Wenn an den Einsatzfahrzeugen Blaulicht und Martinshorn gleichzeitig eingeschaltet sind, müssen die anderen Verkehrsteilnehmer unverzüglich Platz machen Foto: dpa - dpa

Häufig ist es vor Einsatzfahrzeuge im Stadtbezirk schwer, durch den Verkehr zu kommen. Technische Lösungen sollen Abhilfe schaffen.

Bad Cannstatt Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat seine Rettungsdienste zum Thema Rettungsgassen befragt. Die Rückmeldungen ergaben, dass die Rettungsgasse in den meisten Fällen nicht funktioniert und die Helfer wertvolle Zeit verlieren.

Wenn die Einsatzfahrzeuge Blaulicht und Martinshorn gleichzeitig eingeschaltet haben, müssen die anderen Fahrzeuge unverzüglich freie Bahn schaffen. Dann gilt laut Straßenverkehrsordnung das Wegerecht für Einsatzkräfte. Das darf nur in Anspruch genommen werden, um Menschenleben zu retten, schwere gesundheitliche Schäden abzuwenden oder flüchtige Personen zu verfolgen.

Für die Einsatzfahrzeuge Platz zu machen, ist wegen des Verkehrs oft gar nicht so leicht. In Bad Cannstatt verschärfen nicht nur die steigende Anzahl von Autos, sondern auch zahlreiche Baustellen das Problem. Eine Stelle mit hohem Verkehrsaufkommen, die Christopher Haigis von der Feuerwehr auf Anhieb einfällt, ist der Bereich Neckartal-/Pragstraße. Hier stehen die Fahrzeuge oft dicht aneinandergedrängt im Stau. Insbesondere morgens und abends ist es nur schwer vorstellbar, wie Einsatzfahrzeuge von Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst sich hier ihren Weg Bahnen können. „Solche Bereiche versuchen wir, wenn möglich gleich von vorne herein zu umfahren“, sagt Haigis.

Um die Situation angesichts voller Straßen für Einsatzfahrzeuge zu verbessern, werden derzeit technische Lösungen entwickelt. Zum Beispiel wird die Steuerung der Ampelanlagen verändert. So kann eine Grünphase in der Fahrtrichtung der Einsatzfahrzeuge erzeugt werden. Konkret geschieht das bereits vor den Feuerwehrwachen in Stuttgart, zum Beispiel vor der Wache in der Mercedesstraße.

Auch die Verkehrsteilnehmer können dazu beitragen, dass die Einsatzfahrzeuge an kniffligen Verkehrsknotenpunkten durchkommen. „Wichtig ist, dass die Autofahrer aufmerksam sind und mitdenken“, sagt Haigis. „Und sich trauen, gegebenenfalls einige Zentimeter über die Haltelinie einer roten Ampel zu fahren, um Platz auf der Fahrbahn zu schaffen.“ Anders als auf der Autobahn gibt es in der Stadt unterschiedliche Möglichkeiten für Einsatzfahrzeuge: Zum Beispiel kann, sofern es der Verkehr zulässt, im Notfall auch auf die Gegenfahrbahn ausgewichen werden.

Voraussetzung für eine angemessene Reaktion der Verkehrsteilnehmer ist jedoch, dass Martinshorn und Blaulicht überhaupt wahrgenommen werden. Das habe sich in den letzten Jahren verändert, sagt Haigis. Aufgrund der technischen Entwicklung seien viele Autos heute so gut schallisoliert, dass die Fahrer die Sirenen oft erst spät wahrnehmen würden. Umso wichtiger ist es, dass sich Verkehrsteilnehmer hinterm Steuer nicht ablenken lassen und sich voll auf die Straße konzentrieren.