Die „Gum-Walls“, hier an der Haltestelle Badstraße, werden rege genutzt: Es kleben etliche Kaugummis auf dem Papier mit den Smileys. Foto: Jakob Henke - Jakob Henke

Sie sind lästig und ihre Beseitigung aufwendig: Das Problem von Kaugummi im öffentlichen Raum ist nicht neu. Seit einem Jahr können die klebrigen Hinterlassenschaften an Haltestellen auf sogenannten „Gum-Walls“ entsorgt werden. Die Bilanz fällt gemischt aus.

Bad CannstattSeit knapp einem Jahr hängen sie an den Stadtbahnhaltestellen Wilhelmsplatz, Badstraße, Mineralbäder, Ostendstraße und Stöckach: die „Gum-Walls“. Die kleinen Metallkästen mit den Smileys sollen die Verschmutzung der Bahnsteige durch Kaugummis reduzieren.

Die Idee hinter den „Gum-Walls“ ist denkbar einfach: In den gelben, grünen, roten oder blauen Kästen hängt ein buntes Papier, auf dem verschiedene Smileys gedruckt sind. Passanten können den Kaugummi einfach auf eines der lachenden oder weinenden Gesichter aufkleben. Der Papierbogen wird regelmäßig entsorgt. Dem Augenschein nach kommt das Angebot an: Nach anfänglichem Zögern drücken mittlerweile einige Passanten ihre ausgekauten Gummis auf. Wer das nicht will, kann den geschmacklos gewordenen Kaugummi auch einfach in die kleine Box unterhalb der Klebefläche einwerfen.

Für die Firma Schnabel Elektrotechnik, die die „Gum-Walls“ herstellt und bundesweit vertreibt, ist der Testlauf in Stuttgart ein voller Erfolg. „Die SSB hat schon eine neue Bestellung für weitere Haltestellen aufgegeben“, teilt Klaus Götz voller Stolz mit. Laut dem Vertreter des Mosbacher Unternehmens würden durch die Sammelbehälter 40 bis 60 Prozent weniger Kaugummis Böden oder Wände verschmutzen. Im Umkehrschluss bedeute das erhebliche Einsparungen bei der oft sehr aufwendigen Reinigung: Die würde die Kommunen pro Kaugummi zwei bis drei Euro kosten.

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) teilt die positive Einschätzung von Klaus Götz nicht ganz: „Eine maßgebliche Verbesserung der Sauberkeit an den Haltestellen ist nicht festzustellen“, sagt Hans-Joachim Knupfer von der SSB-Pressestelle. Insgesamt steige der Aufwand für die Entsorgung eher, ist die Erfahrung aus dem Testlauf mit acht Behältern an fünf Standorten. Vor allem, weil in der kleinen Box unterhalb der Klebefläche überwiegend andere Abfälle, wie Kippenstummel oder Taschentücher, landen. Dennoch plant der städtische Verkehrsbetrieb laut Knupfer „erneut eine kleine Anzahl dieser Wände vom Hersteller zu kaufen“. Die Entwicklung wolle man weiter beobachten.

In der Bevölkerung kommen die Behälter überwiegend gut an. Die Meinungen reichen von „immer noch besser so, als die Kaugummis auf den Boden zu spucken“ bis hin zu „es wäre schön, wenn das Konzept ausgeweitet wird“. Doch nicht alle sind von der Idee angetan. „Ich finde das eklig“, meint eine Passantin am Wilhelmsplatz. Für Klaus Götz gehört genau das zum Konzept: „Die Ekelreaktion führt zu einer Sensibilisierung für das Thema. Und das wiederum zum Überdenken des eigenen Verhaltens.“

Seit gut drei Jahren sind die „Gum-Walls“ auf dem Markt. Die Metallkästen gebe es bereits in zahlreichen deutschen Städten, darunter Duisburg, Frankfurt und Berlin, aber auch im Ausland, zum Beispiel in Dänemark oder den Niederlanden, sagt Klaus Götz. In Stuttgart hat die Firma die Behälter zudem auch am Flughafen hängen.