Seit Jahrzehnten wird der Zuckerleweg als Abkürzung missbraucht. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Auch der zweite Vorstoß, den Schleichverkehr im Zuckerleweg zu unterbinden, ist gescheitert. Der Gemeinderat lehnte in den Haushaltsberatungen den Antrag der Grünen ab, 75 000 Euro für elektrisch versenkbare Poller zu investieren.

Legal oder illegal, Schleichverkehr ist in Bad Cannstatt in vielen Wohnquartieren ein Plage. Ob im Espan, Sommerrain oder Seelberg, Anwohner wissen, was es heißt, wenn im Berufsverkehr jede Menge Autos mit Doppelkennzeichen vor ihrer Haustür vorbeidüsen. Eine beliebte Abkürzung ist seit Jahrzehnten auch der Zuckerleweg. Er ist klipp und klar als Anliegerstraße ausgewiesen, was viele Autofahrer allerdings nicht die Bohne interessiert und diese - sobald sich der Verkehr auf der Schmidener Straße in Richtung Cannstatter Altstadt staut - munter abkürzen und verbotswidrig in Richtung Hofener Straße fahren.

Vor sieben Jahren wagte die Verwaltung einen Vorstoß und präsentierte dem Bezirksbeirat eine Poller-Lösung. Zunächst zeichnete sich auch eine Mehrheit ab, denn Grüne, SPD und SÖS/Die Linken plädierten dafür. Doch damals gingen Anwohner auf die Barrikaden. Der Grund: Wegen der festen Poller mussten sie zum Teil einen erheblichen Umweg in Kauf nehmen, da die Ein- und Ausfahrt nur noch von oben oder unten möglich gewesen wäre. Massiven Widerstand gab‘s auch von den Wengerter, die sich in ihrer Arbeit behindert sahen. Angesichts der Kritik und Probleme wurde der Vorschlag abgelehnt. Der Zuckerleweg blieb offen und somit hieß es freie Fahrt für Schleicher. Es sei denn, die Polizei kontrolliert, was sich jedoch laut Revierleiter Thomas Engelhardt in Grenzen hält. Legen sich seine Beamten jedoch auf die Lauer, so hagelt‘s Bußgelder. 30 oder 40 Schleicher werden dann binnen einer Stunden zur Kasse gebeten.

2017 unternahmen die Grünen einen erneuten Anlauf. Ihr Vorschlag: versenkbare Poller. Deren Prinzip sei „anliegerfreundlich“, da sie per Fernbedienungen heruntergefahren werden können. Nachdem das Auto den Poller passiert hat, geht dieser automatisch wieder in die Höhe. Steht ein Fahrzeug auf dem Poller, bleibt er versenkt und kann in keinem Fall nach oben fahren. Natürlich haben die Polizei und Rettungsfahrzeuge eine Universalfernbedienung, die bei allen Durchfahrtssperren in Stuttgart einsetzbar sein sollen. Die Berechtigung für eine Fernbedienung erhalten Anwohner und Anlieger auf Antrag gegen eine einmalige oder jährliche Gebühr. Das Thema stand auch im Herbst auf der Tagesordnung des Bezirksbeirates, wurde allerdings verschoben. Bezirksvorsteher Bernd Marcel-Löffler wollte den Vorschlag zunächst intern mit den beteiligten Ämtern und der Polizei diskutieren.

Dennoch beantragten die Grünen 75 000 Euro für den Doppelhaushalt 2018/19. Mit dieser Summe hätten der Zuckerleweg und drei bis vier weitere Schleichstraßen mit elektrischen Pollern ausgestattet werden können. Das war dem Gemeinderat offenbar doch zu viel Geld, denn der Vorschlag wurde abgelehnt. Und wie geht es weiter? Für den Cannstatter Bezirksvorsteher ist die Debatte damit sicher noch nicht vorbei. „Allerdings spielt die Zukunft der ehemaligen Bettfedernfabrik schon eine gewichtige Rolle“, so Bernd-Marcel Löffler. Denn auf dem Areal am Fuße des Zuckerlewegs sollen einmal rund 130 Wohnungen sowie ein Kita gebaut werden. „Die Straße erhält somit einmal eine größere Bedeutung“, so Löffler. In diesem Zusammenhang könne man auch darüber nachdenken, den Status einer Anliegerstraße aufzuheben.

Allerdings ist die Bebauung des etwa zwei Hektar großen Gelände, dass nicht im städtischen Besitz ist, schon noch Zukunftsmusik. Im Herbst 2016 stimmte der Bezirksbeirat dem Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan zu. Zudem hat potenzielle Baugebiet heute noch insgesamt drei Besitzer. Mit den beiden, deren Grundstücke sich Ecke Hofener/Gnesener Straße befinden,ist die Stadt in Kaufverhandlungen.