Der Gasballon wird für den Start vorbereitet. Vom Wasen aus ging die fünfstündige Fahrt in den Odenwald. Quelle: Unbekannt

Ballonsportgruppe Stuttgart hat neuen Gasballon getestet – Verein will mit ihm zur WM

Bad CannstattLeinen los, hieß es am vergangenen Montag auf dem Cannstatter Wasen. Ganz langsam und vollkommen lautlos hob exakt um 10.07 Uhr der Gasballon „D-OSTL“ von Stuttgarts ältestem Flugplatz ab. Für den Laien, der ihn wenig später am Himmel über Bad Cannstatt entdeckte, nichts Außergewöhnliches, schließlich finden dort regelmäßig Starts statt. Für Albrecht Munz von der Ballonsportgruppe Stuttgart stellte der 30. Dezember jedoch etwas Besonderes dar. „Es handelt sich um eine Jungfernfahrt unseres neuen Gasballons. Während es Heißluftballone wie Sand am Meer gibt, sind sie in Deutschland sehr selten geworden.“ Gerade einmal 30 Stück würden noch bundesweit existieren, zwei davon seien im Besitz des Cannstatter Vereins. „Der neue Ballon ersetzt allerdings den aus Altersgründen stillgelegten Vorgänger“, sagt Munz. Er hätte wahrscheinlich keinen TÜV mehr bekommen.

Vom Nachfolger verspricht sich der Verein einiges. Mit dem neuen Modell, der sich durch eine hohe Reißfestigkeit auszeichnet, verfüge man über einen der modernsten Ballone dieses Typs weltweit. „Damit sind wir wieder konkurrenzfähig.“ Ein Ziel sei, im Herbst beim Gordon-Bennett-Cup, also der Weltmeisterschaft, erfolgreich abzuschneiden.

Die traditionelle Taufe des neuen Ballons wird voraussichtlich erst anlässlich des Stuttgarter Frühlingsfests im April stattfinden. Von der Leistungsfähigkeit des neuen Ballons wollten sich 20 der 120 Vereinsmitglieder jetzt schon persönlich überzeugen. Sie fanden sich am Montag in den frühen Morgenstunden auf dem Wasen ein, um den neuen Aerostaten für seine erste Wasserstoffgasfüllung vorzubereiten und die entsprechenden Überprüfungen und Tests durchzuführen.

Dementsprechend wurde dann auch dem ersten Start entgegengefiebert. Alles lief wie am Schnürchen: Gefolgt von seinem wesentlich größeren, mit Heißluft gefüllten Bruder landeten beide Ballone nach rund fünf Stunden Fahrzeit in der Nähe von Mosbach im Odenwald. „Wir haben uns einfach treiben lassen“, sagt Munz, der wie jeder Privatflugzeugführer über einen Pilotenschein verfügt. Am Ziel wurden die Luftfahrzeuge von einem Transporter, der sie am Boden verfolgte, eingesammelt und nach Stuttgart zurückgebracht. Trotz des gleichen Sponsoren-Schriftzugs waren die beiden Ballone in der Luft leicht zu unterscheiden: Der kleinere Gasballon ist nicht birnenförmig, sondern kugelrund. „Aufgrund der Wasserstoff-Befüllung kann man mit ihm aber wesentlich länger fahren als mit einem Heißluftballon“, sagt Munz, der mit dem nun ausgemusterten Vorgänger zweimal die Alpen überquert hat und dabei in Höhen von bis zu 6000 Metern unterwegs war, um schließlich in der Po-Ebene zu landen. Es sind jedoch noch deutlich weitere Strecken möglich “, sagt der 58-Jährige, der die Begeisterung fürs Ballonfahren von seinem Vater hat. „Meinen Sohn habe ich ebenfalls angesteckt.“ Er hat Anfang 2019 in einem Gasballon rund 1300 Kilometer zurückgelegt. Von einem Flugplatz in Gladbeck, dort ist eine große Ballonsportgruppe beheimatet, ging es bis nach Valencia.

www.ballonsportgruppe-stuttgart.de