschaftsausschuss den Plänen zugestimmt hat, gab jetzt auch der Bezirksbeirat Bad Cannstatt grünes Licht.

Im Mai läuteten bei vielen Eltern der Kinder, die die Kita im Kneippweg besuchten, die Alarmglocken: Nach einer Begehung zum Brandschutz wurde klar, dass die Fenster im Dachgeschoss nicht verschlossen sein dürfen. Die neuen Brandschutzrichtlinien schreiben jetzt vor, dass die Fenster jederzeit geöffnet werden müssen. Aus Sicherheitsgründen hatten die Kita-Verantwortlichen die Fenster verriegelt und daneben einen Schlüsselkasten für den Notfall angebracht. „Das ist jetzt nicht mehr erlaubt“, sagte damals Katja Boos, die Elternbeiratsvorsitzende. Bis zum 15. September müssen die neuen Vorgaben umgesetzt sein. „Bei einem idealen Brandschutz kann aber keine ausreichende Kindersicherheit mehr gewährleistet werden“, fürchten die Eltern. Denn selbst bei einem guten Betreuungsschlüssel könnten die Erzieherinnen und Erzieher nicht alle Kinder jede Sekunde im Auge haben.

Die Lösung sahen die Eltern in der zweiten Gebäudehälfte. Dort betreibt der Caritasverband ein gemeindepsychiatrisches Zentrum, das im Februar 2018 jedoch in die ehemaligen Räume des Polizeipostens Duisburger Straße umzieht (wir berichteten). „Diese Räume im ersten Obergeschoss wären für uns die ideale Lösung sämtlicher Probleme im Dachgeschoss“, so Boos. Auch für die Kita insgesamt würden sich Vorteile wie Vereinfachung der Arbeitsabläufe, bessere Zusammenarbeit ergeben. Die 40 Plätze könnten dann in Ganztagesplätze umgewandelt und um die dringend benötigten Kleinkindplätze erweitert werden.

Doch mittlerweile hatte auch das Krankenhaus Bad Cannstatt Interesse beim Gebäude-Besitzer, der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebau GmbH, angemeldet. Jetzt war guter Rat teuer und die SPD-Gemeinderatsfraktion forderte einen Vergabeentscheid im Gemeinderat.

Seit 6. Oktober können die Eltern der Kitabesucher aufatmen. Der Wirtschaftsausschuss hat mit großer Zustimmung beschlossen, dass die 500 Quadratmeter der Caritas sowohl der Tageseinrichtung wie auch der Stadtteilbibliothek zugeschlagen werden sollen.

Momentan werden im Kneippweg 8 insgesamt180 Kinder im Alter von ein bis zwölf Jahren betreut. 40 davon im Dachgeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes, das im Jahr 1998 bezogen wurde.

Vor allem die älteren Bewohner des Quartiers Brenzstraße werden sich noch an den Streit um das ehemalige Wirtschaftsgebäude „4239“ des US-Hospitals erinnern. Das Regierungspräsidium hatte im Zuge der Aufsiedelung entschieden, dort Wohnungen zu bauen und das Gebäude abreißen zulassen. Der Grund: Eine Sanierung wäre zu teuer gekommen. Allerdings wurde damals falsch gerechnet und der Technikausschuss legte sein Veto ein. Damals saß noch der heutige Stadtkämmerer Michael Föll für die CDU auf den Fraktionsplätzen und war maßgeblich am Umdenken der Stadtverwaltung beteiligt. Das war 1995. Drei Jahre später und nach einer umfangreichen Sanierung wurde das einstige „4239“ von den neuen Nutzern, unter anderem neben der Kita auch die Stadtteilbibliothek, bezogen.

Fast 20 Jahre später werden jetzt beide Einrichtungen um 500 Quadratmeter vergrößert. Laut SWSG sind etwa 170 Quadratmeter für die Bücherei vorgesehen, der Rest für die Tageseinrichtung. Wie viele Plätze das sein werden und für welche Altersgruppe, das konnte SWSG-Geschäftsführer Samir Sidgi auf Nachfrage der Grünen natürlich noch nicht sagen. „Wir bauen um und die Stadt übernimmt die Kosten“, so Sidgi. Die liegen bei rund 500 000 Euro.