Der 51-jährige Andreas Rosar ist seit 25 Jahren Fotograf. Foto: Gökalp Quelle: Unbekannt

Von Erdem Gökalp

Der Gaskessel in Brand, Schafe auf der Fahrbahn, Jahrhundertbrand in der Geißstraße oder Amoklauf in Winnenden: Es gibt kaum ein Spektakel in Stuttgart und Umgebung, was Fotograf Andreas Rosar in den letzten 25 Jahren nicht vor der Linse hatte. Seit seinen Anfängen als Disco-Fotograf hat er sich zu einem etablierten Medien- und auch Unfallfotografen hochgearbeitet. Immer mit dem Finger am Auslöser seiner Nikon und einem offenen Ohr, wenn in der Ferne Polizeisirenen erklingen.

Zeit zum Ausruhen bleibt ihm wenig, denn sein Handy steht selten still. „Ich habe ein Netzwerk von Menschen in Stuttgart aufgebaut, die mich informieren, wenn irgendwo etwas Interessantes passiert“, sagt der Cannstatter. Meist fotografiert er auf Großveranstaltungen, wie dem Frühlings- und Volksfest, Festivals oder dem Sommerfest auf dem Schlossplatz. Viele Einlassbänder von vergangenen Veranstaltungen schmücken seinen Unterarm.

„Meine erste Kamera habe ich mit vier Jahren in der Hand gehalten“, so Rosar. Damals war es eine alte Kodak mit integriertem Blitz und Kassette. Angefangen hat er damit, Autos und Baustellen in seiner Freizeit zu fotografieren. In den 25 Jahren, in denen er professionell als Fotograf arbeitet, hat er die Stadt in ihren Hochs und Tiefs kennengelernt. Vor allem die 90er Jahren seien lukrativ für ihn gewesen. „Meinen Durchbruch hatte ich Anfang der 90er“, sagt er. „Damals gab es einen neuen Aufzug am Bahnhofsturm.“ Eigentlich wollte er nur Stuttgart aus der Vogelperspektive fotografieren. „Zufällig gab es an dem Tag eine Menschenkette mit Fackelträgern wegen einer Protestaktion“, sagt er. Von da an war sein Schicksal besiegelt. Denn das Foto konnte er für damals 100 Mark an die Bild-Zeitung verkaufen. Die Leidenschaft fürs Fotografieren war damit endgültig entfacht.

Unfälle, Brände und spektakuläre Ereignisse waren von da an sein Ziel. Nicht immer ein einfaches Unterfangen. Denn dort, wo es anderen den Magen umdreht, musste er professionell bleiben und das richtige Motiv finden. „Tote oder Leichenteile würde ich niemals fotografieren“, sagt er. Denn die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen müssen gewahrt werden. Auch wenn es die Kamera nicht einfängt, bleiben ihm manche Bilder besonders in Erinnerung. „Ich bin einmal zu einem Unfall gefahren, bei dem eine Frau verbrannt ist. Es war ein schrecklicher Anblick.“

Bei vielen ist sein Beruf negativ behaftet. Insbesondere nach dem Tod von Lady Diana im Jahr 1997 habe er einen Imageverlust erlitten. Die britische Kronprinzessin war nach einem Autounfall gestorben. Damals entstand der Verdacht, dass es nach einer Hetzjagd mit Paparazzi dazu gekommen ist. „Nachdem das passiert ist, wurden wir aufs Übelste beleidigt, wenn wir fotografiert haben“, sagt er. Auch geschlagen wurde er schon oder seine Kamera wurde ihm abgenommen. „Doch ich bin kein Paparazzo, die gehen eher mit großen Objektiven auf Promijagd.“

Inzwischen versucht er, mehr zu Ruhe zu kommen. „Ich mache Yoga und ziehe mich öfter in die Natur zurück.“ Längst springt er nicht mehr bei jeder Polizeisirene auf, die in der Ferne erklingt. „Vielleicht setze ich mich bald zur Ruhe.“ Das Geschäft sei nicht mehr so lukrativ, wie es früher einmal gewesen ist. Die Konkurrenz hat sich auch durch die zahlreichen Handyfotografen vermehrt. Am liebsten würde er nur noch Wetterereignisse fotografieren. Keine Toten und Brände mehr.