Pro Alt-Cannstatt hat dem berühmten Juristen und Dichter eine Tafel gewidmet. Quelle: Unbekannt

(uli) - Am kommenden Sonntag jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag von Wilhelm Ganzhorn, der als Jurist, Dichter und Altertumsforscher bekannt war und dessen Lied „Im schönsten Wiesengrunde“ heute noch zu den meistgesungenen Volksliedern gehört. Ganzhorn war auch zwei Jahre lang Oberamtsrichter in Cannstatt und wurde nach seinem Tod auf dem Uffkirchhof beerdigt. Der Verein Pro Alt-Cannstatt hat ihn in den Historischen Pfad aufgenommen. Sein Schild hängt am evangelischen Dekanat in der Wilhelmstraße 10.

Wilhelm Ganzhorn wurde 1818 in Böblingen als Sohn eines Schlossaufsehers geboren und verbrachte seine Jugend in Sindelfingen. Nach dem Besuch der Lateinschule wurde er auf das Stuttgarter Gymnasium gesandt, wo zu seinen Lehrer der schon berühmte Dichter Gustav Schwab gehörte.

Wie so viele Dichter war auch Ganzhorn Jurist von Beruf. Ab 1837 studierte er in Tübingen Rechtswissenschaft und wechselte 1840 an die Universität Heidelberg, wo der 22-Jährige zu dichten begann. Eine Sternstunde in seinem Leben war das zufällige Zusammentreffen mit dem Schriftsteller Ferdinand Freiligrath. Die damals geschlossene enge Freundschaft bestand bis zum Tode Freiligraths 1876.

Nach dem Bestehen der beiden juristischen Staatsprüfungen trat Ganzhorn in den Justizdienst ein und fand ab 1844 als Gerichtsaktuar in dem Schwarzwaldstädtchen Neuenbürg Arbeit. Hier entstand 1851 das Gedicht „Im schönsten Wiesengrunde“, auf das sich Ganzhorns Ruhm als Dichter gründet. Er dichtete es in 13 Strophen, von denen allerdings nur die erste und die schwermütigen beiden letzten volkstümlich wurden.

Ganzhorn war gerade einmal 36 Jahre alt, als er 1854 Oberamtsrichter in Aalen wurde. Bekannt wurde er fünf Jahre nach seiner Versetzung als „Oberamtsrichter von Neckarsulm“. Zunächst befasste er sich dort neben seinem Beruf vor allem mit Altertumsforschungen und führte zahlreiche archäologische Grabungen durch.

Zu seinen Freunden zählten die Dichter Justinus Kerner, Ferdinand Freiligrath und Joseph Victor von Scheffel. Daneben war er befreundet mit den Schriftstellern Berthold Auerbach, Hermann Kurz und Theobald Kerner. Für sie alle hatte er seinen Weinkeller in Neckarsulm mit den Fässerreihen zu einem besonderen Anziehungspunkt ausgestaltet und oft wurde ein Kellerumgang „mit lieblichem Gesang“ veranstaltet.

Oft besuchte er Ferdinand Freiligrath, der in den Jahren zwischen 1868 und 1876 meist in Cannstatt wohnte. Als Freiligrath einmal erkrankte, schickte er ihm einige Flaschen Wein und „verordnete“ ihm „alle Stund 50 Eßlöffel voll - aber nicht zum Einreiben“. Ganzhorn wurde auf eigenen Wunsch 1878 als Oberamtsrichter nach Cannstatt versetzt, das damals noch ein viel besuchter Kur- und Badeort war. Dort fungierte er ab 9. August als Oberamtsrichter, wobei es eine für Ganzhorn typische Anekdote zu erzählen gibt. Denn bevor er seine Funktion als Richter antreten konnte, galt es, die neue Wohnung zu besichtigen. Die war im damaligen Amtsgerichtgebäude (1825 erbaut) in der Wilhelmstraße 10 und wurde traditionell von Richtern genutzt. „Macht Sinn“, musste sich Ganzhorn gedacht haben, allerdings wollte er vom Gerichtsdiener nicht etwa Wohn- oder Schlafzimmer gezeigt bekommen. Wichtiger war: Wie sieht der Weinkeller aus? Nach einer Inspektion des Gewölbes fragte der Gerichtsdiener, ob er dem „Herrn Oberamtsrichter jetzt die Wohnung zeigen dürfe“, da meinte dieser lapidar: „Wenn der Weinkeller so schön ist, dann passt auch der Rest.“

Doch schon zwei Jahre später, am 9.September 1880, starb der kerngesunde Mann an einer Blutvergiftung infolge eines Furunkels. Unter großer Anteilnahme der Cannstatter fand auch er wie sein Freund Ferdinand Freiligrath seine Ruhestätte auf dem Uffkirchhof. Allerdings nicht in dessen Nähe, sondern an der gegenüberliegenden Westmauer des kleinen Friedhofes.